Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
dir dafür, dass du mir im Wasser geholfen hast. Es hat mir gar nicht behagt, dass ich nichts sehen konnte. Einen Moment lang dachte ich, ich bekomme einen Herzinfarkt, und dann hast du mein Bein gestreichelt, und alles war wieder in Ordnung.«
»Es freut mich, dass ich dir helfen konnte.«
Abigail verstummte und blickte auf etwas hinunter, was Joley nicht sehen konnte. »Aleksandr. Das solltest du dir mal ansehen. Ich glaube nämlich, dass es echt ist, und ich möchte es nicht anfassen.«
Er trat neben sie, und sein Körper streifte ihren. »Was ist, Abbey?« Sein Arm legte sich um sie, und er zog sie an sich. »Du bist eiskalt.«
»Du trägst eine kugelsichere Weste.«
»Das ist auch gut so, denn sonst wäre ich jetzt tot.«
Sie wandte den Kopf abrupt zu ihm um. »Du bist getroffen worden? Wo? Zeig mal her.«
Die Sorge in ihrer Stimme ging ihm zu Herzen. »Es ist nichts weiter, bauschki-bau , nur eine Prellung und sonst gar nichts. Was hast du gefunden?«
»Ich weiß es nicht. Schau es dir selbst an.«
Aleksandr kauerte sich hin, um sich die Kette anzusehen, die jemand anscheinend versehentlich hatte fallen lassen und die jetzt halb unter dem Schutt verborgen war. Abigail nutzte die
Gelegenheit, um sich seinen Rücken anzusehen. Es gab eindeutige Hinweise auf ein Einschussloch in seiner Weste. Das Herz zersprang ihr fast in der Brust. Sie presste eine Hand auf das kleine Loch und sah Joley an. »Tut mir leid, Schätzchen. Ich hätte dich niemals bitten dürfen mitzukommen.«
»Soll das ein Witz sein? Tante Carol hat recht. Das ist ein Abenteuer, wie man es nur einmal im Leben geboten bekommt. Wir brauchen Fotos für unsere Alben!« Joley warf ihr nasses Haar zurück und rang sich mit klappernden Zähnen ein Lächeln ab. »Wie oft kommt es schon vor, dass Killerasse aus Russland versuchen, dich umzubringen?«
»Das kann nicht Prakenskij gewesen sein«, sagte Aleksandr, während er die Halskette behutsam ausgrub und sie ehrfürchtig in die Hand nahm.
Joley stemmte einen Arm in ihre Hüfte. »Verdirb mir bloß nicht den Spaß, Aleksandr. Ich bemühe mich redlich, der Situation etwas abzugewinnen.«
»Du läufst blau an, Joley. Wir müssen sehen, dass wir von hier wegkommen«, sagte Abigail. »Warum kann es nicht Prakenskij gewesen sein? Wie viele Leute laufen denn sonst noch durch die Gegend und versuchen, uns zu erschießen?«
»Offensichtlich mehr als einer.« Aleksandr wirkte geistesabwesend. »Es war nicht Prakenskij, denn sonst wären wir jetzt alle drei tot.«
»Gut zu wissen«, sagte Joley. »Ich will jetzt gehen. Für heute reicht’s mir. Ich habe noch nicht mal meine erste Tasse Tee getrunken und irgendwelche Leute schießen auf mich. Findet diese Treppe. Ich habe nämlich keine Lust, durch das schwarze Loch zurückzuschwimmen.«
»Der Eingang ist gleich dort drüben.« Abigail deutete in die Richtung, doch ihre Aufmerksamkeit galt Aleksandr. »Nicht weit von Sasha. Was ist das? Das Ding ist echt, stimmt’s?«
»Ja.« Aleksandr atmete langsam aus und sah gebannt das Stück Geschichte an, das er in seinen Händen hielt. »Ich glaube
es jedenfalls. Ich glaube, dass es sich um eine Kette handelt, die seit Jahren vermisst wird. Im März 1917 hat Nikolaus II, der Zar des russischen Reichs, abgedankt. Danach wurde eine vorläufige Regierung gebildet.« Ehrfurcht lag jetzt auch in seiner Stimme. »Der Zar, seine geliebte Frau, Zarin Alexandra Feodrowna, und ihre fünf Kinder wurden nach Sibirien deportiert. Es hieß, sie besäßen eine kleine Sammlung von Schmuckstücken, die der Zar für seine Frau aufbewahrt hatte. 1918 wurden die gesamte Familie und zusätzlich noch vier getreue Gefolgsleute heimlich hingerichtet.«
»Diese Geschichte habe ich natürlich schon gehört«, sagte Abigail, der ein Schauer über den Rücken lief. Sie und Joley tauschten einen langen Blick miteinander aus. »Aber was hat all das mit dieser Kette zu tun?«
Aleksandr richtete sich mit dem schweren Schmuckstück in seinen Händen auf. »Es wird gemunkelt, vor der Hochzeit hätte Nikolaus eine ganz besondere Halskette für Alexandra in Auftrag gegeben. Tatsächlich hatte sie ihn zwischenzeitlich abgewiesen, da man sie in Russland alles andere als herzlich willkommen geheißen hatte. Die Kette wurde ausschließlich aus den seltensten und vollkommensten Edelsteinen angefertigt und sollte Alexandra zeigen, wie sehr der Zar sie liebte und bewunderte. «
»Ist das wahr?«
Er zuckte die Achseln. »Bis jetzt war der einzige
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