Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
erwartet werden. Da würde ich lieber aufs offene Meer hinausschwimmen.«
»Joley …« Abbey wischte sich Gischt von den Wangen, als sie die Auflehnung und den Widerstand ihrer Schwester spürte. Joley konnte manchmal ziemlich stur sein, und dafür war jetzt nicht der rechte Zeitpunkt.
»Mir graust vor engen Räumen«, gestand Joley. »Ich gerate in Panik, Abbey. Das schaffe ich nie. Es war schon schlimm genug, diese Treppe in der Mühle hinunterzusteigen. Und wenn wir in der Höhle festsitzen …«
»Tut mir leid, ich hätte daran denken sollen, aber die Höhlen
sind sicherer als der Versuch, die Bucht zu erreichen. Angeblich gibt es dort einen alten Tunnel, der mit Kates Schmugglertreppe verbunden ist. Wir werden versuchen, ihn zu finden, um dann wieder zur Hauptstraße zu gelangen«, erklärte Abigail. »Das ist unsere einzige Chance, falls sie oben auf den Klippen stehen. Im Meer sind wir Zielscheiben, Joley.« Dass die Gegend häufig von weißen Haien aufgesucht wurde, behielt sie lieber für sich. Angesichts der Haie, der Felsen und der heimtückischen Strömungen brächten sie sich ernstlich in Gefahr, wenn sie aufs offene Meer hinausschwammen. Sie mussten Schutz suchen.
Eine Welle warf Abigail gegen den Felsen, bevor Aleksandr sie zu fassen bekam. Der Aufprall verschlug ihr den Atem, und sie riss die Arme hoch und wollte mit ihren Fingern Halt an dem glitschigen Gestein finden.
Augenblicklich riss ein Kugelhagel Brocken aus dem Felsen. Aleksandr zog Abbey an sich und drückte sie mit einem Arm an seine Brust. »Bist du getroffen worden?«
Sie schüttelte den Kopf und riss ihren Arm in das kalte Wasser zurück. Ihr Hinterkopf brannte, wo er von sprühenden Felssplittern getroffen worden war. »Hier können wir nicht bleiben. Die Wellen sind zu stark. Der Versuch, uns festzuhalten, wird dich auf Dauer erschöpfen, Sasha.« Die nächste Welle rollte an, und sie tauchte mit dem Kopf unter Wasser, weil sie nicht riskieren wollte, wieder gegen den Felsen geschleudert zu werden. Nachdem die Welle gegen den Felsen geschlagen war, tauchte sie wieder auf. Sie mussten sich schleunigst in Bewegung setzen. Es war Wahnsinn, noch länger in dieser Falle festzusitzen. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie Joley in diese abscheuliche Lage gebracht hatte. Wenn ihr etwas zustieß … Abigail durfte gar nicht daran denken. Sie musste dafür sorgen, dass sie möglichst schnell zu den Höhlen gelangten.
Aleksandr wand sich aus seinem Jackett. Seine schweren Kleidungsstücke behinderten ihn. Dann gab er Abigail ein Zeichen, die Führung zu übernehmen.
»Bleib dicht bei mir«, ermahnte sie Joley.
»Ich bin direkt hinter dir«, versicherte ihr Joley, doch in ihren Augen standen Tränen. Die Vorstellung, in eine kleine Höhle zu schwimmen und auf dem Weg nicht auftauchen zu können, löste unbeschreibliches Grauen in ihr aus, aber sie durfte Abigail nicht davon abhalten, sich in Sicherheit zu bringen.
Ohne jede Vorwarnung strömte ein Windstoß auf dem Weg vom Meer zu den Klippen an ihnen vorbei wie ein grimmiger, aufheulender Wutausbruch. Wasser sprühte in etlichen strudelnden Geysiren in die Luft. Weiße Schaumkronen bedeckten die Wogen und Trümmer vom Meeresgrund wurden durch die Luft an Land geschleudert. Die Wellen schlugen hoch gegen die Klippen und spritzten nach oben, als suchten sie Beute. Möwen schrien und versammelten sich aus allen Himmelsrichtungen, und dann begannen sie, die Klippe im Sturzflug anzugreifen. Sie sanken rasch vom Himmel und stürzten sich mit ihren tückischen Schnäbeln auf etwas, was sich oben auf der Klippe schnell bewegte, um gnadenlos darauf einzuhacken.
Joley und Abigail wechselten einen langen Blick miteinander. Auf beiden Gesichtern breitete sich ein Lächeln aus.
»Weiht mich ein, was hier gespielt wird«, sagte Aleksandr und bemühte sich, nicht zu keuchen, als eine weitere Welle alle drei fast an den Felsen zerschmettert hätte.
»Hannah ist aufgewacht, und sie ist stinksauer«, sagte Joley. »Lasst uns aufbrechen, solange unser Killer anderweitig beschäftigt ist.«
»Elle hat eindeutig auch ihre Finger im Spiel«, sagte Abbey voller Zufriedenheit. »Die Möwen sind Elles Werk. Hannah liebt das Dramatische, aber Elle geht dir an die Gurgel.« Sie tauchte unter und schwamm mit kräftigen Beinstößen, um dicht über dem Grund zur Nordseite der Bucht zu gelangen.
Joley folgte ihr und dicht dahinter Aleksandr. Durch Berührungen blieben sie miteinander in Verbindung. Das
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