Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
Vom Netzwerk:
ist oder war zu irgendjemandes Besten. Du hast zwei Menschen das Leben in ihrer Zeit genommen. Anthony musste die letzten Jahre hier im achtzehnten Jahrhundert verbringen. Gott weiß, was er alles durchgemacht hat. Du tickst doch nicht ganz richtig.« Ich hatte Mühe, meine Stimme unter Kontrolle zu halten. Da fiel mir plötzlich etwas auf.
    »In dem Kästchen, das ich gefunden habe, waren nur zwei Ringe. Wo ist der dritte geblieben? «, fragte ich und sah Drew misstrauisch an.
    »Er ist verschwunden«, sagte er.
    »Was meinst du mit verschwunden ?« Allmählich war ich mit meiner Geduld am Ende.
    »Man kann nur einen Ring auf seinem Zeitsprung mitnehmen. Deshalb habe ich, bevor ich damals zurückgesprungen bin, die beiden anderen Ringe an einer Stelle vergraben, von der ich dachte, dass sie niemand finden würde. Ich wollte zu einem späteren Zeitpunkt zurückkehren, um Anthony und deinen Großvater wieder zurückzuholen. Sie sollten doch nur begreifen, wie gefährlich das Zeitreisen ist. Leider ist dabei aber etwas schief gelaufen. Als ich nach meinem Sprung in die Gegenwart an der Stelle nachgesehen habe, wo ich sie quasi vor 300 Jahren vergraben hatte, war einer der Ringe bereits verschwunden.«
    »Und du bist nicht auf die Idee gekommen, ihn zu suchen?«, fragte ich.
    »Das wäre wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen gewesen. Woher hätte ich wissen sollen, wann genau er in den letzten 300 Jahren abhandengekommen ist?«
    »Du hättest doch einfach zu dem Tag zurückreisen können, an dem du die Ringe vergraben hast, um ein besseres Versteck für sie zu finden.«
    »Man kann nicht zwei Mal in denselben Zeitraum springen. Sonst besteht die Gefahr, dass man sich selbst über den Weg läuft. Das lässt der Ring nicht zu. Außerdem hatte ich zu große Angst, den beiden zu gestehen, was passiert war. Ich weiß selbst, dass das nicht besonders clever war.«
    »Das heißt also, irgendjemand läuft jetzt mit unserem Zeitreisering durch die Gegend und wir haben keine Ahnung wer, wann oder wo?«, fragte ich gereizt. Meine Stimme bebte. Drew stand das Unbehagen ins Gesicht geschrieben. Offenbar hatte er darauf keine passende Antwort parat.
    »Bedeutet das etwa auch, dass mein Großvater gar nicht tot ist, sondern irgendwo hier im Jahr 1707 lebt? Dass ich mit einer Lüge aufgewachsen bin?«, fuhr ich fort. Ich war jetzt außer mir.
    »Ich weiß es nicht. Und du solltest es besser auch nicht wissen wollen«, sagte er bestimmt.
    »Du bist wirklich das Letzte, Drew.« Ich war noch nie zuvor so wütend gewesen.
    Einige der umstehenden Leute drehten sich zu uns um. »Ich kann das einfach nicht glauben.«
    »Du weißt, dass ich Recht habe«, zischte er und hielt mich am Handgelenk fest.
    Ich entwand mich aus seinem Griff und verpasste ihm eine Ohrfeige. »Ich will dich nie wiedersehen, Andrew Greystone.«
    Mein Zorn schlug in blinden Hass um. Tränen der Wut und der Enttäuschung brannten mir in den Augen. Und dann rannte ich. Ohne mich noch einmal umzusehen, rannte ich blindlings durch die Menge, hinaus auf die Terrasse und hinein in die Dunkelheit.

KAPITEL 11
UNERWARTETE GESTÄNDNISSE

    »Violet … Violet … Violet, um Himmels Willen wach auf!«
    Die Stimme drang erst ganz leise, dann immer fordernder in mein Bewusstsein. Ich wollte nicht wieder in diesem Albtraum erwachen. Ich wollte zu Hause in meinem Bett in der Park Lane Nr. 8 aufwachen, in meinem rosa Nachthemd, in dem ich zugegeben aussah wie eine Sechsährige. Aber das war mir jetzt auch egal.
    «Violet, verdammt, komm zu dir!« Wieder hörte ich die fordernde Stimme. Und diesmal meinte ich, sogar so etwas wie den Anflug von Verzweiflung darin zu erkennen. Ich wollte nicht zurück. Nicht nach allem, was ich soeben erfahren hatte.
    Plötzlich spürte ich, wie mir jemand beide Hände auf die Brust legte und zudrückte.
    Ein Schwall Wasser sprudelte aus meinem Mund, als ich nach Luft ringend aus meiner Starre erwachte. Ich hustete und spuckte dabei noch mehr Wasser aus. Meine Lunge brannte.
    »Oh Gott, Violet, hast du mir einen Schreck eingejagt« hörte ich eine vertraute Stimme.
    Nachdem ich den halben Fluss wieder ausgespuckt hatte, so kam es mir jedenfalls vor, kehrte auch das Gefühl wieder in meine Glieder zurück.
    »Warum zum Teufel bist du in den Fluss gesprungen?«, hörte ich ihn fragen.
    War es ein Vorwurf oder hörte ich da so etwas wie echte Besorgnis?
    »Ich hab gedacht, du wärst tot. Violet, was hast du dir dabei gedacht!«
    Ja, was hatte ich gedacht?

Weitere Kostenlose Bücher