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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Stellung schlafen konnte, wenn er nur müde genug war. An einem Nachmittag, als sie sich von dem Gewaltritt erholten, den Wolf veranlaßt hatte, hörte er, wie Silk sich mit dem alten Mann und Tante Pol unterhielt. Seine Neugier behielt schließlich die Oberhand über seine Erschöpfung. Er raffte sich auf, um zuzuhören.
    »Sie ist eine Opportunistin«, meinte Wolf. »Sobald es irgendwo Aufruhr gibt, versucht sie, ihn zu ihrem Vorteil auszunutzen.«
    »Das bedeutet, daß wir uns sowohl mit den Nyissanern als auch mit den Murgos herumplagen müssen.«
    Garion öffnete die Augen. »Warum nennt man sie die Ewige Salmissra?« fragte er Tante Pol. »Ist sie sehr alt?«
    »Nein«, antwortete Tante Pol. »Die Königinnen von Nyissa werden alle Salmissra genannt, das ist alles.«
    »Kennst du die jetzige?«
    »Das ist nicht nötig«, erklärte sie ihm. »Sie sind alle genau gleich. Sie sehen alle gleich aus und handeln gleich. Wenn du eine kennst, kennst du sie alle.«
    »Sie wird von Y’diss schrecklich enttäuscht sein«, meinte Silk grinsend.
    »Ich denke mir, daß Y’diss inzwischen einen stillen, schmerzlosen Ausweg gefunden hat«, sagte Wolf. »Salmissra neigt dazu, mit Zorn zu übertreiben.«
    »Ist sie denn so grausam?« fragte Garion.
    »Nicht gerade grausam«, erklärte Wolf. »Nyissaner bewundern Schlangen. Wenn du eine Schlange reizt, wird sie dich beißen. Sie ist eine einfache Kreatur, aber sehr logisch. Sobald sie dich gebissen hat, trägt sie dir nichts mehr nach.«
    »Müssen wir über Schlangen sprechen?« fragte Silk gequält.
    »Ich glaube, die Pferde sind jetzt ausgeruht«, sagte Hettar hinter ihnen. »Wir können weiter.«
    Sie brachten die Pferde wieder in Galopp und preschten südwärts zum breiten Tal des Nedrane und nach Tol Honeth.
    Die Sonne schien warm, und die Bäume am Straßenrand knospten schon in diesen ersten Frühlingstagen.
    Die schimmernde Kaiserliche Stadt lag auf einer Insel mitten im Fluß, und alle Straßen führten dorthin. Sie war in der Ferne deutlich erkennbar, als sie über den letzten Hügelrücken kamen und in das fruchtbare Tal hinabsahen. Mit jeder Meile, die sie näher kamen, schien sie größer zu werden. Sie war ganz aus weißem Marmor erbaut und blendete das Auge in der Morgensonne. Die Mauern waren hoch und dick, und innerhalb der Stadt ragten Türme auf.
    Eine Brücke schwang sich anmutig über den dahinplätschernden Nedrane zu dem bronzenen Nordtor, wo eine glitzernde Abteilung von Legionären ständig Wache hielt.
    Silk zog seinen konservativen Umhang an, setzte die Kappe auf, reckte sich und gab seinem Gesicht den ernsthaften, geschäftsmäßigen Ausdruck, der eine innerliche Verwandlung andeutete, die ihn fast selbst glauben ließ, daß er der drasnische Kaufmann war, in dessen Identität er schlüpfte.
    »Euer Vorhaben in Tol Honeth?« fragte einer der Legionäre.
    »Ich bin Radek von Boktor«, sagte Silk in der zerstreuten Art eines Mannes, der sich innerlich mit Geschäften befaßte. »Ich habe sendarische Wolle bester Qualität.«
    »Dann willst du wahrscheinlich mit dem Inspektor des Zentralmarktes sprechen«, schlug der Legionär vor.
    »Vielen Dank.« Silk nickte und ritt durch das Tor voran in die breiten und bevölkerten Straßen der Stadt.
    »Ich glaube, ich reite besser zum Palast und unterhalte mich mit Ran Borune«, sagte Wolf. »Die Boruner sind zwar nicht die umgänglichsten Kaiser, aber die intelligentesten. Ich dürfte nicht allzuviel Mühe haben, ihn davon zu überzeugen, daß die Lage ernst ist.«
    »Wie willst du denn zu ihm vordringen?« fragte Tante Pol. »Es kann Wochen dauern, bis du eine Audienz bekommst. Du weißt doch, wie sie sind.«
    Meister Wolf verzog das Gesicht. »Ich könnte vielleicht einen zeremoniellen Besuch daraus machen«, sagte er, während sie ihre Pferde durch die Menge lenkten.
    »Und damit der ganzen Stadt mitteilen, daß du hier bist?«
    »Habe ich eine andere Wahl? Ich muß die Tolnedraner festnageln. Wir können es uns nicht leisten, daß sie neutral bleiben.«
    »Dürfte ich einen Vorschlag machen?« fragte Barak.
    »Im Moment höre ich auf alles.«
    »Warum suchen wir nicht Grinneg auf?« sagte Barak. »Er ist der cherekische Botschafter hier in Tol Honeth. Er könnte uns ohne sonderliches Aufsehen in den Palast und zum Kaiser bringen.«
    »Keine schlechte Idee, Belgarath«, meinte Silk zustimmend. »Grinneg hat genug Verbindungen, um uns rasch hineinzubringen. Ran Borune respektiert ihn.«
    »Dann bleibt nur

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