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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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frei?«
    »Ja, sicher. Zweite Tür, erster Stock. Kostet drei Pfund die Nacht.« Drew holte ein paar Münzen aus seiner Jackentasche und gab sie ihr. Im Austausch erhielt er einen langen, silbernen Schlüssel.
    »Ich bin Molly«, stellte sie sich uns herzlich vor und gab uns beiden die Hand. Sie hatte Schwielen an den Fingern. »Der Laden hier gehört mir.«
    Ich sah mich eingehend um. In einer Ecke baute gerade eine Handvoll Männer so etwas wie eine Bühne auf.
    »Was ist denn hier los?«, fragte ich neugierig.
    »Heute ist Irische Nacht«, verkündete sie. »Da wird den ganzen Abend nur getrunken, gelacht und getanzt. Wir sind in der ganzen Umgebung bekannt für unsere Feste, müsst ihr wissen. Das solltet ihr euch nicht entgehen lassen.«
    Ehrlich gesagt war ich ziemlich kaputt und mir war nicht nach feiern, aber ehe ich protestieren konnte, bestellte Drew jedem von uns etwas zu essen und ein Bier. Dann lotste er mich an einen freien Tisch. Erschöpft ließ ich mich nieder. Als das Essen kam, machte ich mich begierig darüber her. Es gab Schweinebraten mit Kartoffeln. Doch auch ein voller Magen konnte die Gedanken an zu Hause nicht vertreiben. Ich vermisste meine Eltern, mein eigenes Bett und sogar ein bisschen Tante Batty.
    »Du machst ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter«, bemerkte Drew.
    »Ich bin nur ein bisschen geschafft«, log ich. Er sollte nicht wissen, dass ich Heimweh hatte.
    »Das kann ich nachvollziehen«, seufzte er.
    Die Band stimmte das erste Lied an. Die Leute um uns herum schienen den Song zu kennen und stimmten singend und tanzend mit ein. Ich beobachtete sie, während ich an meinem Bier nippte.
    »Glaubst du, Lilian geht es gut?«, fragte ich, um von mir abzulenken.
    »Ich denke schon«, antwortete Drew. Er klang zuversichtlich.
    »Ich hoffe, dieser Typ hat sie nicht aufgespürt.« Bei dem Gedanken daran, dass Lilian seinetwegen noch einmal auf dem Scheiterhaufen landen könnte, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken.
    »Mach dir nicht so viele Sorgen. Sie wird schon irgendwo untergekommen sein.«
    »Hoffentlich hast du Recht«, sagte ich leise.
    »Natürlich habe ich Recht«, erwiderte er grinsend. »Und jetzt werden wir ein bisschen Spaß haben. Ich kann es nämlich nicht ertragen dich so missgelaunt zu sehen«, sagte Drew und griff nach meiner Hand. Ich wollte protestieren. Doch ehe ich mich versah, war er bereits aufgesprungen und hatte mich von meinem Hocker gezogen.
    »Tanz mit mir«, forderte er mich auf.
    »Dafür bin ich noch nicht betrunken genug«, antwortete ich abwehrend.
    »Das war keine Frage, Violet. Das war ein Befehl.«
    »Drew, ich kenne die Tanzschritte doch gar nicht«, protestierte ich.
    »Aber ich!« Ohne auf meinen erneuten Protest Rücksicht zu nehmen, nahm er meine Hand und wirbelte mich herum. Ich wusste zuerst gar nicht, wie mir geschah.
    »Lass dich einfach vom Rhythmus leiten, Violet«, hörte ich ihn sagen.
    Geschickt fing er mich auf und zog mich für einen kurzen Moment eng an sich, bevor er mich wieder schwungvoll von sich stieß und mich erneut im Kreis drehte. Die anderen Paare um uns herum tanzten ausgelassen und die Leute an den Tischen klatschten und johlten zum Takt der Musik.
    Nach und nach ließ ich mich von der Atmosphäre anstecken. Wem machte ich hier eigentlich etwas vor? Ich kannte all diese Leute nicht und sie kannten mich nicht. Und schon morgen würde sich keiner mehr an mich erinnern. Es war also egal, ob ich mich blamierte. Hier waren nur Drew und ich.
    Die Band stimmte ein neues Lied an. Ich beschloss meinen Stolz über Bord zu werfen und gab mich der Musik hin. Drew war ein begabter Tänzer und ich ließ mich bereitwillig von ihm führen. Man merkte, dass er irische Wurzeln hatte. Es lag ihm einfach im Blut. Während ich mit ihm tanzte, vergaß ich alles um mich herum. All meine Probleme und Sorgen. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt.
    »Du machst das doch ganz gut«, hörte ich ihn an meinem Ohr, als er mich erneut auffing.
    »Ich habe eben einen guten Lehrer«, erwiderte ich.
    Er hielt mich einen Augenblick länger fest, als nötig, und gab mir einen leichten Kuss auf die Wange. Obwohl es nur eine flüchtige Berührung war, spürte ich, wie ich rot wurde.
    »Willst du noch was trinken?«, fragte er.
    »Nein, aber ein bisschen frische Luft wäre, glaube ich, ganz gut«, antwortete ich. Mir war es hier drin auf einmal unheimlich heiß. Er nahm meine Hand und zog mich hinter sich her. Stück für Stück bahnten

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