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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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zur Hälfte von deiner Rasse«, erwiderte sie. Beim näheren Kennenlernen erwies sie sich als ziemlich nett. Sie duftete leicht nach Rosen. Offenbar waren nur die alten Harpyien so scheußlich. »Das sind eine ganze Menge anderer Wesen ja auch: Zentauren, Meermenschen, Faune, Werwölfe, Sphinxe und so – die haben alle die Kriegslust des Menschen geerbt. Am schlimmsten sind die Schein-Menschen, etwa die Trolle, die Oger, die Elfen, Riesen und Kobolde. Die haben alle ganze Armeen und ziehen in bestimmten Abständen auf Raubzüge aus. Wieviel besser wäre das doch, wenn wir Halbmenschen eure Intelligenz, Neugier und künstlerische Begabung geerbt hätten, ohne eure Barbarei.«
    Was sie sagte, leuchtete immer mehr ein. »Wenn ihr unsere andere Hälfte geerbt hättet, dann hättet ihr jetzt vielleicht Geierköpfe und menschliche Unterleibe –«
    Sie lachte melodisch. »Dann wäre die Paarung leichter! Aber ich hätte doch lieber die Intelligenz, trotz ihrer vielen Nachteile.«
    »Was haben die Kobolde den Harpyien denn angetan?«
    Sie seufzte schwer. Sie besaß einen höchst beeindruckenden menschlichen Teil, wie man beim Atmen merken konnte, und Dor war froh, daß es der obere Teil gewesen war, den sie geerbt hatte. »Das ist eine lange Geschichte, schmucker Mann. Komm, leg deinen Kopf in meine Flügel, dann werde ich dir das Gesicht putzen, während ich sie dir erzähle.«
    Das klang recht harmlos. Er lehnte sich rücklings gegen ihre Schwingen und merkte, daß sie fest und glatt und doch etwas nachgiebig waren und leicht nach frischen Federn dufteten.
    »Damals, vor langer Zeit, als Xanth noch jung war«, fing sie in melodischem Tonfall zu erzählen an, »und die Lebewesen die erste Entfaltung der Artenvielfalt erlebten und zu all den magischen Vermischungen gelangten, die wir heute kennen, damals fühlten wir Halbmenschen uns miteinander verwandt.« Sie leckte seine Wange sanft mit ihrer Zunge ab. Dor wollte schon protestieren, doch da begriff er, daß es das war, was sie mit ›Putzen‹ gemeint hatte. Nun ja, er hatte sich damit einverstanden erklärt, und außerdem war es gar nicht so unangenehm.
    »Die Vollmenschen aus Mundania sind in wilden Wellen in unser Land eingedrungen, haben getötet und gebrandschatzt«, fuhr sie fort und nibbelte leicht an seinem Ohrläppchen. »Wir Halbmenschen mußten zueinander stehen, wenn wir überleben wollten. Die Kobolde lebten neben uns Harpyien und teilten mit uns oft dieselben Höhlen. Sie schliefen tagsüber und gingen nachts auf Beutezüge, während wir tagsüber jagten. Deshalb konnten unsere beiden Arten auch die gleichen Schlafunterkünfte benutzen. Doch als wir immer mehr wurden, wurde der Raum immer knapper und reichte nicht mehr aus.« Inzwischen war sie beim Putzen bis zu seinem Mund vorgestoßen. Ihre Lippen waren bemerkenswert sanft und angenehm, als sie seine eigenen streiften. Wenn er es nicht besser gewußt hätte, dann hätte er diese Geste für einen Kuß gehalten.
    »Einige unserer Hennen mußten ausziehen und ihre Nester in Bäumen bauen«, fuhr sie fort und machte sich an seine andere Gesichtshälfte.
    »Das gefiel ihnen mit der Zeit immer besser, und jetzt nisten sie immer noch in Bäumen. Aber die Kobolde fingen an, uns unseren Platz zu neiden, und dachten sich, daß sie mehr Raum für sich haben würden, wenn es weniger von uns gäbe. Also haben sie sich hinter unserem Rücken zusammengetan. Ihre Frauen, die damals zum Teil noch sehr ansprechend aussahen, haben unsere Männer fortgelockt und sie korrumpiert mit ihren… ihren –« Sie machte eine Pause und ihr Flügel erschauerte. Es fiel ihr offenbar nicht leicht, darüber zu reden. Für Dor war die Lage allerdings auch nicht sehr leicht, denn jetzt drückte ihre Brust gegen seine Wange, während sie versuchte, seine andere Halsseite zu erreichen. Irgendwie hatte er Schwierigkeiten, sich auf ihre Worte zu konzentrieren.
    »… mit ihren Armen und… Beinen«, brachte Helene schließlich heraus. »Wir lebten noch nicht lange genug getrennt und abgesondert von den Menschen, als daß unsere Männer sich nicht an das erinnert hätten, was sie ›richtige Mädchen‹ nannten, und sie begehrten. Obwohl die meisten menschlichen und menschenähnlichen Frauen gar nichts mit Geierschweifen zu tun haben möchten. Als die Kobolddamen dann verfügbar wurden… ich würde sie eigentlich alles andere als Damen nennen, aber an sich darf ich solche Ausdrücke ja gar nicht kennen… als diese Wesen unsere Hähne

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