Zauber der Schlange
aber die langbewimperten Augen blickten boshaft. Sie verbreitete den Eindruck von Überreife und einer überwältigenden sinnlichen Verderbtheit. Aus irgendeinem Grund errötete Garion heftig.
»Ich dachte, du wärst noch immer auf der Flucht«, sagte sie kokett zu Silk. »Die Männer, die ich hinter dir hergeschickt habe, waren sehr tüchtig.«
Silk verbeugte sich spöttisch. »Sie waren wirklich nicht schlecht, Bethra«, versicherte er ihr mit einem verschlagenen Grinsen. »Zwar nicht gut genug, aber auch nicht schlecht. Ich hoffe, du brauchtest sie nicht mehr.«
»Ich habe mich immer gefragt, warum sie nicht zurückgekommen sind.« Sie lachte. »Ich hätte es natürlich besser wissen müssen. Du hast es hoffentlich nicht persönlich genommen.«
»Selbstverständlich nicht, Bethra. Schließlich gehört es zum Beruf.«
»Ich wußte, du würdest es verstehen«, sagte sie. »Ich mußte dich loswerden. Du hast meinen ganzen Plan zerstört.«
Silk grinste boshaft. »Ich weiß«, sagte er hämisch. »Und das nach allem, was du durchgemacht hattest, um ihn auszutüfteln – nicht zu vergessen den thullischen Botschafter.«
Sie verzog angewidert das Gesicht.
»Was ist überhaupt mit ihm geschehen?« fragte Silk.
»Er hat ein Bad im Nedrane genommen.«
»Ich wußte nicht, daß Thulls besonders gut schwimmen können.«
»Können sie auch nicht – schon gar nicht mit schweren Steinen an den Füßen. Nachdem du alles kaputtgemacht hattest, brauchte ich ihn eigentlich nicht mehr, und es gab ein paar Dinge, an die er sich meiner Meinung nach nicht zum rechten Zeitpunkt erinnern sollte.«
»Du warst schon immer klug, Bethra.«
»Was machst du jetzt?« fragte sie neugierig.
Silk zuckte die Achseln. »Ein bißchen hiervon, ein bißchen davon.«
»Die Thronfolge?«
»O nein.« Er lachte. »Ich weiß, daß ich mich nicht in so etwas hineinziehen lassen sollte. Auf wessen Seite stehst du?«
»Möchtest du es gerne wissen?« Silk sah sich um, seine Augen wurden schmal. »Ich könnte ein paar Informationen gebrauchen, Bethra – natürlich nur, wenn du darüber sprechen willst.«
»Worüber, Silk?«
»Die Stadt scheint vor Murgos nur so zu wimmeln«, sagte Silk. »Falls du im Augenblick nichts mit ihnen zu tun hast, wüßte ich gern alles, was du mir von ihnen erzählen kannst.«
Sie lächelte ihn listig an. »Und was würdest du dafür bezahlen?« fragte sie.
»Könnten wir es nicht einfach berufliche Höflichkeit nennen?«
Sie lächelte verschlagen, dann lachte sie. »Warum nicht? Ich mag dich, Silk, und ich glaube, du gefällst mir noch mehr, wenn du in meiner Schuld stehst.«
»Ich werde dein Sklave sein«, versprach er.
»Lügner.« Sie überlegte einen Moment. »Die Murgos haben nie wirklich viel Interesse am Handel gezeigt«, sagte sie. »Aber seit ein paar Jahren kommen sie in Zweier- und Dreiergruppen her. Und im letzten Sommer kamen ganze Karawanen aus Rak Goska hier an.«
»Glaubst du, sie wollen die Thronfolge beeinflussen?« fragte Silk.
»Ich denke schon«, antwortete sie. »Plötzlich sind große Mengen roten Goldes in Tol Honeth in Umlauf. Meine Schatztruhen sind voll davon.«
Silk grinste. »Alles kostet eben.«
»Das tut es wirklich.«
»Haben sie sich einen Kandidaten herausgesucht?«
»Ich habe noch nicht herausfinden können, wen. Sie scheinen in zwei Fraktionen gespalten zu sein, und zwischen ihnen herrscht ziemliche Abneigung.«
»Das kann natürlich auch ein Trick sein.«
»Das glaube ich nicht. Ich glaube eher, der Zwiespalt hat mit dem Streit zwischen Zedar und Ctuchik zu tun. Jede Seite möchte die Kontrolle über den nächsten Kaiser gewinnen. Sie geben Geld aus wie Heu.«
»Kennst du einen, der Asharak heißt?«
»Ach der«, erwiderte sie. »Die anderen Murgos haben alle Angst vor ihm. Im Augenblick scheint er für Ctuchik zu arbeiten, aber ich glaube, er spielt sein eigenes Spiel. Ihm gehört praktisch der Großherzog Kador, und Kador steht dem Thron im Augenblick am nächsten. Das versetzt Asharak in eine sehr machtvolle Position. Das ist alles, was ich tatsächlich weiß.«
»Vielen Dank, Bethra«, sagte Silk respektvoll.
»Hast du vor, lange in Tol Honeth zu bleiben?« fragte sie.
»Leider nein.«
»Schade. Ich hatte gehofft, du kämst mich einmal besuchen. Wir könnten über alte Zeiten plaudern. Ich habe nicht mehr viele Freunde – oder liebe Feinde, wie dich.«
Silk lachte trocken. »Wie kommt das bloß«, sagte er. »Ich kann mir nicht denken, daß ich
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