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Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Titel: Zauber der Versuchung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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noch viel weniger das leicht verruchte und unendlich wundervolle Lächeln ihres Vaters. Und sie wollte erst recht nicht, dass er sie sah, beobachtete, wie sie älter wurde, wie sie sich von ›schön‹ zu ›gut aussehend‹ und schließlich zu ›in ihrer Jugend galt sie als Schönheit‹ wandelte. Vor allem aber wollte sie nicht sehen, wie sich sein Blick mit jeder zufälligen Begegnung veränderte. Mit der Zeit würde all die Zuneigung verblassen, die sie jetzt darin erkannte, bis am Ende nur noch die vage Andeutung da war, dass sie sich einst kannten. Sogar für ihre Sünden war eine solche Strafe zu hoch.
    Aber sie würde ihr Leben weiterleben. Auch wenn eine Leere in ihrem Herzen bliebe, wo Gideon gewesen war, wenn sie ihr Abenteuer mit ihm nicht hinter sich lassen konnte, würde sie dennoch überleben. Sie hatte den Tod ihrer Eltern überlebt, die Untreue und die Vergewaltigung durch ihren Ehemann, seinen durch sie verschuldeten Selbstmord sowie zehn Jahre Schuldzuweisungen, Vorwürfe und Hass von seiner Schwester. Im Vergleich dazu war ein gebrochenes Herz nachgerade bedeutungslos.
    Der Schmerz indes war eine vollkommen andere Sache.

Vierzehntes Kapitel
     
    »Lady Chester ist hier, Mylord«, sagte Wells in einem neutralen Tonfall, der durch nichts verriet, dass jeder einzelne Bedienstete in Gideons Haushalt darauf vorbereitet war, jederzeit mit einem Besuch von Lady Chester zu rechnen.
    »Hervorragend.« Gideon hatte das Gefühl, in den drei Tagen, seit er Judith zuletzt gesehen hatte, zum ersten Mal wieder zu atmen. Genau genommen war es drei Tage, fünfzehn Stunden und siebenundzwanzig Minuten her, und er hatte geplant, noch einen weiteren Tag zu warten, bevor er in ihr Haus stürmte, sie in seine Arme nahm und ihr erklärte, dass er keinen einzigen Tag in seinem Leben mehr ohne sie verbringen wollte. »Führen Sie sie bitte herein.«
    Wells nickte und ging.
    Gideon stand auf und wollte zur Tür gehen. Dann blieb er stehen, trat vor seinen Schreibtisch und lehnte sich lässig dagegen. Von hier blickte er zum Kamin und überlegte, ob er lieber dort stehen sollte. Teufel noch mal, dachte er verärgert. Das war lächerlich! Was tat er nur? Gewiss, er war ungewöhnlich unsicher und sogar ein bisschen ängstlich, aber das war nicht anders zu erwarten gewesen. Der einzige Grund, weshalb er überhaupt gewartet hatte, war der, dass Helmsley und er sich darin einig gewesen waren, dass Judith selbst zu einem Entschluss kommen musste, wie sie sich ihr Leben vorstellte. Es war verflucht hart gewesen, geduldig zu sein und ihr Zeit zu lassen, aber Gideon wusste, dass es keine Zukunft für sie geben konnte, solange sie nicht mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen hatte.
    Offensichtlich hatte sie es jetzt, und dafür dankte er Gott.
    »Guten Tag, Lord Warton.« Judith kam ins Zimmer geschwebt, als wäre sie vollkommen sorgenfrei. Das war ein gutes Zeichen.
    »Guten Tag, Lady Chester.« Er lächelte nervös und nickte Wells zu, der diskret aus der Bibliothek ging und leise die Tür hinter sich schloss. »Judith«, sagte Gideon und schritt auf sie zu, um sie in die Arme zu nehmen.
    Sie reichte ihm die Hand. »Gideon.«
    Ihre Hand war ganz und gar nicht das, was er wollte. Trotzdem nahm er sie und hob sie an seine Lippen. »Ich habe dich mehr vermisst, als du dir vorstellen kannst.«
    Lächelnd zog sie ihre Hand zurück. »Wie freundlich von dir, das zu sagen.«
    »Ach ja?« Er betrachtete sie unsicher. War ihr unbeschwertes Auftreten am Ende doch kein gutes Zeichen. »Wir haben eine Menge zu besprechen.«
    »Dann hättest du vielleicht zu mir kommen sollen«, sagte sie freundlich und trat einige Schritte beiseite, als wollte sie auf Abstand zu ihm bleiben.
    »Ich hielt es für das Beste, wenn du – wenn wir – ein paar Tage in Ruhe über alles nachdenken, was wir gesagt haben.«
    »Eine sehr gute Idee. Genau dasselbe dachte ich auch. Und nun bin ich hier.« Sie strahlte ihn an. »Allerdings kann ich nicht lange bleiben. Ich habe noch mehrere Besorgungen zu machen, aber ich wollte mit dir reden.«
    Ihr Tonfall war freundlich, herzlich beinahe, und eindeutig unpersönlich. Ein schweres Gewicht legte sich Gideon auf den Magen. »Wolltest du?«
    »Ich glaube, ich muss mich bei dir entschuldigen, Mylord.«
    »Aha?« Er hob fragend eine Augenbraue. »Und wofür?«
    »Für eine Reihe von Dingen.« Sie lachte kurz auf. »Du hattest recht, weißt du. Mein Verhalten war irrational.«
    »Aus gutem Grund«, sagte er

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