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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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ging ein paar Schritte voraus. Ich rührte mich nicht vom Fleck.
    »Was ist denn?«, fragte er ungeduldig. »Willst du hier Wurzeln schlagen?«
    »Was macht dich so sicher?«, fragte ich.
    »Also, entschuldige mal, ich lebe in dieser Zeit«, antwortete er entrüstet. »Und, ob du es glaubst oder nicht, ich war schon öfter im Londoner Theater. Das gehört hier nämlich zum guten Ton.« Er schien mir meine Frage übel zu nehmen und so langsam die Geduld zu verlieren. Ich war wirklich ein bisschen erstaunt. Ich hätte nicht gedacht, dass er sich für so etwas überhaupt interessierte. In diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass ich generell nicht wirklich viel von ihm wusste. Ich wusste nur, dass er nicht hierher gehörte und dass er verdammt gut küssen konnte.
    »Warum starrst du mich so an?«, fragte er neugierig. Ich hatte es gar nicht bemerkt, aber mein Blick war an seinen Lippen hängen geblieben.
    »Oh, ähm … ich … ähm … ach nichts! Gehen wir lieber weiter. Je eher wir diese Mrs Fellows finden, desto besser, nicht wahr?«, stammelte ich und rauschte peinlich berührt an ihm vorbei in die Richtung, die er vorgeschlagen hatte.
    »Manchmal verstehe ich dich wirklich nicht«, bemerkte er mit einem leisen Seufzer.
    »Da sind wir ja schon zu zweit«, murmelte ich, so dass er es nicht hören konnte. Ich verstand mich nämlich die meiste Zeit auch nicht. Und seit wir hier gelandet waren, noch viel weniger. Trotzdem gab es da eine Sache, die mir keine Ruhe ließ. Nachdem wir eine Weile schweigend nebeneinander hergegangen waren, wagte ich einen Vorstoß.
    »Sag mal, darf ich dich mal was über dich fragen?«, begann ich.
    »Ja, sicher«, antwortete er. »Was willst du wissen?«
    »Vermisst du dein Leben in der Zukunft manchmal?«
    »Um ehrlich zu sein, jeden Tag«, gestand er.
    »Gibt es denn nichts, was dich … sagen wir mal … hier halten würde?«
    »Mit nichts meinst du wohl niemanden «, korrigierte er mich und lächelte leicht. Mist, erwischt! Ich spürte, wie ich rot wurde. »Ich habe keine Freundin«, beantwortete er meine Frage. »Das ginge auch gar nicht.«
    »Warum denn nicht?« Ich biss mir augenblicklich auf die Zunge. Das ging mich nun wirklich nichts an. Trotzdem wäre ich ihm am liebsten auf der Stelle um den Hals gefallen vor Freude.
    »Weil es den Lauf der Geschichte beeinflussen könnte. Wenn ich mich auf eine Beziehung einließe, dann würde dieses Mädchen nicht den Mann finden, der für sie bestimmt war. Der würde dann wieder eine andere heiraten und so weiter. Kannst du dir vorstellen, was das für eine Kettenreaktion auslösen würde?«
    »Das heißt, du hast noch nie ein Mädchen geküsst.«
    »Na ja, ich hab dich geküsst, wenn auch nur kurz«, sagte er und schenkte mir ein verlegenes Lächeln.
    »Stimmt, aber ich meine davor«, beharrte ich.
    »Ich glaube, das wird mir jetzt zu intim«, gestand er. Sofort verstummte ich und wich seinem Blick aus. Er griff nach meiner Hand. Ich sah in seine tiefseeblauen Augen.
    »Mit dir war es wirklich schön«, sagte er und kam dabei mit seinem Gesicht so nahe an mich heran, dass ich die kleinen, hellblauen Sprenkel auf seiner Iris erkennen konnte. Ein Blick in seine Augen war, wie in ein unendlich tiefes Meer einzutauchen. Sachte strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Beinahe vergaß ich zu atmen. Mein Herz schlug wie eine Trommel immer schneller von innen gegen meine Brust. Ich schloss die Augen und wartete auf die Berührung seiner Lippen, doch stattdessen zog er sich wieder zurück und gab mich frei.
    »Wir sollten uns wirklich auf die Suche nach Mrs Fellows machen«, sagte er und ließ mich stehen. Ich öffnete die Augen und begann wieder zu atmen. Was war das denn? Irgendwie wurde ich aus Anthony nicht schlau. Den einen Tag küsste er mich überraschend, den anderen Tag tat er wieder so, als sei ich ihm egal, und dann flirtete er wieder mit mir und ließ mein Herz höher schlagen, nur um mich gleich wieder fallen zu lassen. Er war genau die Sorte Mann, vor der meine Mutter mich immer gewarnt hatte.
    Nach einigem Geschiebe und Gedränge durch die verstopften Straßen, blieb Anthony schließlich vor einem Haus stehen.
    »Hier ist es«, sagte er und deutete auf ein kleines, unscheinbares Schild über der Tür.
    »Das ist ja wirklich niedlich. Wie soll man das denn erkennen?«, fragte ich.
    »Wer sich fürs Theater interessiert, weiß, wo es ist. Alle anderen sollten sowieso lieber draußen bleiben«, bemerkte er.
    »Klingt eher wie

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