Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
Vom Netzwerk:
verbeugte sich einmal kurz.
    »Vielen Dank für alles«, sagte ich und machte einen unbeholfenen Knicks.
    »Wir haben zu danken. Seit wir auf dem Land leben, ist Besuch so selten geworden. Da war uns Ihr Erscheinen eine willkommene Abwechslung. Bitte überbringen Sie Mrs Fellows unsere aufrichtigsten Grüße und Wünsche für ihr Wohlergehen.«
    »Das werden wir«, sagte Anthony und verabschiedete sich. Gemeinsam verließen wir das Haus von Mr und Mrs Conners. Anthony sah mich schweigend an, als wir nebeneinander hergingen.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Nichts. Ich bin nur ein wenig verwundert. So viel Heimtücke hätte ich dir gar nicht zugetraut.« Er klang tatsächlich überrascht.
    »Tja, da kennst du mich eben schlecht. Ich habe viele versteckte Talente«, sagte ich bewusst hochmütig. Er schüttelte den Kopf.
    »Du bist wirklich eine echte Harrison. Das muss ich dir lassen.«
    »Woher willst du das denn wissen? Du kennst meine Familie doch gar nicht.«
    »Ich kenne deinen Großvater. Du kommst ganz nach ihm. Er wäre sicher stolz auf dich und deine Leistung bei den Conners.« Der Sarkasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Ich habe einfach improvisiert. Es war eine spontane Idee«, versuchte ich mich zu rechtfertigen. »Ich hab nicht lange darüber nachgedacht. Und wie du siehst, hat es ja auch funktioniert.«
    »Das war reines Glück«, beharrte er.
    »Nein, das war Psychologie«, verteidigte ich mich.
    »Okay, Doktor Freud. Hast du denn auch eine geniale Idee, wie wir jetzt nach London kommen?«
    »Ehrlich gesagt nicht«, antwortete ich kleinlaut.
    »Hab ich mir gedacht«, sagte er. »Siehst du den großen Heuwagen da drüben?« Er zeigte auf einen riesigen mit Stroh beladenen Karren, vor den zwei Pferde gespannt waren. »Zufällig weiß ich, dass der heute noch in unsere Richtung fährt.«
    »Und woher weißt du das so genau?«
    »Weil das Land hier den Scotts gehört und die Bauern die Anweisung erhalten haben, alle entbehrlichen Erträge in die Stadt zu schaffen. Sie möchten als die großen Gönner des Wiederaufbaus gelten, um vor der Königin in einem guten Licht dazustehen. Sie erhoffen sich dadurch ihr Ansehen und ihre Macht zu steigern und in die höfischen Kreise aufgenommen zu werden.«
    »Wir können doch nicht einfach auf den Wagen klettern«, gab ich zu bedenken. »Was, wenn uns jemand sieht?«
    »Willst du lieber nach London laufen?«
    Ich dachte an unseren letzten Fußmarsch und besann mich eines Besseren. Vorsichtig schlichen wir uns an den voll beladenen Wagen heran und kletterten heimlich hinauf. Ich betete zu Gott, dass wir unentdeckt blieben. Kurze Zeit später klapperte irgendwo eine Tür. Die Pferde wurden unruhig und der Wagen schaukelte ein wenig hin und her, als der Bauer auf den Kutschbock kletterte. Anthony gab mir ein Zeichen, kein Geräusch zu machen. Manchmal hatte ich das Gefühl, er hielt mich tatsächlich für total bescheuert. Dann fuhr der Wagen an und unsere Fahrt ins Ungewisse begann. Ich drehte mich auf den Rücken und blickte zum Himmel hinauf. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt und die untergehende Sonne färbte die Wolken leicht rosa. Ich dachte an zu Hause und daran, dass ich meinen Großvater, den ich schon so lange so sehr vermisste, nun bald wiedersehen würde. Aber wie würde er auf mich reagieren? Er hatte mich das letzte Mal gesehen, als ich sechs Jahre alt gewesen war. Würde er mich überhaupt erkennen? Zahllose Gedanken schossen mir durch den Kopf.
    »Es wird schon alles gut gehen«, flüsterte Anthony mir zu, als hätte er meine Gedanken gelesen. Ich drehte den Kopf und sah ihn an. In seinem Blick lag feste Entschlossenheit und noch etwas, das ich nicht genau deuten konnte. Mein Blick wanderte fast automatisch von seinen Augen zu seinen Lippen. Schnell drehte ich mich wieder zurück. Ich atmete mehrmals tief ein und aus und sog den Geruch des Heus ein. Ich durfte mich nicht schon wieder von meinen Gefühlen beeinflussen lassen. Ich musste einen klaren Kopf behalten. Ich schloss die Augen und lauschte dem gemächlichen Rattern des Wagens, bis mir schließlich der feine Duft von Lavendel in die Nase stieg und mich müde machte.

KAPITEL 13
DIE GANZE WELT IST EINE BÜHNE

    Ich musste irgendwann eingeschlafen sein, denn ich erwachte, als Anthony energisch an meinem Arm rüttelte.
    »Violet … Violet, wach auf. Wir sind da«, flüsterte er. Noch etwas benommen stützte ich mich auf meine Ellbogen. »Na endlich! Komm wir müssen hier runter,

Weitere Kostenlose Bücher