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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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Dass ich von hier weg wollte, weit weg. Ich wollte alles hinter mir lassen. Auf meinem Weg durch das Gehölz hatte ich durch den Tränenschleier nicht besonders viel von meiner Umgebung mitbekommen. Ich war blindlings einfach immer weitergelaufen. Und dann auf einmal verlor ich den Boden unter den Füßen. Ich fiel und spürte einen stechenden Schmerz. Dann wurde es still um mich herum. Ich fühlte nichts mehr und meine Gedanken drifteten weit weg. Und jetzt lag ich hier am Flussufer und keuchte und japste nach Luft. Das Mieder meines Kleides schnürte mir dabei noch zusätzlich die Lunge zu.
    Nach und nach drang die Realität, oder das, was ich dafür hielt, in mein Bewusstsein zurück. Ich öffnete die Augen und sah Anthony. Er war ein Stück zurückgewichen, als ich mich aufsetzte. Als ich ihn sah, stiegen mir erneut die Tränen in die Augen. Ich versuchte dagegen anzukämpfen. Er sollte nicht sehen, dass ich heulte. Doch es war schon zu spät. Wie Sturzbäche rannen mir die Tränen die Wangen herunter. Ich drehte mich weg, doch in diesem Moment schloss er seine Hand um mein Handgelenk und zwang mich ihn anzusehen.
    »Violet, bitte wein' doch nicht.«
    Ich versuchte mich aus seinem Griff zu lösen, doch ich war nicht stark genug und meine Arme waren noch taub vom eiskalten Wasser. Erst jetzt spürte ich, wie kalt es hier draußen war. Ich fror, und die Sterne, die ich vor kurzem noch so bewundernswert fand, schienen mich jetzt zu verspotten. Ich wollte einfach nicht glauben, dass Drew Recht hatte.
    »Lll… lllass mich ll… los …«, klapperte ich mit den Zähnen.
    Wider Erwarten löste sich sein Griff um mein Handgelenk. Ich wollte aufstehen und weglaufen, aber meine Beine waren zu schwach. Mein Körper gehorchte mir einfach nicht. Wut stieg in mir auf. Wut auf Drew. Wut auf meinen Großvater. Wut auf mich und meine verdammte Neugier. Ich wollte einfach nur allein sein und mich und mein beklagenswertes Schicksal bejammern.
    Eine Weile verbrachten wir damit uns anzuschweigen. Anthony beobachtete mich und mir blieb nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass dieser Albtraum bald ein Ende haben würde.
    »Wir müssen weg von hier und du musst aus den nassen Sachen raus«, sagte er schließlich und blickte über seine Schulter zurück in die Dunkelheit. Bevor ich etwas erwidern konnte, stand er auf und zog mich auf die Füße.
    »Kannst du laufen?«, fragte er.
    »Selbstverständlich kann ich laufen«, entgegnete ich barsch.
    Er ließ mich los, doch schon bei meinem ersten Schritt geriet ich ins Wanken.
    »Ja, das sehe ich«, hörte ich ihn sagen. Dann spürte ich einen Ruck und mein Körper wurde in die Luft gehoben. »Ich denke, es ist besser, wenn ich dich trage«, sagte er und lächelte verschmitzt. Offensichtlich belustigte es ihn, dass ich hilflos war.
    »Wo genau willst du denn hin?«, fragte ich trotzig. »Wir sind hier mitten im Nirgendwo«.
    »Du bist hier mitten im Nirgendwo. Ich hingegen kenne mich hier aus.«, verbesserte er mich. Dann lief er los. Nach einer Weile wurden seine Schritte bestimmter und schließlich blieb er stehen.
    »Wir sind da«, verkündete er feierlich. Ich sah mich um, doch ich konnte nichts erkennen. Der Wald um mich herum war einfach zu dunkel. Anthony ließ mich runter und nachdem er sichergestellt hatte, dass ich stehen konnte, verschwand er in der Dunkelheit. Ich fasste es nicht. Er hatte mich mitten in den Wald geschleppt, um dann einfach zu verschwinden.
    »Komm hier rüber«, hörte ich ihn plötzlich sagen.
    »Wo ist hier?«, fragte ich irritiert.
    »Geh einfach ein paar Schritte geradeaus und schließ die Augen«, kam die Antwort.
    Ja klar, und dann würde ich wahrscheinlich in ein tiefes Loch fallen oder so etwas Ähnliches und er würde mir den Ring abnehmen und mich dort zurücklassen und verrotten lassen. Das hatte sich der Herr ja fein ausgedacht.
    »Was soll dieser Blödsinn?« fragte ich ungehalten.
    »Schließ einfach die Augen.« Ich hörte seine Schritte näher kommen. Dann umfasste er mit einer Hand die meine und legte mir die andere Hand über die Augen.
    »Warum kannst du nicht einfach mal das machen, was ich sage?«, fragte er und führte mich ein Stück weit geradeaus. Blätter raschelten und Holz knackte. Urplötzlich umfing mich eine wohlige Wärme. Anthony nahm die Hand von meinen Augen. Wir standen im Flur eines recht einfachen, aber dennoch gemütlichen kleinen Hauses. Direkt vor mir führte eine hölzerne Treppe in ein weiteres Stockwerk. Ungläubig

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