Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
Teller in die Mitte. »Aleksandr gehört eindeutig auch zur herrischen Sorte.«
»Das brauchst du mir nicht zu sagen«, gab Abigail zu. »An Selbstbewusstsein mangelt es ihm wahrhaftig nicht.«
»Woran mangelt es ihm denn?«, fragte Sarah mit sanfter Stimme.
Abigail holte tief Atem und stieß ihn wieder aus. »Vielleicht bin ich diejenige, der es an etwas mangelt, ich weiß es ehrlich nicht, aber vielleicht habe ich auch einen Ritter in schimmernder
Rüstung erwartet. Ich habe ihm alles erzählt. Über uns. Über all unsere Gaben, die schlechten und die guten und alles, was es mit sich bringt, solche Fähigkeiten zu besitzen. Ich habe ihm erzählt, wie schwierig es sein kann und wie erfrischend. Und ich habe ihm erzählt, dass eure Gaben so nützlich zu sein scheinen, während meine nur Schaden anrichtet. Ich glaube, anfangs war er skeptisch, aber seine Intuition ist ungeheuer ausgeprägt. Also hat er mich in Kleinigkeiten auf die Probe gestellt, so habe ich es zumindest empfunden. Irgendwann hat er mich gebeten, beim Verhör einiger seiner Häftlinge anwesend zu sein. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, dass meine Gabe für etwas gut ist und tatsächlich einem Zweck dient. Ich wusste, dass ich ihm helfe und etwas Nützliches tue.«
Der Eifer in ihrer Stimme konnte ihren Schwestern nicht entgehen, aber obwohl sie das wusste, gelang es Abigail nicht, ihn zu verbergen. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie sich als Teil eines Ganzen empfunden und als würdig, eine Drake zu sein. »Es war nicht nur der Umstand, dass ich mit ihm zusammengearbeitet habe und dass er stolz auf mich war, sondern es hieß auch, dass ich mich mit euch messen kann. Und mit all den Drake-Schwestern, die vor uns da waren.«
»Abigail«, sagte Libby und streckte eine Hand aus, um ihre Finger um den Arm ihrer Schwester zu schlingen. Diese lächelte Libby matt an. »Genau das ist es. Ihr seid so außergewöhnlich, ihr alle, und ihr könnt so viel für andere Menschen tun. In all den Jahren in Sea Haven hat noch nie jemand mich um Hilfe gebeten. Viele meiden mich. Die meisten versuchen gar nicht erst, ein Gespräch mit mir anzufangen. Ich habe ein paar Freunde außerhalb des Familienkreises, aber nicht viele. Die Leute hier sind so stolz auf euch. Ich weiß, dass es nicht leicht für euch ist, und ich versuche nicht, die Tatsache herunterzuspielen, dass es euch auch viel Kraft kostet, aber dass mich nie jemand um Hilfe gebeten hat, gibt mir das Gefühl, weit von euch entfernt
zu sein.« Abigail sah sich unter ihren Schwestern um. »Kann eine von euch das verstehen?«
Hannah nickte. »Ich bin immer das böse Mädchen. Wahrscheinlich kommt es daher, dass ich so oft allein sein muss. Ich verbringe viel Zeit damit, über Dinge nachzudenken, an die ich besser nicht denken sollte. Ich kann nichts dagegen tun, und manchmal frage ich mich, wie alle anderen es schaffen, so lieb zu sein.« Sie nahm Joley ein Plätzchen aus der Hand und biss hinein. »Na ja, alle bis auf Joley, aber der hält niemand Strafpredigten, weil von ihr sowieso jeder erwartet, dass sie sich schlecht benimmt.«
»Da hast du verdammt recht«, sagte Joley. »Ich habe hart an meinem Ruf gearbeitet, und jetzt wächst er von allein. Ich brauche überhaupt nichts mehr dazu beizutragen.«
»Schau nicht so kläglich aus der Wäsche, Joley«, ermahnte Sarah ihre Schwester. »Das nimmt dir ja doch keiner ab.«
»Also wirklich. In diesem Haus nimmt mich keiner ernst. Es ist nicht leicht, die Art von Publicity zu kriegen, die ich bekomme. Das Größte überhaupt war, als jemand Mom und Dad das Revolverblatt zugeschickt hat, das die Schlagzeilen trug: ›Auf frischer Tat ertappt‹ und ›Geständnisse einer Sexsüchtigen‹. Mom hat mich angerufen und gesagt, sie und Dad würden eine Zeit lang das Land verlassen. Sie hat aber nicht dazugesagt, dass sie ihre Reise schon seit Jahren geplant hatten, und ich war unglaublich gekränkt.«
Perlendes Gelächter brach aus den Schwestern heraus. »Du hättest dich nicht zu deiner Sucht bekennen dürfen«, hob Abigail hervor.
»Ich wünschte, es wäre etwas dran«, sagte Joley. »Mit wem zum Teufel soll ich Sex haben? Ich bin die ganze Zeit unterwegs, und ich flirte wie verrückt, aber ich glaube, alle fürchten sich vor meinem Ruf.«
»Uh«, sagte Hannah. »Weißt du, was du brauchst, Joley? Dass wir das Zeremoniell mit dem roten Höschen für dich abhalten.
Hast du oben ein rotes Höschen? Jede, für die wir das getan haben,
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