Zauber des Orients
ob sie Fouad berichten muss, dass es ihr nicht gelungen ist, Sie zufriedenzustellen.“
Oh, um Himmels willen! Madison marschierte auf den nächsten Stuhl zu und setzte sich.
„Sagen Sie ihr, dass sie tun soll, wofür auch immer sie hergeschickt worden ist“, erklärte sie entnervt, und in den nächsten Stunden ließ sie die Aufmerksamkeit des Mädchens, von Sahar und einem halben Dutzend weiterer Frauen über sich ergehen, während am Himmel immer wieder das Herannahen von Flugzeugen zu hören war.
Als es bereits dämmerte, begutachtete Sahar sie von Kopf bis Fuß, nickte zustimmend und schickte die anderen Dienerinnen fort.
„Es ist an der Zeit, Mylady. Ich werde Ihnen jetzt beim Anziehen helfen.“
„Was? Aber ich habe keine …“
Sahar eilte in das Ankleidezimmer und kehrte im nächsten Moment mit einer großen Schachtel zurück, in der sich eine in Seidenpapier gewickelte Robe befand.
„Ihr Kleid“, verkündete die Dienerin glücklich. „Es ist angekommen, während Sie sich mit Fouad den Palast angesehen haben.“
„Angekommen?“, fragte Madison verständnislos. „Wie? Woher?“
Sahar lächelte, während sie vorsichtig die verschiedenen Schichten Papier entfernte und das Kleid über Madisons Kopf gleiten ließ.
„Auch Schuhe, Mylady“, murmelte sie und beugte sich herab, um ein wunderschönes Paar Goldsandalen mit sündhaft hohen Absätzen über Madisons Füße zu streifen. „Natürlich alles aus Paris. Es wurde eingeflogen, genauso wie die anderen Sachen in Ihrem Ankleidezimmer. Würden Sie sich bitte umdrehen, damit ich die Knöpfe schließen kann?“
„Paris? Diese Kleider kommen aus Paris? Sie waren nicht schon die ganze Zeit hier?“
„Natürlich nicht“, entgegnete Sahar voller Entrüstung. „Der Prinz hat sie extra für Sie bestellt.“
Vollkommen betäubt starrte Madison in den Spiegel.
Ihr Ehemann hatte ihre Entführung organisiert, er hatte Hunderttausende von Dollar für Designerkleidung ausgegeben, hatte ihr eine Robe für ihre Hochzeitsfeierlichkeiten besorgt – all das in der Gewissheit, dass sie genau das tun würde, was er sich wünschte.
Was hatte er sonst noch arrangiert? Den Besuch seines Vaters und diese rührenden Gefühle? Tariqs plötzliche Zärtlichkeit, sein Angebot, sie gehen zu lassen? War es nur eine Lüge gewesen, sorgfältig inszeniert, um sie zu einer gefügigen Ehefrau zu machen, die sich ihm nicht länger widersetzte?
Madison erschauerte.
Noch vor wenigen Stunden hatte sie sich gefragt, ob sie verrückt war. Die Antwort lautete Ja, sie musste verrückt geworden sein, sich in die Hände eines Mannes zu begeben, der über so eine Macht verfügte und sie rücksichtslos ausnutzte.
„Ohhh! Schauen Sie sich an, Mylady. Sie sind so schön! Was für eine strahlende Braut werden Sie heute Abend sein!“
Madison betrachtete ihr Spiegelbild. Das Kleid war schön. Dunkelblaue Seide, bestickt mit kleinen Diamanten, ganz so als trage sie ein Stück des Sternenhimmels am Körper. Kleine weiße Orchideen schmückten ihr Haar. Selbst die Schuhe waren unglaublich elegant – nicht mehr als ein Hauch von Gold an ihren Füßen.
War das wirklich sie? War das Madison Whitney, Vizepräsidentin eines der erfolgreichsten Unternehmen des amerikanischen Marktes? War das die Frau mit zwei Universitätsabschlüssen? Die Frau, die die New York Times das Paradebeispiel einer erfolgreichen Karrierefrau nannte?
Madison wirbelte zu ihrer devoten, bescheidenen Dienerin herum.
„Ich will den Prinzen sehen!“
„Das werden Sie, und zwar sehr bald, Mylady.“
„Ich will ihn jetzt sehen!“
„Das ist nicht möglich. Die Sitte …“
Madison riss sich die Blumen aus dem Haar und schleuderte sie an die Wand.
„Zur Hölle mit den Sitten! Ich will Tariq jetzt sehen!“
„Aber eine Braut darf nicht …“
„Wie kommt es, dass Sie mich plötzlich ‚Braut‘ nennen, Sahar? Bin ich nicht bereits verheiratet? Ist es nicht Ihre barbarische Sitte, dass ein Mann eine Frau entführen und in sein Bett zwingen kann, und Sie nennen das eine Hochzeitszeremonie? Denn wenn das nicht der Fall ist …“
„Oh! Mylord!“
Sahar sank auf den Boden, als die Tür aufschwang und gegen die Wand geschleudert wurde, während Tariq in den Raum trat. Er trug eine cremefarbene Uniformjacke über einer schwarzen Hose und Stiefeln. Ein einzelner goldener Orden funkelte an der Jacke.
„Die Wände hier sind dick, habiba “, erklärte er kalt, „aber nicht dick genug, um deine wütenden
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