Zauber der Vergangenheit
Herzog-Titel eine Erfindung ist und dass du, genau wie er und ich, aus der Gegenwart kommst.«
»Nun ja, alles was er gesagt hat, entspricht der Wahrheit.«
Ich fiel aus allen Wolken. »Es stimmt?« Ich entzog ihm ruckartig meine Hand und rückte von ihm ab. »Und du hast es in der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal für nötig gehalten, mir das zu erzählen?«
»Das hätte doch nichts an der Situation geändert.« Dass er so ruhig dabei blieb, machte mich rasend.
»Darum geht es doch gar nicht, du Mistkerl. Du hast mir diese dämliche Herzog-Nummer vorgespielt und mich in dem Glauben gelassen, dass du mir helfen willst nach Hause zurückzukommen. Dabei geht es dir gar nicht um mich. Du hast gedacht, du kannst mich mit dieser bescheuerten Masche um den Finger wickeln. Und ich bin so blöd und vertraue dir auch noch, wo du doch ausgerechnet derjenige warst, der mir gesagt hat, dass ich das nicht tun soll. Ich bin so blöd.«
»Könntest du dich bitte ein bisschen beruhigen? Ich bekomme langsam Angst vor dir.«
»Gut so, vielleicht rückst du dann ja endlich mal mit der Wahrheit raus.«
«Ok, ok, du hast ja Recht. Als du vor einigen Tagen in mein Arbeitszimmer geplatzt bist, da hab ich gedacht, dass Emilia mal wieder irgend so ein unschuldiges Mädchen aufgegabelt hat, aber als ich dann Drew sah, der noch dazu behauptete, du seiest seine Cousine, da wusste ich sofort, dass da etwas nicht stimmte. Drew hat nämlich keine Cousine. Ich war neugierig. Deshalb bin ich euch gefolgt. Ich wollte ihn zur Rede stellen, aber das ging nicht, weil du ja immer an seiner Seite warst und ich nicht wusste, wie du zu ihm stehst und wie viel du weißt. Ich dachte mir, dass du sein wunder Punkt sein könntest. Ich wollte, dass er leidet, dass er erfährt, wie es ist, wenn einem etwas genommen wird.«
Langsam dämmerte mir die Erkenntnis. Ich war nur der Spielball in seinem kleinen, persönlichen Rachefeldzug gegen Drew gewesen. Ich hätte mich für meine eigene Dummheit ohrfeigen können. Wie hatte ich nur annehmen können, dass er ehrliches Interesse an mir hatte? Mir reichte, was ich gehört hatte.
»Ich denke, es ist besser, wenn ich jetzt gehe.« Ich machte Anstalten aufzustehen.
»Bitte nicht. Wo willst du denn hin? Bitte lass es mich erklären. Du verstehst das nicht.« Er stand auf und begann unruhig im Zimmer auf und ab zu gehen. Ich folgte ihm mit den Augen. Dann senkte ich den Blick leicht.
»Doch, ich verstehe das sogar sehr gut. Du hast mich nur ausgenutzt«, sagte ich niedergeschlagen.
»Violet, bitte …, es ist nicht so, wie du denkst. Ja, ich wollte dich dazu benutzen, um Drew eins auszuwischen, aber je näher ich dich kennengelernt habe, desto weniger konnte ich es. Bitte, das musst du mir glauben.«
»Und warum konntest du es nicht?« Ich sah ihn auffordernd an.
»Muss ich dir das wirklich noch erklären?«
»Ja, mich würde wirklich brennend interessieren, was deine Meinung so plötzlich geändert hat.« Ich war drauf und dran ihn einfach stehen zu lassen. Er machte einen Schritt auf mich zu. Er schien mit sich zu ringen. Ich hatte ihn noch nie so gesehen.
»An dem Tag, an dem euch Joshua Scotts Männer überfallen haben, als ich sah, wie dieser Kerl dir die Waffe auf die Brust gesetzt hat, da wusste ich nur, dass ich lieber sterben würde, als zuzulassen, dass dir etwas geschieht. Ich kann dir nicht sagen, warum. Ich weiß nicht, was du mit mir gemacht hast, und ehrlich gesagt macht es mir sogar ein bisschen Angst. Du bist die meiste Zeit so stur und unüberlegt. Du tust Dinge, ohne darüber nachzudenken, welche Folgen dein Handeln haben könnte. Du sagst, was du denkst, ohne dir Gedanken darüber zu machen, wen du damit vor den Kopf stößt. Alles in allem bist du, was das Gesellschaftliche angeht, einfach unmöglich. Und dennoch fühle ich mich unweigerlich zu dir hingezogen. Ich kenne dich erst seit vier Tagen und doch ist mir so, als kenne ich dich schon mein ganzes Leben lang. Jedes Mal, wenn ich dich ansehe, muss ich mich dazu zwingen stark zu bleiben und das fällt mir wirklich nicht leicht. Ich habe mir das nicht ausgesucht, weißt du. Es ist einfach passiert. Du hältst mich gefangen mit deiner Lebhaftigkeit und deinem Sinn für Humor. Du bist das mutigste Mädchen, das mir je begegnet ist, und wenn ich mit dir zusammen bin, fühlt es sich so an, als wäre ich wieder zu Hause. Und immer überleg ich, wie ich es dir am besten sagen kann, und frage mich, ob es dir genauso geht. Ich ertrage diese
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