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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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empor.
    Gerrymander stieß einen Schrei der Verzweiflung aus. »Oh, sie entkommen mir!« Er versuchte, Dors Beine zu ergreifen.
    Dor zog hastig die Füße ein. Das Wesen richtete sich auf und dehnte sich, um ihn zu verfolgen, dann ergriff es ihn. Dor zog erneut sein Schwert und schlug die bizarre Greifhand ab. Sie stürzte zu Boden und verschmolz sofort wieder mit dem restlichen Körper. Es mochte dem Ding vielleicht nicht weh tun, zerstückelt zu werden, aber ohne Stütze war es ihm unmöglich, weit empor zu ragen. »Aaaaah!« heulte es mutlos. »Ich bin ausgetrickst worden!«
    »Wir mußten einfach nur über ihn hinwegspringen«, rief Dor plötzlich. »So wie es uns gerade den Weg versperrte, ohne die Gesetze der Bewegung zu kennen, so hätten wir ohne diese Gesetze an ihm vorbei gekonnt. Sobald wir das geschafft haben, haben wir auch schon gewonnen. So kämpfst du also, Gerrymander!«
    Tatsächlich schrumpfte das besiegte Ungeheuer nun schnell zu seiner kleineren, ursprünglichen Form zusammen. Seine Macht existierte nur so lange, wie es sich einer Herausforderung zu stellen hatte. Ganz nach seiner eigenen Definition.
    »Diese Welt ist seltsam«, schnatterte Hüpfer.
    Dor schüttelte nur den Kopf. Er war der gleichen Meinung.
    Hüpfer ließ Dor hinter Gerrymander herab, und gemeinsam setzten sie ihre Wanderung fort. Jetzt wußte Dor, woher die Spinne ihren Namen erhalten hatte. Noch nie hatte er eine derartige Sprungkraft gesehen! Er hatte immer gedacht, daß alle Spinnen Netze spännen, aber das tat Hüpfer nicht, obwohl er gewiß dazu in der Lage gewesen wäre. Es war gefährlich, merkte Dor, Wesen zu vereinfacht zu betrachten, dazu besaßen sie eine viel zu große Vielfalt.
    Inzwischen hatten sie sich dem Gebiet angepaßt und kamen schnell voran. Die meisten wilden Tiere fürchteten sich vor Hüpfer und gingen ihm aus dem Weg. Er sah viel wilder aus, als er in Wirklichkeit war, und schien völlig fremdartig zu sein, was jedoch nicht stimmte: Er war nur ein wenig groß geraten.
    Als die Nacht einbrach, hatten sie nach Dors Schätzung wohl den größten Teil des nördlichen Xanth durchquert. Sie hätten noch schneller gehen können, aber sie mußten unterwegs öfter anhalten, um sich Nahrung zu beschaffen. Er erinnerte sich daran, daß es in der Nähe ein Waldstück mit Schlafbäumen gab. Das war kein guter Ort, um dort zu übernachten, da es hätte sein können, daß der Schlafende nie mehr die Lust verspürte, wieder aufzuwachen. Deshalb übernachteten sie auf seinen Vorschlag hin abseits vom Hauptwald, von einem Krabbenapfelbaum herabhängend. Ein nahegelegener Bach versorgte Dor mit Trinkwasser, während die Krabben des Baumes für Hüpfer einen kleineren Festschmaus darstellten.
    Am nächsten Morgen eilten sie hastig durch das friedliche Waldstück, ohne auch nur eine einzige Pause zu machen. Dor merkte, wie ihn die Lethargie zu überwältigen drohte, aber auch diese Bäume hatten ihre Magie noch nicht so stark entwickelt wie in späteren Zeiten, deshalb gelang es ihm, sie abzuwehren. Hüpfer, dem ihre Wirkung nicht vertraut war, wurde etwas träge, aber Dor trieb ihn immer wieder an, bis sie das Waldstück hinter sich gebracht hatten.
    Endlich kamen sie am Rand der Spalte an. Die Spalte war an dieser Stelle tausend Schritte breit und ebenso tief. »Auf den Karten meiner Zeit erscheint die Spalte nicht«, erklärte Dor, »weil ein Vergessenszauber über ihr ruht. Aber die meisten von uns auf Schloß Roogna sind immun dagegen geworden, deshalb können wir uns auch daran erinnern. Ich weiß nicht, wie wir auf die andere Seite kommen können, wenn wir nicht eine Wand hinunter- und die andere hochklettern. Das dürfte für dich wohl keine Schwierigkeit darstellen, aber ich bin kein so guter Kletterer wie du und bekomme leicht Höhenangst.«
    Während ihrer Reise hatten sie sich viel unterhalten, und Hüpfer hatte bereits eine ganze Menge verschiedener Vokabeln aus Dors Wortschatz aufgeschnappt. Inzwischen konnte er ungefähr verstehen, was Dor sagte. »Ich glaube schon, daß wir auf die andere Seite kommen, wenn es sein muß«, schnatterte er. »Aber das ist ziemlich riskant.«
    »Ja, wegen des Spaltendrachen«, erinnerte sich Dor.
    »Gefahr?«
    »Große Gefahr, am Boden des Abgrunds. Drache – wie Gerrymander, nur noch schlimmer. Zähne.«
    »Können wir über ihn hinweg springen?«
    »Der Drache würde… seine Zähne… das ist einfach zu riskant«, sagte Dor frustriert. Er konnte sich nicht mehr erinnern,

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