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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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fünfte Haus auf der rechten Seite.«
    »Ist das weit von hier?«, fragte ich.
    »Nein, weit ist es nicht. Sie müssen nur ein Stück weiter die Straße hinaufgehen.«
    »Dann sollten wir uns schnellstmöglich auf den Weg machen.« Anthony stand auf und verbeugte sich höflich zum Abschied. Ich versuchte mich erneut an einem Knicks. Irgendwann würde ich den Bogen schon noch herausbekommen.
    »Warten Sie, Miss Harrison. Eines muss ich Sie einfach noch fragen. Wo haben Sie dieses fabelhafte Kleid erstanden?«, fragte sie.
    »Eine gute Freundin hat es für mich genäht«, antwortete ich.
    »Bitte, Sie müssen mir unbedingt ihren Namen verraten. Die Werke einer solch talentierten Schneiderin wären eine wahre Bereicherung für unser Theater.«
    »Sie würde sich sicher freuen das zu hören«, bemerkte ich mit einem Lächeln. »Ihr Name ist Rosemary Stewart. Sie verkauft ihre Kleider im Laden ihrer Schwester, Mrs Thomas, in Marlow. Ich habe sie gerade erst vor zwei Tagen dort getroffen. Mit ein wenig Glück ist sie vielleicht noch in der Stadt.«
    »Ich werde unverzüglich jemanden mit einer Nachricht zu ihr aussenden«, sagte Mrs Fellows und wurde mit einem Mal ganz aufgeregt. Eilig ging sie in ihrer Garderobe auf und ab wie ein aufgescheuchtes Huhn und durchwühlte einige ihrer Schubladen.
    »Wir müssen jetzt wirklich los«, wiederholte Anthony und nahm meine Hand.
    »Es hat mich gefreut«, rief ich ihr zu, doch sie hörte mich gar nicht mehr. Sie war bereits völlig in ihren Gedanken versunken.
    »Du erstaunst mich immer wieder«, bemerkte Anthony, als wir zurück auf die Straße traten.
    Ich zuckte nur mit den Schultern und schwieg. Was sollte ich dazu sagen?
    Bis zur East Road war es wirklich nicht weit. Wir waren keine zehn Minuten gelaufen, da standen wir auch schon vor besagtem Haus. Es sah jedoch nicht so aus, als sei es bewohnt. Die Fenster im Erdgeschoss waren allesamt blind und das Fenster im Dachgeschoss war zerbrochen. Nirgendwo gab es so etwas wie Vorhänge und auf dem Dach fehlten diverse Ziegel. Alles in allem sah es sehr baufällig aus. Und hier sollte mein Großvater leben? Ich konnte es mir nur schwer vorstellen. Anthony bemerkte meine Verwirrung und schmunzelte.
    »Das hätte ich mir denken können«, sagte er.
    »Was meinst du?«, fragte ich verwirrt.
    »Guck nicht so entsetzt. Du wirst schon sehen«, sagte er und ging die Stufen zur Tür hinauf.
    Ich verstand gar nichts. Er klopfte einmal laut und deutlich, dann noch einmal, doch es rührte sich nichts.
    »Es scheint niemand hier zu sein«, stellte ich fest.
    »Hmm … wahrscheinlich hast du Recht«, gab Anthony zurück. »Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht trotzdem ein bisschen umsehen können.« Ohne weitere Erklärung sprang er die Stufen wieder hinunter und lief ums Haus. Ich folgte ihm. Auf der Rückseite blieb er stehen und kniete sich auf den Boden. Mit schnellen Bewegungen grub er mit den Händen im Sand.
    »Was machst du da?«, fragte ich.
    »Ich suche den Hintereingang«, antwortete er. »Hier muss es irgendwo eine Luke geben.« Er hatte es kaum ausgesprochen, da kam unter dem ganzen Dreck ein Stück Metall zum Vorschein. »Na also, da haben wir es ja«, freute er sich und legte einen eisernen Ring frei. »Hilf mir mal«, forderte er. Gemeinsam zerrten wir daran, bis der Boden nachgab und einen hölzernen Flügel der Luke freigab.
    »Du zuerst«, sagte er und fasste mich an den Händen. Langsam ließ er mich durch den Schacht hinunter ins Innere des Kellergewölbes. Dann sprang er leichtfüßig hinterher, beinahe auf mich drauf, wäre ich nicht in letzter Sekunde zur Seite gesprungen. Es war stockduster hier unten und die Luft war furchtbar staubig.
    »Ich kann überhaupt nichts sehen«, sagte ich.
    »Brauchst du auch nicht.« Ich spürte Anthonys Hand an meinem Rücken. »Die Häuser sind alle ungefähr gleich aufgebaut. Die Tür nach oben müsste da drüben sein.« Er schob mich vorwärts. Ich war immer noch völlig blind.
    »Au …« Ich war volle Kanne gegen irgendetwas großes Hartes gelaufen.
    »Tschuldigung, das hab ich nicht gesehen«, sagte Anthony und nahm meine Hand.
    »Was du nicht sagst«, bemerkte ich spitz.
    Nun ging er voraus und ich tastete mich vorsichtig hinter ihm her. Plötzlich ergriffen meine Finger etwas Pelziges. Augenblicklich zog ich meine Hand erschrocken zurück und taumelte einige Schritte rückwärts. Dabei stolperte ich und fiel in einen Haufen Gerümpel, der scheppernd in sich

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