Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
in ihren Gesichtszügen.
Tante Carol nahm Abigail den Fotoapparat aus der schlaff herabhängenden Hand.
Abbey holte Atem und versuchte, die Kontrolle über ihre Gefühle wiederzuerlangen. Ihr Schmerz war so heftig, die Erinnerung an Verrat, Angst und Leid, das ihr bis ins Mark gegangen war, als sie begriffen hatte, dass Aleksandr seine Liebe zu ihr verraten hatte, um seinen Job zu retten. Sie hatte nicht glauben
wollen, dass er jemanden getötet haben könnte, um ihre Ausreise aus Russland zu ermöglichen, doch sie wusste, dass er zu allem fähig war, wenn er es als gerechtfertigt empfand. Als sie ihn jetzt mit Sylvia sah und begriff, dass er sie ohne weiteres auch auf andere Weise betrügen könnte, zerbrach ihre leise Hoffnung, es könnte mit ihr und Aleksandr doch noch etwas werden. Sie waren zu verschieden. Die Unterschiede zwischen ihnen waren viel zu groß.
Hannahs Hände bewegten sich anmutig, und im Raum blieb nichts als Gelächter und Fröhlichkeit zurück. Alles andere war verflogen.
»Abbey«, murmelte Aleksandr, der den Schmerz in ihren Augen wahrnahm. Er streckte seine Hand nach ihr aus.
Sie gab einen kleinen Laut von sich wie ein verwundetes Tier und trat einen Schritt zurück, um jeden Körperkontakt mit ihm zu vermeiden. Seine Hand fiel schlaff herunter.
Seine Gesichtszüge verhärteten sich merklich, und an seinem Kiefer zuckte ein Muskel. Seine Augen wurden eiskalt und ausdruckslos. »Lass uns irgendwohin gehen, wo wir in Ruhe miteinander reden können«, schlug er vor und machte einen Schritt auf sie zu.
Abbey spürte die Glut seines Körpers durch ihre Kleidung. Sie wich einen weiteren Schritt vor ihm zurück und hasste sich dafür, dass sie so feige war. Am liebsten hätte sie ihm in sein gut geschnittenes Gesicht geschlagen, aber in Wirklichkeit war sie selbst diejenige, auf die sie wütend war. Aleksandr konnte nichts dafür, wer und was er war, aber sie hätte es besser wissen müssen.
Aleksandr näherte sich ihr wieder, und diesmal wirkte sein Vorgehen eindeutig aggressiv. Kate stellte sich vor Abbey und schnitt ihm den Weg ab.
»Mir wird übel«, flüsterte Abbey Hannah so leise zu, dass ihre Stimme kaum zu hören war, aber vielleicht übermittelte sie es ihr auch durch die telepathische Verbindung, die zwischen den Schwestern bestand. »Bringt mich von hier fort.« Wie hatte
sie nur so unglaublich dumm sein können, sich einzubilden, sie könnte mit Aleksandrs Einstellung zum Leben umgehen. Er hatte nicht die geringsten Bedenken, Dinge zu tun, die in ihren Augen von Grund auf unrecht waren. Für ihn rechtfertigte das Ziel die Mittel.
Hannah und Joley drehten sich sofort um und schirmten sie mit ihren Körpern gegen die Menschenmenge ab, während sie sie schleunigst ins Freie brachten.
Aleksandr wollte ihnen nachlaufen und ignorierte Sylvia, die an seinem Arm zog. Sarah und Kate schnitten ihm Schulter an Schulter geschickt den Weg ab, und er sah sich gezwungen, stehen zu bleiben. Sarah lächelte ihn an, doch ihre Augen waren matt und kalt, als sie Sylvia ansah. »Ich habe gehört, du hättest Lucinda Parker in Point Arena einen Besuch abgestattet, Sylvia.« Ihre Stimme klang fröhlich, und sie hatte einen lockeren Gesprächston angeschlagen, doch ihr fester Blick entbehrte jeglicher Freundlichkeit.
Sylvia wurde blass und wich vor Sarah zurück.
Sarah lächelte sie weiterhin an. »Du solltest dich davor hüten, mit Kräften zu experimentieren, von denen du nichts verstehst, Sylvia. Das kann ins Auge gehen, und dann sitzt du wirklich in der Tinte.«
Sylvia stieß zischend ihren angehaltenen Atem aus, und ihre Hand schlich sich auf ihre Wange. »Ich tue doch gar nichts, ehrlich wahr, Sarah. Ich wollte nur diesen Ausschlag loswerden, den ich manchmal habe.« Sie warf einen Blick auf Aleksandr, doch er sah hinter Abigail her. »Ich muss ihn mit allen Mitteln loswerden. Ich halte das nicht mehr aus.«
»Dann wirst du wohl das Richtige tun müssen.« Sarah machte auf dem Absatz kehrt und bemerkte plötzlich Kates Hand auf ihrem Ellbogen, die sie zurückhalten wollte. Sie schüttelte den Kopf und ging.
»Du hast ihr gedroht«, sagte Kate schockiert. »Das hast du in deinem ganzen Leben noch nicht getan.«
»Ich habe sie gewarnt. Das ist ein Unterschied.« Sarahs sanfte Züge verhärteten sich merklich. »Hast du Abbeys Schmerz gespürt? Diese Intensität jagt mir Angst ein. Ich kann Sylvia nur raten, ihre Finger von schwarzer Magie zu lassen. Sie hat keine Ahnung, was passieren
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