Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
auszuweichen. »Es ist reiner Selbsterhaltungstrieb, meine Strategie, um zu überleben.«
»Es geht nicht nur ums Überleben. Es ist deine Art zu kämpfen. Du weigerst dich, Kämpfe auszutragen, damit du nicht verlieren kannst. Du bist eine sehr starke Frau, und du fürchtest dich nicht. Du tust Dinge, die die meisten Menschen niemals täten. Du bist viel stärker als ich, aber du musst wissen, dass du dem anderen keine Chance lässt, wenn du diese Türen schließt. Jeder macht Fehler. Absolut jeder. Ich liebe dich sehr, und ich versuche dir lediglich zu sagen, dass du Aleksandr Volstov nicht in unser Haus einließest und ihm keinen Platz in unserem Leben einräumen würdest, wenn du nicht immer noch sehr starke Gefühle für ihn hättest. Du würdest Aleksandr gegenüber keinen Moment lang zugeben, dass du ihn liebst, und du kämest nie auch nur auf den Gedanken, dich für ihn schön zu machen.«
Hannah stellte einen Fuß in den Flur und bewegte ihre Hände anmutig durch die Luft. »Ich denke mir, wenn du so starke
Gefühle für ihn hast, solltest du dich fragen, warum. Was er getan hat, war entsetzlich. Aber vielleicht stellt sich das auch nur für uns so dar. Ich habe keine Ahnung, wie es wäre, wenn wir in dem Aufruhr leben und arbeiten würden, zu dem es im Lauf der letzten Jahre in seinem Land gekommen ist. Du warst immer gut darin, ein Problem von allen Seiten zu beleuchten, Abbey, aber vielleicht bist du in diesem Fall zu dicht dran und dir fehlt die Distanz.«
Ihre Finger schnappten eine glitzernde Kette aus feinem Gold aus der Luft. »Die ist genau richtig für dich.«
»Ich weiß ehrlich nicht, was ich im Moment für Aleksandr empfinde«, gab Abigail zu, als Hannah die Kette auf ihre geöffnete Handfläche fallen ließ. »Ich habe diese Tür geschlossen. Sehr fest sogar. Ich habe darauf geachtet, ständig in Bewegung zu sein, damit er gar nicht erst eine Chance hat, mich einzuholen. Seine Briefe habe ich ungeöffnet zurückgehen lassen. Es gab nichts zu sagen. Ich kenne ihn nicht. Ich glaubte zwar, ihn zu kennen, aber das stimmt nicht. Ich kann einen Mann, den ich nicht kenne, nicht lieben, und ich kann ihm auch nicht vertrauen. «
»Du fühlst dich sehr stark zu ihm hingezogen«, sagte Hannah. »Und wenn er in deiner Nähe ist, vermischen sich eure Auren. Sie sind nicht voneinander abzugrenzen. Das Haus hat ihn eingelassen. Du behauptest, du hättest ihn ausgesperrt, aber du bist mit ihm Kajak gefahren und dafür bestand keinerlei Notwendigkeit. Und heute Abend gehst du mit ihm aus, und auch dafür gibt es keinen echten Grund. Was ich damit sagen will, ist, dass du keine Frau bist, die Dinge tut, die sie nicht tun will. Du willst mit ihm zusammen sein. Wenn du es nicht wolltest, Abbey, dann käme er niemals in deine Nähe. Du wärest draußen im Meer oder am Strand oder du würdest nach Australien oder Florida oder an einen der vielen Orte fliegen, an die du dich begibst, um mit deinen Delfinen zusammen zu sein. Du wärest nicht hier mit ihm.«
Abigail zog sich das Top über den Kopf. »Ich wünschte, du hättest recht, Hannah.« Sie zog ihr langes Haar aus dem Top und ließ es darüber fallen. »Ich habe keine Ahnung, was ich mit ihm anfangen soll. Ich habe solche Angst, dass ich ihn kein zweites Mal überlebe.«
»Warum?« Hannah sah sich Abigails Ohrringe an, um ein passendes Paar zu finden. »Weißt du wenigstens, warum?«
Als sie in dem roten Spitzenhöschen und dem schwarzen Top dastand und sich ihre schwarze Jeans an die Brust presste, wirkte Abigail zerbrechlich und verletzbar. »Ich glaube nicht, dass Liebe so sein sollte, Hannah. Ich leide ständig. Ich denke unablässig an ihn. Ich habe mich ohne einen Mann immer vollständig gefühlt, aber irgendwie hat sich das durch ihn geändert, und jetzt sehe ich ihn an, diesen Mann, der für mich die ganze Welt bedeutet hat, und frage mich, ob ich ihn jemals wirklich gekannt habe. Er ist nicht das, wofür ich ihn gehalten habe.«
»Wofür hast du ihn gehalten?«
Abigail ließ sich auf ihr Bett sinken. »Worte wie sanft und zärtlich fallen mir zu ihm ein. Und heute sehe ich ihn an und denke skrupellos und erbarmungslos. Wie kann das sein?«
»Wir haben alle viele Seiten. Auch du. Das weißt du selbst. Warum achtest du immer so sorgsam darauf, dich in Schach zu halten? Weil du aufbrausend und durchaus zu Vergeltung in der Lage bist, wenn jemand dich geärgert hat. Deshalb gehst du fort. Du hast zu große Angst davor, was du andernfalls tun
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