Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
von einigen kleineren Augen umrahmt waren. »Hüpfer!« rief Dor erfreut. »Wie hast du mich denn gefunden?«
    »Ich habe dich gar nicht suchen müssen«, schnatterte die Spinne und hievte ihren schönen Leib ins Nest. Noch nie war Dor dieses bunte Pelzgesicht schöner vorgekommen.
    »Ich hatte eine Zugleine an dir befestigt, eine reine Routinesache. Als der Hurra-Vogel dich entführt hat, da bin ich mitgezogen worden, allerdings in einem solchen Abstand, daß ich so gut wie unsichtbar gewesen sein muß. Allerdings habe ich mich zunächst einmal im Baum verfangen, aber dann brauchte ich nur noch der Leine zu folgen.«
    »Das ist ja großartig! Ich hatte schon befürchtet, daß ich dich nie wiedersehen würde!«
    »Du vergißt, daß ich deine Magie brauche, um wieder aus dieser Welt zu entkommen.« In Wirklichkeit war ihr Gespräch nicht ganz so ausführlich, weil Hüpfer immer noch eine ganze Menge menschlicher Wörter nicht kannte und verstand, aber im nachhinein wirkte es doch wie eine ganz gewöhnliche Unterhaltung. »Gehen wir?«
    »Ja.«
    Hüpfer befestigte eine neue Leine an Dor und wollte ihn gerade durch das Blattwerk hinunterlassen, als sie das Rauschen der großen Schwingen hörten. Der Hurra-Vogel kehrte zurück!
    Hüpfer sprang aus dem Nest und war verschwunden. Dor war zunächst zutiefst erschrocken, doch dann fiel ihm wieder ein, daß Spinnen niemals stürzten, da ihre Zugseile sie davor bewahrten. Dor hätte zwar ebenso springen können, aber war sich nicht ganz sicher, ob sein Seil bereits ausreichend befestigt war.
    Vielleicht war er auch nur zu verängstigt gewesen, um rechtzeitig zu handeln, dachte er wütend.
    Das kitschige Gefieder des Hurra-Vogels überschattete das Nest, und plötzlich fiel etwas herab. »Hurraaah!« Dann war der Vogel auch schon wieder weg, um seiner unersättlichen Sammelwut zu frönen.
    Das Ding, das hinabgefallen war, bewegte sich. Es zuckte mit seinen Gliedmaßen und einem Haarschleier. Schließlich hatte es sich wieder gesammelt und setzte sich auf.
    Dor starrte es verblüfft an.
    Es war eine Frau. Eine junge, hübsche, mädchenhafte Maid.

4
Die Ungeheuer
    Als der große Vogel verschwunden war, kletterte Hüpfer wieder ins Nest zurück. Das Mädchen erblickte ihn und stieß einen Schrei aus. Ihr Haar wirbelte umher, und sie strampelte heftig. Sie war ein gesundes, kräftiges junges Ding mit einer durchdringenden Stimme, wunderschönen blonden Locken und sagenhaft wohlgeformten Beinen.
    »Ist schon in Ordnung!« rief Dor, der auch nicht so genau wußte, ob er mehr an die Situation dachte, die alles andere als in Ordnung war, oder an ihre nackten Beine, die dagegen mehr als nur in Ordnung waren.
    Dieser Körper, den er gerade besaß, achtete wirklich auf solche Dinge. »Er ist ein Freund! Lock nicht wieder den Hurra-Vogel an!«
    Das Mädchen drehte sich ruckartig zu ihm um. Dor schien sie fast ebensosehr zu erschrecken wie die riesige Spinne. »Wer bist du? Woher willst du das wissen?«
    »Ich heiße Dor«, sagte er schlicht. Vielleicht würde er ja eines Jahres einmal lernen, wie man sich einer Dame mit Flair vorzustellen hatte. »Die Spinne ist mein Begleiter.«
    Mißtrauisch musterte sie Hüpfer. »Pfui, wie häßlich! Ich habe noch nie solch ein Ungeheuer gesehen. Ich glaube, da lasse ich mich doch lieber von dem Vogel fressen. Den kenne ich wenigstens.«
    »Hüpfer ist nicht häßlich! Er frißt keine Leute auf. Sie schmecken nicht.«
    Wieder drehte sie sich abrupt zu ihm um, und wieder wehte ihr Haar dabei in einer goldenen Spirale herum. Plötzlich kam sie ihm bekannt vor. Aber er war sich doch sicher, ihr noch nie zuvor begegnet zu sein; hier in der Vergangenheit hatte er doch noch gar keine Mädchen kennengelernt! »Woher weiß er das denn?«
    »Wir sind von einem Rudel Kobolde angegriffen worden. Er hat einen davon probiert.«
    »Kobolde! Das sind doch gar keine echten Leute! Natürlich schmecken die nicht!«
    »Woher weißt du das denn?« konterte Dor.
    »Es ist doch logisch, daß eine süße Maid wie ich besser schmeckt als so ein schmieriger alter Kobold!«
    Diese Logik konnte Dor kaum widerlegen. Jedenfalls würde er lieber ihr einen Kuß geben als einem Kobold, soviel stand immerhin fest.
    Also so was! Was hatte ihm denn nun diesen Gedanken eingegeben?
    »Ich kann eurer Unterhaltung nicht ganz folgen«, sagte Hüpfer. »Aber ich glaube, daß das Weibchen deiner Rasse mir nicht traut.«
    »Alle Neune, Monster!« stimmte sie ihm zu.
    »Äh, an dich muß man

Weitere Kostenlose Bücher