Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
könntest.«
Abigail schüttelte den Kopf. »Das ist nicht dasselbe. Ich dachte, es sei dasselbe, aber das stimmt nicht.«
Hannah seufzte. »Ich bin nicht sicher, wovon du sprichst, und deshalb kann ich dir nicht helfen. Würde er dir wehtun? Dich schlagen?«
»Nein! Um Himmels willen, nein! Er würde mir niemals wehtun, ganz gleich, wie wütend er ist. Nein.« Abigail schüttelte heftig den Kopf. »Aleksandr würde für mich eine Kugel abfangen.«
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Abigail wirkte schockiert. »Habe ich das wirklich gesagt? Es ist wahr, aber darüber hatte ich mir bisher noch gar keine Gedanken gemacht.«
Hannah tätschelte ihre Hand. »Wenn du das tief in deinem Herzen weißt, Abbey, dann habe ich den Verdacht, du weißt, wie sehr er dich liebt. Vielleicht bist du es euch beiden schuldig, ihm eine zweite Chance zu geben, um genau herauszufinden, was passiert ist und welche Beweggründe er hatte und ob du damit leben kannst.«
Abigail zog ihre Hose an. »Ich weiß nicht recht. Ich kann immer noch nicht glauben, dass er hier ist. Es kommt mir vor wie ein Traum. Und er hat mir erzählt, dass er glaubt, ein Mann namens Leonid Ignatev hätte einen Killer auf ihn angesetzt. Ignatev hätte mich damals als Unterpfand benutzt, aber Aleksandr sei es gelungen, mich aus Russland deportieren zu lassen und ihm damit eine Niederlage zu verpassen.«
»Das klingt gar nicht gut«, sagte Hannah und ließ sich aufs Bett sinken. »Hast du Jonas etwas davon erzählt?«
»Wir können das Jonas nicht sagen. Er würde versuchen, Aleksandr ausweisen zu lassen, und das nur, damit er sich bloß nicht in unserer Nähe aufhält. Das weißt du genauso wie ich.« Sie rieb sich die Schläfen. »Ich sollte ihn unter gar keinen Umständen in eure Nähe lassen, aber ich kenne euch alle so gut. Es spielt überhaupt keine Rolle, was ich sage. Ihr werdet euch sowieso einmischen.«
Hannah lachte. »Du hast vollkommen recht, obwohl es mir Sorgen bereitet, dass Tante Carol bei Frank Warner Detektiv spielen will. Keine von uns kennt ihn sonderlich gut. Könnte er etwas mit dieser Geschichte zu tun haben?«
»Er ist ein guter Freund von Inez, und sie hat eine gute Menschenkenntnis. Ich weiß es nicht. Oberflächlich betrachtet sieht es so aus, als wiesen Kleinigkeiten auf ihn hin, aber ich denke gar nicht daran, voreilige Schlussfolgerungen zu ziehen«, sagte Abigail. Sie legte die Goldkette um ihre Taille. »Was meinst du?«
»Ich meine, dass du ihn um den Verstand bringen wirst«, sagte Hannah. »Wundere dich nicht, wenn sich heute Abend besonders viele Bewohner von Sea Haven im Caspar Inn einfinden. «
»Ich rechne damit, dass alle kommen. Tante Carol und ihre Freundinnen könnte man mit keinem Mittel von dort fernhalten. Und allein schon ihren Reginald zu sehen, könnte den Spaß wert sein.«
»Ich wünschte, ich hätte dieselbe Anziehungskraft auf Männer wie sie«, sagte Hannah wehmütig.
»Hannah!« Abigail zog ihre Schwester an sich. »Du ziehst Scharen von Männern an. Du machst nur nichts daraus.«
Hannah schüttelte den Kopf. »Nein, eben nicht. Mit mir will niemand ausgehen. Keiner lädt mich ein.«
»Willst du, dass sie dich einladen? Gibt es einen bestimmten Mann, der dich interessiert?«, fragte Abigail.
Hannah zuckte die Achseln. »Nein. Nicht wirklich. Ich wäre nur gern in der Lage, mich mit jemandem zu verabreden, wenn mir ein wirklich interessanter Mann über den Weg liefe.«
Abigail musterte das Gesicht ihrer Schwester, die vollendet geschnittenen Züge und den zarten Knochenbau. Hannah mit ihrer makellosen Haut und den riesigen Augen unter dichten Wimpern war eine echte Schönheit. »Dazu wird es schon noch kommen.«
Hannah lächelte flüchtig. »Du meinst, ich werde wie durch einen Zauber fähig sein zu reden, ohne zu stammeln?«
»Du kannst mit uns allen reden, ohne zu stammeln. Und manchmal auch mit Jonas. Wir helfen dir nicht immer, wenn er herkommt.«
»Jonas zählt nicht. Mit ihm muss ich reden können, um mich zu verteidigen. Und ich spreche nie über wichtige Dinge mit ihm.«
»Es wird dazu kommen, glaube mir.«
»Abigail!« Jonas’ Stimme drang dröhnend die Treppe hinauf.
Hannah zuckte sichtlich zusammen. »Ich glaube, ich ziehe mich jetzt besser um und sehe, ob Joley heute Abend mit mir ausgehen mag.«
»Ihr habt allen Ernstes vor, ins Caspar Inn zu kommen?«, fragte Abigail.
»Das würde ich mir um keinen Preis entgehen lassen«, sagte Hannah.
»Wünsch mir Glück.« Abigail
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