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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich auch erst ein bißchen gewöhnen«, meinte Dor. »Du… äh… für sie siehst du genauso seltsam aus wie sie für dich.«
    Hüpfer war bestürzt. »So schlimm kann es doch auch nicht sein!«
    »Na ja, vielleicht habe ich es ein wenig überspitzt formuliert.« War er jetzt nur diplomatisch, oder sagte er die Wahrheit?
    »Das Ding redet ja!« rief das Mädchen. »Nur, daß es seine Stimme auf deine Schulter wirft.«
    »Ja ja, das ist schwer zu erklären –«
    »Wie dem auch sein mag«, warf Hüpfer ein, »es ist wohl besser, wenn wir dieses Nest möglichst bald verlassen.«
    »Warum kommt seine Stimme denn von deiner Schulter?« beharrte das Mädchen. Offensichtlich besaß sie eine lebhafte Neugier.
    »Ich habe ein Dolmetschernetz gemacht«, sagte Dor. »Hüpfers Stimme ist das Geschnatter. Du könntest wenigstens hallo zu ihm sagen.«
    »Oh.« Sie lehnte sich vor, und Dor bekam seinen ersten bewußten Einblick in ein prall gefülltes Mieder. Wie gelähmt blieb er stocksteif stehen. »Hallo, Hüpfer-Monster«, sagte sie zu dem Netz.
    »Mannomann!« sagte das Netz. »Sagenhaft, diese –«
    »Du brauchst nicht mit dem Netz zu reden«, sagte Dor hastig, obwohl es ihm leid tat, ihr ihre Illusion zu nehmen. Jetzt würde sie sich nicht mehr zu ihm vorbeugen. In seinem Hinterkopf bewegte ihn die Frage, warum ein Spinnennetz wohl eine solche Bemerkung machte, wo doch ein solcher Anblick für Spinnen kaum von Interesse sein dürfte.
    »… gelbe Seide«, beendete das Netz seinen Satz noch, während Dor seinem schamlosen Gedanken nachhing. Oh – ja, natürlich. Spinnen interessierten sich für Seide, und gefärbte Seide war für sie bestimmt etwas Neues.
    »Das ist Haar, nicht Seide«, murmelte er. Dann sagte er mit lauterer Stimme, an das Mädchen gewandt: »Hüpfer versteht dich auch ohne das Netz.«
    »Was nun unsere Flucht aus dem Nest angeht –« schnatterte Hüpfer.
    »Ja! Kannst du noch ein Zugseil für sie machen?«
    »Wird sofort erledigt.« Hüpfer krabbelte auf das Mädchen zu.
    »Iiiiiiih!« schrie sie und warf mit ihrer Seide um sich. »Das haarige Ungeheuer wird mich auffressen!«
    »Sei still!« bellte Dor, der nun langsam trotz ihrer Reize die Geduld verlor. Entweder besaß sein Körper einen sehr sonderbaren Geschmack, oder es war ihm in seinem bisherigen Leben eine ganze Dimension verlorengegangen! »Du lockst nur den Hurra-Vogel wieder an!«
    Zögernd beruhigte sie sich. »Ich laß das Ding nicht an mich heran.«
    Mit der Spinne reden tat sie, aber mit ihr zusammenarbeiten wollte sie nicht. Sie wirkte beinahe so kindisch wie Dor selbst. »Ich kann dich nicht nach unten tragen«, sagte er ihr. »Ich bin nur –« Er unterbrach seinen eigenen Satz. Er war ja gar kein zwölfjähriger Junge mehr, was seinen Körper anging, sondern ein kräftiger Mann. »Na ja, vielleicht kann ich es doch. Hüpfer, wird das Seil uns beide halten?«
    »Zweifellos. Ich muß nur ein stärkeres Kabel herstellen«, schnatterte die Spinne, deren Spinndrüsen bereits auf vollen Touren arbeiteten. Wenige Augenblicke später hatte er ein neues Haltenetz für Dor gemacht, das ein stärkeres Seil besaß als das alte.
    Inzwischen blickte sich das Mädchen mit unverkennbarer weiblicher Neugier im Nest um. »Oh, Juwelen!« rief sie und klatschte aufgeregt in ihre hübschen kleinen Hände.
    »Was für welche?« fragte Dor und überlegte, ob sie damit später Nahrungsmittel oder Unterkunft bezahlen könnten. In Xanth galten Juwelen zwar nicht annähernd so viel wie in Mundania, aber es gab trotzdem noch eine Menge Leute, die sie mochten.
    »Wir sind Zuchtperlen«, sagten mehrere Stimmen im Chor. »Äußerst kultiviert und wohlerzogen. Unser Stammbaum führt zurück bis zum Kaiser aller Austern. Wir sind die Aristokraten unter den Juwelen.«
    »Oh, euch nehme ich!« rief das Mädchen, das sich offenbar überhaupt nicht darüber wunderte, daß die Perlen sprechen konnten. Sie hob sie mit beiden Händen auf und füllte ihre Schürzentaschen damit.
    Da hörten sie, wie der Hurra-Vogel zurückkehrte. Dor legte seinen linken Arm um die schlanke weiche Hüfte des Mädchens und hob sie mühelos hoch. Was für Kräfte sein Körper doch besaß! Aber vielleicht lag das ja auch weniger an seiner Muskelfülle, als daran, daß sie so leicht war. Sie fühlte sich federweich an, obwohl ihr Fleisch fest war. Diese Art von Mädchen mußten irgendeine besondere Magie besitzen, die sie füllig und doch leicht machte, dachte er.
    Er sprang über den Rand des

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