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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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deutlich zu lesen. Drew und ich waren zu einem Ball eingeladen, den er auf seinem Anwesen gab.
    »Aber er kann doch gar nicht wissen, dass wir nach ihm suchen«, stammelte ich vor mich hin.
    »Das ist wirklich eigenartig«, sagte Drew. »Aber wenigstens haben wir jetzt ein konkretes Ziel.«
    Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass die beiden Männer zu uns herüberstarrten. Als ich mich zu ihnen umdrehte, verfielen sie jedoch augenblicklich wieder in ein geschäftiges Gespräch.
    »Meinst du, wir sollten hingehen?« Ich sah Drew fragend an.
    »Ich denke, wir sollten die Chance wahrnehmen. Auch wenn ich das Ganze etwas seltsam finde.«
    »Der Ball ist am Dienstagabend um acht Uhr in seinem Haus in Marlow. Welcher Tag ist heute?«, fragte ich.
    »Montag.« Er nahm mir den Brief wieder aus der Hand.
    »Das heißt, wir haben noch fast zwei Tage Zeit«, schlussfolgerte ich. »Hast du irgendeine Ahnung, wo Marlow liegt?«
    »Das ist so ungefähr auf halbem Weg zwischen London und Oxford.« Zwischen seinen Augen bildete sich eine Denkfalte. »Es ist übrigens ein Maskenball.«
    »Na toll«, schnaubte ich. »Ich dachte, wir wären schon verkleidet.«
    Drew schenkte mir ein kurzes, verständnisvolles Lächeln. Dann faltete er den Brief wieder zusammen und verstaute ihn in seiner Jackentasche.
    »Wir sollten so bald wie möglich aufbrechen«, sagte er. »Mit unserem Karren brauchen wir mindestens einen Tag bis nach Marlow.« Ich stocherte in den Resten meines Omeletts herum.
    »Von mir aus können wir los«, sagte ich.
    »Ok, dann geh ich mal kurz die Rechnung begleichen.« Er stand auf und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich sah ihm verträumt hinterher. Molly beobachtete uns mit einem wohlwollenden Lächeln. Ich sah, wie sie ihm noch einen weiteren, kleineren Zettel zusteckte. Er sah kurz darauf und steckte ihn dann in seine Westentasche. Auf seinem Weg zurück warf er einen Blick auf die beiden Männer. Der kleine Dicke bemerkte es und grinste schief. Dann drehte er sich wieder zu dem großen Schlaksigen um.
    »Was hat sie dir da eben für einen Zettel gegeben?«, fragte ich neugierig.
    »Die Quittung«, antwortete er. Ich sah ihn prüfend an.
    »Jetzt guck doch nicht so komisch. Ob du's glaubst oder nicht, so was gab es sogar schon bei den Römern. Wir sind hier im 18. Jahrhundert, nicht in der Steinzeit.«
    »Ist ja schon gut«, beschwichtigte ich ihn. »Ich war nur neugierig.«
    Als wir uns auf den Weg nach draußen machten, fühlte ich die Blicke der Männer im Rücken. Ich hielt mich dicht an Drew. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die beiden nicht ganz sauber waren.
    Ungefähr eine Viertelstunde später befanden wir uns mit unserem Karren wieder auf der Straße, unterwegs nach Marlow. Die Landschaft, durch die wir fuhren, sah aus wie im Bilderbuch. Saftig grüne Wiesen und Hügel säumten den Weg vor einem strahlend blauen Himmel. Überall wuchsen wilde Blumen in den unterschiedlichsten Farben und zauberten einen Regenbogen aus Blüten. Eine leichte Brise wehte von Osten und kühlte angenehm die Haut. Drew schien all das wenig zu beeindrucken. Er konzentrierte sich auf den Weg und pfiff dazu die Melodie eines Liedes, das die Musiker gestern Abend gespielt hatten. Ich erinnerte mich wieder daran und summte leise mit. Es war das Lied, zu dem Drew mich zum Tanzen genötigt hatte.
    Lange Zeit kam uns kein einziges Gefährt entgegen. Die Straße war praktisch wie ausgestorben. Erst gegen Mittag kam in der Ferne ein schwarzer Punkt in Sicht. Je weiter wir darauf zusteuerten, desto klarer wurden die Umrisse. Er schien sich jedoch nicht zu bewegen. Erst als wir nur noch wenige hundert Meter entfernt waren, erkannte ich, was es war. Dort stand eine Kutsche. Die Achse schien gebrochen zu sein und ein Rad lag daneben. Beim Näherkommen entdeckte ich noch etwas Anderes, das meine Aufmerksamkeit erregte. Neben der Kutsche lag ein Mädchen im Staub der Straße. Ich erkannte fast augenblicklich das feuerrote Haar und die zierliche Gestalt.
    »Drew, halt an, das ist Lilian!« Noch bevor Drew den Karren zum Stehen gebracht hatte, sprang ich herunter und lief zu ihr.
    »Violet, warte!«, rief Drew, doch ich hörte ihm nicht zu. Ich beugte mich zu ihr herunter. Ihr gesamter Körper war mit blauen Flecken und Schürfwunden übersät. Für einen kurzen Moment dachte ich, sie sei bereits tot, doch dann öffnete sie die Augen und ihre Lippen bewegten sich fast unmerklich.
    »Lilian, was ist passiert?«, fragte ich. Sie schien große

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