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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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Text noch fehlerfrei in Erinnerung hatte. Irgendwie hatten sich die Worte einfach in meinem Kopf geformt. Gironimo fielen fast die Augen aus dem Kopf.
    »Fantastisch, Miss VioletHarrison! Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht zum Theater zu gehen? Junge Talente wie Sie sind uns stets willkommen.«
    »Nein, ehrlich gesagt nicht«, antwortete ich. »Ich bin nicht gut vor Publikum.«
    »Das ist aber jammerschade. Sie würden eine wundervolle Julia abgeben. Finden Sie nicht auch, Mr Clark?«
    »Ich denke, die Rolle der Katharina würde ihr besser stehen«, sagte er.
    Ich hatte den Seitenhieb wohl bemerkt. Katharina war nämlich die eigensinnige Tochter des Baptistas in dem Stück Der Widerspenstigen Zähmung . Ich ließ mir jedoch nichts anmerken. Seine verkappten Anmachversuche konnte er sich sparen.
    »Nun, wie dem auch sei, lassen Sie uns in meine Garderobe gehen. Dort sind wir weitestgehend ungestört und können uns in Ruhe über Ihr eigentliches Anliegen unterhalten.« Sie bedeutete uns, ihr zu folgen. Plötzlich war Anthony an meiner Seite.
    »Woher kennst du den Text von Hamlet?«, raunte er mir zu.
    »Aus der Theatergruppe in der Schule. Ich hab da mal Polonius gespielt«, gab ich zurück.
    »Jetzt wird mir so einiges klar«, bemerkte er mit einem vielsagenden Augenrollen. »Aber warum warst du ein Mann?« Weil Patricia Lewis und ihre dämlichen Freundinnen Papis Geld hatten springen lassen, um die Schulaufführung zu sponsern und mir nur deshalb die Rollen vor der Nase weggeschnappt hatten.
    »Weil die weiblichen Rollen schon besetzt waren und wir zu wenig Jungs hatten. Außerdem war das eine größere Herausforderung.« Das war ja nur halb gelogen.
    Wir betraten die Garderobe von Mrs Fellows. Sie besaß einen kleinen Schminktisch mit etlichen Puderdosen, Parfumfläschchen, Pinseln und Farben, die teilweise schon stark verschmutzt und ein wenig angetrocknet aussahen. Ich mochte mir gar nicht ausmalen, wie ihr Gesicht unter all dem Make-up aussah und war froh, dass wir sie während einer Probe erwischt hatten.
    »Ich erhielt am gestrigen Abend noch zu später Stunde einen Brief von meiner lieben Freundin Theodora, die mir Ihr Erscheinen ankündigte und mir schrieb, dass Sie auf der Suche nach Ihrem Großvater sind, Miss Harrison.«
    »Ja, das stimmt«, sagte ich. »Ich muss ihn unbedingt schnellstmöglich finden. Es handelt sich um eine Familienangelegenheit von höchster Dringlichkeit.«
    »Nun, ich denke, da kann ich Ihnen helfen«, sagte sie gönnerhaft.
    »Wirklich?« Ich wurde ganz aufgeregt.
    »Ich sah Robert gerade letzten Dienstag bei einer unserer Vorstellungen. Wir pflegten seit jeher eine sehr enge freundschaftliche Beziehung, doch seit mein lieber Mann von uns gegangen ist, kreuzen sich unsere Wege nicht mehr allzu oft. Die beiden haben sich immer zum Kartenspiel am Donnerstag getroffen. Victor war ein begnadeter Spieler«, sinnierte sie.
    »Stehen Sie denn noch im Kontakt mit meinem Großvater?«, fragte ich neugierig.
    »Oh ja. Er ist ein großer Bewunderer der Theaterkunst und insbesondere meiner Wenigkeit. Erst kürzlich sagte er mir, wie wundervoll ich als Ophelia gewesen sei. Meine Paraderolle, müssen Sie wissen.« Sie errötete ein wenig und fächerte sich mit einem kleinen, gelben Papierfächer Luft zu. Das war wieder einer dieser Momente: einfach nicken und lächeln!
    »Hat er Ihnen erzählt, wo er gerade beschäftigt ist? Mr Conners sagte, dass er hier in der Stadt an einem Projekt arbeitet«, fragte ich weiter.
    »Nun, eigentlich darf ich es nicht verraten, aber da Sie ja zur Familie gehören, ist es mir, denke ich, gestattet eine Ausnahme zu machen. Ihr Großvater wurde mit der Aufgabe betraut bei der Wiedererrichtung von St. Paul's mitzuwirken.«
    »St. Paul's?« Mir blieb der Mund offen stehen.
    »Nun ja, wie Sie sicher wissen, genießt er einen hervorragenden Ruf in seinem Handwerk. Er ist einer der besten Uhrmacher der Stadt, wenn nicht sogar der beste überhaupt. Es wundert mich nicht, dass er für eine solch verantwortungsvolle Aufgabe ausgewählt wurde.« Sie verlor sich in schwärmerischen Gedanken. Ganz offensichtlich hatte sie schwer etwas für meinen Großvater übrig.
    »Entschuldigen Sie, Mrs Fellows …«, mischte Anthony sich ein.
    »Ja, mein Junge?«
    »Verzeihen Sie mir, wenn ich Sie unterbreche, aber ich muss Sie dennoch fragen. Haben Sie eine Adresse von Mr Harrison für uns? Die Zeit drängt uns leider ein wenig.«
    »Natürlich. Er wohnt in der East Road. Das

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