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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Leise schlüpften sie aus einer Hinterpforte und gingen durch die schmalen Gassen und Seitenstraßen, die Silk anscheinend immer finden konnte. Als sie das massive Bronzetor am Südrand der Stadt erreichten, wurde der Himmel im Osten langsam hell.
    »Nicht mehr lange«, antwortete der Legionär. »Wenn wir das andere Ufer deutlich sehen können.«
    Wolf grunzte. Er war am Vorabend recht angeheitert gewesen und litt heute morgen offensichtlich unter Kopfschmerzen. Er glitt aus dem Sattel, ging zu einem der Packpferde und trank aus einem ledernen Wasserschlauch.
    »Das wird dir auch nicht helfen, wie du wohl weißt«, sagte Tante Pol etwas schadenfroh.
    Er antwortete nicht darauf.
    »Ich glaube, heute wird ein schöner Tag«, sagte sie fröhlich und betrachtete erst den Himmel und dann die Männer um sich herum, die mit allen Anzeichen eines Katers in ihren Sätteln hingen.
    »Du bist eine grausame Frau, Polgara«, sagte Barak traurig.
    »Hast du mit Grinneg über dieses Schiff gesprochen?« fragte Meister Wolf.
    »Ich glaube schon«, antwortete Barak. »Ich meine, mich daran erinnern zu können, etwas derartiges gesagt zu haben.«
    »Es ist sehr wichtig«, sagte Wolf.
    »Was heißt das?« fragte Tante Pol.
    »Ich dachte, es wäre keine schlechte Idee, wenn ein Schiff an der Mündung des Waldflusses auf uns wartet«, sagte Wolf. »Wenn wir nach Sthiss Tor müssen, wäre es wahrscheinlich besser, dorthin zu segeln, als durch die Sümpfe von Nordnyissa zu reiten.«
    »Das ist wirklich eine gute Idee«, sagte sie anerkennend. »Ich bin erstaunt, daß du darauf gekommen bist, wenn ich an deinen Zustand gestern abend denke.«
    »Könnten wir vielleicht von etwas anderem sprechen?« fragte er etwas kläglich.
    Es wurde unmerklich heller, und vom Wachturm auf der Mauer erklang der Befehl, das Tor zu öffnen. Die Legionäre schoben den eisernen Balken zurück und schwangen das riesige Tor auf. Mit Mandorallen an der Seite ritt Silk durch das mächtige Tor auf die Brücke, die sich über den Nedrane spannte, voran.
    Gegen Mittag waren sie etwa fünfundzwanzig Meilen südlich von Tol Honeth. Meister Wolf hatte seine gute Laune wiedergefunden, wenn er auch immer noch ein bißchen empfindlich gegenüber der hellen Frühlingssonne zu sein schien und hin und wieder zusammenzuckte, wenn ein Vogel zu nah an seinem Ohr sang.
    »Hinter uns sind Reiter«, sagte Hettar. »Wie viele?« fragte Barak. »Zwei.«
    »Vielleicht nur gewöhnliche Reisende«, meinte Tante Pol. Die zwei Gestalten zu Pferd tauchten um eine Biegung hinter ihnen auf und hielten an. Sie sprachen kurz miteinander und kamen dann näher, wobei sie sich vorsichtig bewegten. Sie waren ein seltsames Paar. Der Mann trug einen grünen tolnedrischen Umhang, eine Kleidung, die fürs Reiten nicht sonderlich passend war. Er hatte eine hohe Stirn und sein Haar war sorgfältig gekämmt, um seine beginnende Kahlheit zu verbergen. Er war sehr hager, seine Ohren standen wie Segel vom Kopf ab. Bei der anderen Person schien es sich um ein Kind in Reisemantel mit Kapuze zu handeln, das ein Tuch vor dem Gesicht trug, um den Staub abzuhalten.
    »Guten Tag«, grüßte der dünne Mann höflich, als das Paar sie einholte.
    »Hallo«, erwiderte Silk.
    »Es ist warm für diese Jahreszeit, nicht wahr?« sagte der Tolnedrer.
    »Das haben wir auch schon festgestellt«, antwortete Silk.
    »Ob Ihr vielleicht etwas Wasser für uns übrig hättet?« sagte der dünne Mann.
    »Natürlich«, antwortete Silk. Er sah Garion an und deutete auf die Packpferde. Garion stieg vom Pferd und nahm einen der Wasserschläuche aus dem Gepäck. Der Fremde entfernte den hölzernen Stöpsel und wischte den Hals des Schlauches sorgfältig ab. Dann bot er den Schlauch seinem Begleiter an. Er nahm das Tuch vom Gesicht und betrachtete den Schlauch verblüfft.
    »So, Eure… äh… meine Dame«, erklärte der Mann, nahm den Schlauch, hob ihn mit beiden Händen und trank.
    »Ich verstehe«, sagte das Mädchen.
    Garion betrachtete sie genauer. Irgendwie kam ihm die Stimme bekannt vor, irgend etwas war an ihrem Gesicht. Sie war kein Kind mehr, obwohl sie sehr klein war, und ihr winziges Gesicht trug den Ausdruck verwöhnter Launenhaftigkeit. Garion war sich fast sicher, daß er sie schon irgendwo gesehen hatte.
    Der Tolnedrer reichte ihr wieder den Schlauch, und sie verzog bei dem harzigen Geschmack leicht das Gesicht. Ihr Haar war von einem bläulichen Schwarz. Schwache dunkle Spuren auf dem Kragen ihres Reisekleides zeigten,

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