Zauber-Schloss
nahmen das Stichwort auf: »Party! Party!«
Zwischen Berg und See machten sie ein Freudenfeuer: Sie schichteten Freudenbuschwerk auf und entzündeten es mit einem kleinen, zornigen Salamander. In Dors Epoche erzeugten die Salamander Feuer, die alles bis auf den Boden niederbrannten, aber der hier war ein primitiver Vorfahr, der nur ein ganz gewöhnliches Feuer in Brand setzte – zum Glück! Dieses Feuer verzehrte lediglich Holz und ließ sich auch wieder löschen.
Die Seenymphen und -faune brachten frische Seegurken und echte Krebse für Hüpfer herbei. An einer Seite des Sees blubberte heiße Schokolade, die sich als ein köstliches Getränk erwies. Die Baumwesen brachten Nüsse und Früchte herbei, und die Bergwesen rollten einen riesigen Schneeball für die kalten Getränke heran. Dor kostete den Bergtau: Er schmeckte wunderbar und leicht berauschend.
Die Nymphen und Faune ließen sich in einem großen Kreis nieder und machten sich über die Delikatessen her. Dor und Hüpfer schlossen sich ihnen an, entspannten sich und genossen das Ganze.
Als sie sich vollgestopft hatten, holten die Faune ihre Flöten und spielten betörende Melodien, während die Nymphen tanzten.
Schon bald reagierten die Faune auf die anatomischen Signale ihrer Begleiterinnen und schlossen sich auf ganz und gar unraffinierte Weise ihrem Tanz an. Kurz darauf war es gar kein Tanz mehr, sondern die Verwirklichung des Rituals, das der Tanz lediglich angedeutet hatte. Diese Wesen taten alles in völliger Offenheit, was die Erwachsenen in Dors Zeitalter nur privat zu tun pflegten!
»Ist das üblich?« fragte Hüpfer. »Verzeiht mir meine Frage, aber ich kenne mich mit den Sitten Eurer Art nicht sonderlich gut aus.«
»Ja, das ist das übliche Fest, bei dem die Riten des Frühlings gefeiert werden«, sagte der Erzfaun.
»Gibt es auch Feste für die anderen Jahreszeiten?« wollte Dor wissen.
»Was für andere Jahreszeiten? Hier herrscht immer Frühling. Natürlich führen diese Riten nicht zur Zeugung von Babys. Es hat etwas mit unserer Unsterblichkeit zu tun. Aber es macht trotzdem Spaß, sie zu begehen. Ihr könnt gerne mitmachen.«
»Danke. Ich bedaure, daß dies nicht meine Rasse ist«, lehnte Hüpfer das Angebot ab.
»Ich… äh… ich werde einfach nur warten«, sagte Dor. Sein Körper spürte die Verlockung durchaus, aber er wollte sich diesem Leben nicht voreilig verschreiben. Wieder sah er vor seinem geistigen Auge das Bild der Waldfrau.
»Wie ihr wollt. Hier wird niemand zu irgend etwas gezwungen, niemals. Wir tun alle nur, was wir wollen.« Der Erzfaun musterte das Geschehen. »Da wir schon gerade dabei sind – entschuldigt mich.« Er sprang vor und griff nach einer vorbeihuschenden Nymphe. Die stieß einen niedlichen Schrei aus, warf ihr Haar umher und stampfte mit ihren winzigen Füßen auf.
»Wenn sie unsterblich sind und keinen Nachwuchs bekommen, wie entwickeln sie sich dann weiter?« fragte Hüpfer.
Daran hatte Dor noch gar nicht gedacht. »Vielleicht verändern sie sich selbst. Mit Magie ist doch –«
Da ertönte ein ohrenbetäubendes Getöse. Eine Welle dunkler Leiber ergoß sich über die Feiernden. Es war eine Koboldhorde!
»Preßpatrouille! Preßpatrouille!« schrie der Anführer der Kobolde und bleckte in höhnischem Grinsen seine Zahnlücken. »Jeder, den wir erwischen, wird hiermit zum Dienst in der Koboldarmee gepreßt!« Schreiend stoben Nymphen und Faune davon. Keinem kam es in den Sinn, Widerstand zu leisten. Dor bemerkte, daß es nur acht Kobolde waren, die über hundert Faune und Nymphen angriffen. Wo lag eigentlich das Problem? Verbreiteten die Kobolde schon durch ihr bloßes Aussehen Entsetzen?
Dor griff nach seinem Schwert. Ihm flößten die Kobolde jedenfalls kein Entsetzen ein! »Warte, Freund!« schnatterte Hüpfer. »Das hier ist nicht unsere Angelegenheit.«
»Wir können doch nicht einfach hier herumsitzen und zusehen, wie sie unsere Freunde entführen!«
»Es gibt vieles, was wir über diese Situation noch nicht wissen«, schnatterte die Spinne.
Unruhig, aber Hüpfers Urteil achtend, ließ Dor sich besänftigen. Die Kobolde erwischten fünf der gesündesten Faune, warfen sie zu Boden und fesselten sie mit Schlingpflanzen. Sie eroberten nur und töteten nicht: Sie wollten die Männer gesund für ihre Armee haben. Also hatte Hüpfer mit seiner Vorsicht recht behalten, wie immer. Dor hätte nichts gewonnen, wenn er mit seiner Klinge eingegriffen hätte. Zumindest nichts, was sich gelohnt
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