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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Hartnäckigkeit.
    »Nein«, sprach sie. »Das wäre auch nicht passend. Der Botschafter kann dir sicherlich einen Umhang leihen. Dann würdest du nicht ganz so auffallen.«
    »Wie du willst, Pol.« Wolf seufzte und gab sich geschlagen.
    Nachdem sie sich umgezogen hatten, stellte Grinneg seine Ehrengarde zusammen, eine finster aussehende Gruppe cherekischer Krieger, die sie durch die breiten Straßen Tol Honeths zum Palast eskortierten. Garion, völlig benommen von dem Reichtum der Stadt und ein bißchen schwindelig von dem halben Krug Bier, ritt schweigend neben Silk und bemühte sich, die riesigen Gebäude oder die reich gekleideten Tolnedrer, die mit ernsten Mienen in der Nachmittagssonne umherschlenderten, nicht allzu offenkundig anzustarren.

16
    D er Kaiserpalast stand auf einem Hügel mitten in der Stadt. Er bestand nicht nur aus einem einzigen Gebäude, sondern war umgeben von Gärten und Rasenflächen, auf denen Zypressen willkommenen Schatten spendeten. Um das Grundstück erhob sich eine hohe Mauer, die in regelmäßigen Abständen von Statuen geschmückt wurde.
    Die Legionäre am Palasttor erkannten den cherekischen Botschafter und schickten sogleich nach einem der Kämmerer des Kaisers, einem grauhaarigen Beamten in braunem Umhang.
    »Ich muß Ran Borune sprechen, Graf Morin«, sagte Grinneg zu ihm, während sie in dem marmorgepflasterten Hof hinter dem Tor absaßen. »Es ist sehr dringend.«
    »Selbstverständlich, Graf Grinneg«, willigte der grauhaarige Mann ein. »Seine Kaiserliche Hoheit freut sich stets auf eine Unterhaltung mit dem persönlichen Gesandten König Anhegs. Bedauerlicherweise ruht seine Majestät jedoch gerade. Ich kann euch wahrscheinlich irgendwann im Laufe des Nachmittags zu ihm bringen – spätestens morgen früh.«
    »Wir können nicht warten, Morin«, sagte Grinneg. »Wir müssen den Kaiser sofort sprechen. Am besten geht Ihr und weckt ihn.«
    Graf Morin sah ihn überrascht an. »Es kann doch wohl nicht so dringend sein«, meinte er tadelnd.
    »Ich fürchte doch«, antwortete Grinneg.
    Morin nagte nachdenklich an seiner Unterlippe, während er sie betrachtete.
    »Ihr kennt mich gut genug, um zu wissen, daß ich nicht leichtfertig darum bitten würde, Morin«, sagte Grinneg.
    Morin seufzte. »Ich habe großes Vertrauen in Euch, Grinneg. Also gut. Kommt mit. Bittet Eure Soldaten zu warten.«
    Grinneg gab seiner Garde einen Wink, dann folgten sie Graf Morin über einen weiten Hof zu einem Säulengang, der sich entlang eines Gebäudes zog.
    »Wie geht es ihm?« fragte Grinneg, während sie durch den schattigen Säulengang wanderten.
    »Seine Gesundheit ist immer noch gut«, antwortete Morin, »aber seine Laune wird in letzter Zeit immer schlechter. Die Boruner sind scharenweise von ihren Posten zurückgetreten und nach Tol Borune zurückgekehrt.«
    »Unter den gegebenen Umständen scheint das nur klug zu sein«, meinte Grinneg. »Ich vermute, daß eine gewisse Zahl von Todesfällen mit der Thronfolge einhergehen wird.«
    »Wahrscheinlich«, stimmte Morin zu, »aber seine Hoheit findet es recht beunruhigend, von Mitgliedern seiner eigenen Familie verlassen zu werden.« Er blieb vor einem marmornen Torbogen stehen, wo zwei Legionäre in goldgeschmückten Brustharnischen strammstanden. »Bitte laßt eure Waffen hier. Seine Hoheit ist in solchen Dingen etwas empfindlich – das versteht ihr doch sicher.«
    »Selbstverständlich«, sagte Grinneg und zog ein mächtiges Schwert unter seinem Mantel hervor und lehnte es gegen die Mauer.
    Die anderen folgten seinem Beispiel, und Graf Morin blinzelte überrascht, als Silk drei Dolche aus verschiedenen Stellen seiner Kleidung zog.
    Hervorragende Ausstattung gestikulierten die Hände des Kämmerers in den Bewegungen der geheimen Sprache.
    Unruhige Zeiten erklärten Silks Finger abweisend. Graf Morin lächelte schwach und führte sie durch das Tor in den darunterliegenden Garten. Der Rasen war gepflegt. Es gab leise plätschernde Springbrunnen, und die Rosenbüsche waren gut gestutzt. Sehr alt wirkende Obstbäume waren voller Knospen, die in der warmen Sonne kurz vor dem Erblühen standen. Spatzen zankten sich über Nistplätze auf den knorrigen Ästen. Grinneg und die anderen folgten Morin über einen gewundenen Marmorweg in die Mitte des Gartens.
    Ran Borune XXIII, Kaiser von Tolnedra, war ein kleiner, fast kahler älterer Mann, der einen goldfarbenen Umhang trug. Er saß in einem schweren Sessel unter einer blühenden Weinlaube und verfütterte

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