Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
und dann trocknete er mit einem Handtuch ihren dicken roten Zopf.
Sie stieß ihn mit schwachen Händen von sich. »Wütend ist eine Untertreibung. Geh weg.«
»Nein. Diesmal nicht. Es hat mich vier Jahre gekostet, dich wiederzufinden. Und ich denke gar nicht daran, noch einmal fortzugehen. Und erst recht nicht jetzt, wo du in diese abscheuliche Geschichte hineingeraten bist. Wenn die russische Mafia ihre Finger im Spiel hat, Abbey, dann wird es äußerst unangenehm werden. Und Jonas Harrington kann sich zum Teufel scheren, falls er sich einbildet, er könnte Ansprüche auf dich geltend machen. Wir sind verlobt, und ich gebe dich nicht frei.«
»Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, ich würde dir noch einmal einen Platz in meinem Leben einräumen!« Sie presste ihre Finger auf ihre Schläfen. »Ich muss unbedingt unten bei meinen Schwestern sein.«
Sie fand ihre Stimme wieder, und das war gar nicht gut. »Wo sind deine Trainingsanzüge? Ich denke gar nicht daran, dich nach unten zu bringen, wenn Jonas weiß, dass du unter diesem Morgenmantel nichts anhast.«
Sie zog eine Augenbraue hoch, wies aber auf die zweite Schublade von oben, um keine unnötigen Energien auf eine Auseinandersetzung mit ihm zu vergeuden. In Wahrheit schockierte es sie, ihn zu sehen. Sein Anblick war ihr nahezu unerträglich, als sie ihn jetzt anstelle des Mannes, der durch ihre Träume spukte, ganz real vor sich stehen sah.
Aleksandr hob sie hoch, sowie sie in eine Hose geschlüpft war. »Ich bringe dich jetzt nach unten, aber mach bloß nicht den Fehler, ihm schöne Augen zu machen.«
»Halt den Mund, Sasha.« Der Kosename kam ihr ganz unbedacht über die Lippen. Er hatte schon immer zur Eifersucht geneigt, und das erboste sie maßlos. Alles an Aleksandr erboste sie
maßlos, aber nichts ärgerte sie so sehr wie sein grenzenloses Selbstvertrauen. Und sein anmaßendes Auftreten. Man hätte fast meinen können, er hielte es für sein Recht, wütend auf sie zu sein.
»Kannst du mir vielleicht erklären, was du ganz allein da draußen auf dem Meer zu suchen hattest?« Er schüttelte sie auf seinen Armen. »Wie konntest du bloß so dumm sein, ohne jede Deckung in diesen Kugelhagel zu geraten!« Je wütender er wurde, desto ausgeprägter wurde sein Akzent. Aber bei alledem blieben seine Arme sanft.
Daran, wie sanft er sein konnte, wollte sie jetzt nicht erinnert werden. »Ich brauche dir überhaupt nichts zu erklären.«
»Oh, doch, du hast dich dafür zu verantworten, dass du mir zehn Jahre meines Lebens genommen hast, ganz zu schweigen von den vieren, die wir beide miteinander verloren haben.« Er stieg die Treppe hinunter und ins Wohnzimmer, als gehörte ihm das Haus. Und als wöge sie nicht mehr als ein Kind; als unterstünde alles seinem Kommando.
»Legen Sie sie dort drüben auf den Fußboden«, wies Carol ihn an und deutete auf eine Stelle, auf der sie etliche Polster ausgebreitet hatte.
Aleksandr lehnte Abigail an das Sofa und setzte sich neben sie. So dicht, dass sein Oberschenkel ihren berührte. »Sie hat eine Schussverletzung auf dem Rücken und ein Haifisch hat ihr Bein von hinten aufgeschürft.«
»Ach, du meine Güte.« Carol schlug sich eine Hand auf den Mund. »Ich habe ihr Tee gebracht, aber damit lassen sich ihre Verletzungen nicht heilen.«
»Die Sanitäter haben die Wunden desinfiziert, aber sie hat sich geweigert, ins Krankenhaus zu gehen.«
Jetzt bewegte sich Libby von der Stelle und robbte zu Abbey, die nicht weit von ihr lag. Sie streckte ihre Hand aus, um sie auf das Bein ihrer Schwester zu legen.
Abigail schüttelte heftig den Kopf und versuchte, ihr Bein aus
der Reichweite ihrer Schwester zu ziehen. »Nein, Libby. Du bist selbst noch zu schwach.« Sie stieß die Worte keuchend aus, da ihre Energie kaum ausreichte, um zu sprechen.
»Ruh dich aus, Libby«, ermahnte Carol ihre Nichte. »Nach allem, was du gerade durchgemacht hast, kannst du niemanden heilen. Trink deinen Tee. Das gilt für euch alle.« Es war ein Befehl. Sie sah Aleksandr an. »Kaum bin ich ein paar Jahre fort, sind sie alle miteinander erwachsen geworden und haben alles vergessen, was wir ihnen beigebracht haben. Gut, dass ich nach Hause gekommen bin.«
Libby griff nach Abbeys Hand. »Es tut mir leid«, flüsterte sie.
Abbey schüttelte den Kopf. Libby war diejenige von den Drake-Schwestern, die Heilkräfte besaß, was sie jedoch oft teuer zu stehen kam. »Uns fehlt nichts. Keiner von uns fehlt etwas«, beteuerte sie ihrer
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