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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Abends, als sie allein waren.
    »Ja, mein Lieber«, gab Tante Pol zu. »Lügen ist eine Kunst. Eine gute Lüge sollte nicht so ausgeschmückt werden. Sie muß noch sehr viel üben, wenn sie daraus einen Beruf machen will.«
    Schließlich, etwa zehn Tage nachdem sie Tol Honeth verlassen hatten, kam Tol Borune in der Nachmittagssonne in Sicht. »Es sieht so aus, als ob wir uns jetzt trennen müßten«, sagte Silk mit einer gewissen Erleichterung zu Jeebers.
    »Geht Ihr denn nicht in die Stadt?« fragte Jeebers.
    »Ich glaube nicht«, antwortete Silk. »Eigentlich haben wir dort nichts zu erledigen. Die üblichen Erklärungen und Durchsuchungen wären nur Zeitverschwendung – von der Höhe der Bestechungsgelder ganz zu schweigen. Wir werden um Tol Borune herumreiten und auf der anderen Seite auf die Straße nach Tol Rane treffen.«
    »Dann können wir noch ein Stück weiter mit Euch reiten«, sagte Ce’Nedra rasch. »Meine Verwandten leben auf einem Gut südlich der Stadt.«
    Jeebers starrte sie erstaunt an.
    Tante Pol lenkte ihr Pferd herbei und betrachtete das kleine Mädchen mit hochgezogener Braue. »Dieser Ort hier ist genausogut wie jeder andere, um uns ein bißchen miteinander zu unterhalten«, sagte sie.
    Silk sah sie rasch an und nickte dann.
    »Ich glaube, kleine Dame«, sagte Tante Pol, als sie alle abgestiegen waren, »daß jetzt die Zeit gekommen ist, uns die Wahrheit zu sagen.«
    »Aber das habe ich«, protestierte Ce’Nedra.
    »Ach, komm, Kind«, sagte Tante Pol. »Deine Geschichten waren ja sehr unterhaltsam, aber du hast doch nicht ernsthaft gedacht, daß jemand sie glauben würde, oder? Einige von uns wissen bereits, wer du bist, aber ich finde, wir sollten es offen sagen.«
    »Ihr wißt?« stammelte Ce’Nedra.
    »Natürlich, Kleines«, sagte Tante Pol. »Willst du es ihnen sagen, oder soll ich es tun?«
    Ce’Nedra ließ die Schultern sinken. »Sag ihnen, wer ich bin, Meister Jeebers«, befahl sie leise.
    »Haltet Ihr das wirklich für klug, meine Dame?« fragte Jeebers nervös.
    »Sie wissen es sowieso schon«, antwortete sie. »Wenn sie uns etwas antun wollten, hätten sie es längst tun können. Wir können ihnen vertrauen.«
    Jeebers holte tief Luft, dann begann er ziemlich förmlich: »Ich habe die Ehre, Euch ihre Kaiserliche Hoheit, Prinzessin Ce’Nedra, Tochter Seiner Kaiserlichen Majestät, Ran Borunes XXIII. vorzustellen, das Juwel des Hauses von Borune.«
    Silk pfiff, und seine Augen weiteten sich einen Augenblick. Die übrigen zeigten ähnliche Anzeichen der Überraschung.
    »Die politische Situation in Tol Honeth ist viel zu unbeständig, zu gefährlich geworden, als daß Ihre Hoheit sicher in der Hauptstadt hätte bleiben können«, fuhr Jeebers fort. »Der Kaiser hat mich beauftragt, seine Tochter heimlich nach Tol Borune zu geleiten, wo die Mitglieder der Borunefamilie sie vor den Anschlägen und Machenschaften der Vorduvier, Honether und Horbiter schützen können. Ich bin stolz darauf, daß ich diese Aufgabe ausgezeichnet ausgeführt habe – mit Eurer Hilfe natürlich. Ich werde Eure Unterstützung in meinem Bericht erwähnen – als Fußnote vielleicht oder sogar als Anmerkung.«
    Barak zupfte an seinem Bart, seine Augen blickten nachdenklich. »Eine Kaiserliche Prinzessin reist durch halb Tolnedra mit nur einem Lehrer zu ihrem Schutz?« fragte er. »Zu einer Zeit, wo man sich auf den Straßen gegenseitig erstickt und vergiftet?«
    »Scheint ein bißchen riskant, nicht wahr?« stimmte Hettar ihm zu.
    »Hat Euer Kaiser Euch persönlich mit dieser Aufgabe betraut?« fragte Mandorallen Jeebers.
    »Das war nicht notwendig«, entgegnete Jeebers steif. »Seine Hoheit hat große Achtung vor meiner Urteilskraft und Diskretion. Er wußte, daß ich in der Lage wäre, eine sichere Verkleidung und eine gefahrlose Reiseart zu wählen. Die Prinzessin versicherte mich seines absoluten Vertrauens. Alles mußte natürlich mit äußerster Geheimhaltung geschehen. Deshalb ist sie mitten in der Nacht in meine Räume gekommen und hat mir seine Instruktionen mitgeteilt; deshalb haben wir auch den Palast verlassen, ohne jemandem zu sagen, was wir…« Seine Stimme versagte, und er starrte Ce’Nedra mit Entsetzen an.
    »Du kannst ihm genausogut die Wahrheit sagen, Kleine«, riet Tante Pol der kleinen Prinzessin. »Ich glaube, er hat es schon erraten.«
    Ce’Nedra hob arrogant das Kinn. »Die Befehle kamen von mir, Jeebers«, erklärte sie. »Mein Vater hatte nichts damit zu tun.«
    Jeebers wurde

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