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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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haben ihn nicht erkannt.«
    Verblüfft reimte Dor sich alles zusammen. Er hatte sich König Roogna als einen Mann vorgestellt, der in etwa so war wie König Trent – geschniegelt, intelligent, mit beeindruckender Haltung, ein Mann, den niemand leichtfertig mißachten würde. Aber es war ja nur natürlich, daß die Legenden von acht Jahrhunderten den Magier mit einem überlebensgroßen Nimbus umgeben würden. In Xanth zählte nicht das Aussehen, sondern das magische Talent. Dieser dickliche, hemdsärmelige Mann, der so aussah wie ein Gärtner, mit seinem sanften Gehabe, seinem ergrauten, ausgedünnten Haar und seinen verschwitzten Achselhöhlen – das konnte also tatsächlich der König sein. »Dieser Baum… er hat ihn von einem Schokoladenkirschbaum in einen Kirschbombenbaum verwandelt… das war das magische Talent des Magierkönigs Roogna –«
    »War?« fragte der König und hob eine etwas staubbeschmutzte Augenbraue.
    Dor hatte gerade an die historische Gestalt denken müssen, die in der Welt des Wandteppichs natürlich ein Zeitgenosse war. »Ich… äh, es ist ?? Euer Majestät, ich –« Er begann mit einer Verneigung, besann sich dann eines anderen, fing an zu knien, hörte auch damit auf und merkte, wie er vor Verwirrung fast verging.
    Der König legte ihm eine feste, freundliche Hand auf die Schulter. »Beruhigt Euch, Krieger. Wenn ich Wert auf einen Kniefall gelegt hätte, dann hätte ich das von Anfang an klargemacht. Mein Talent ist es, was mich zu etwas Besonderem macht, nicht mein Amt. Mein Amt ist im Augenblick sogar gefährdet. Meine Truppen haben im Augenblick alle Urlaub, weil wir noch keine Unterkünfte für sie haben, und der Bau meines Schlosses wird auch von tausend Schwierigkeiten heimgesucht. Deshalb stünde mir Hochmut nicht sonderlich an, selbst wenn ich dazu neigte.«
    »Äh, sehr wohl, Euer Majestät«, murmelte Dor.
    Der König betrachtete ihn genauer. »Ich nehme an, Sie sind aus Mundania, obwohl Sie über Xanth einiges Verhunztes zu wissen scheinen.« Dann blickte er Millie an. »Und die junge Dame sieht so aus, als käme sie vom Westdorf. Dort züchten sie manch hübsches Obst.« Er sah zu Hüpfer hinüber. »Und diese Person… mein Herr, ich glaube nicht, daß ich schon einmal einer Springspinne Ihrer Größe begegnet bin. Handelt es sich hier um einen Zauber?«
    »Er hat mich ›mein Herr‹ genannt«, schnatterte Hüpfer. »Soll ein König so etwas?«
    »Ein König«, erwiderte Roogna mit entschlossener Miene, »kann so ziemlich alles tun, was ihm beliebt. Am besten ist es, wenn er sich dazu entschließt, gut zu regieren. Ich stelle fest, daß Ihre Stimme von diesem Netz dort übersetzt wird.« Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich, und nun wirkte es für Dor schon eher so, wie er sich einen König vorstellte. »Das interessiert mich. Da scheint ungewöhnliche Magie im Spiel zu sein.«
    »Jawohl, Euer Majestät«, erwiderte Dor schnell. »Es handelt sich hier um eine ganz erhebliche Verzauberung, aber es ist schwer, es zu erklären.«
    »Jede Magie ist schwer zu erklären«, meinte Roogna.
    »Er kann Dinge zum Reden bringen«, sagte Millie hilfsbereit. »Stock und Stein brechen nicht sein Gebein, sondern sie reden mit ihm. Auch die Wände und das Wasser und solche Sachen. So haben wir hierhergefunden.«
    »Ein mundanischer Magier?« fragte Roogna. »Das ist doch ein Widerspruch in sich!«
    »Ich… äh… ich sagte ja, daß es schwer zu erklären sei, Euer Majestät«, sagte Dor verlegen.
    Ein untersetzter, gedrungener Mann im gleichen Alter wie der König näherte sich mit schiefem Lächeln. »Kann es sein, daß ich etwas Interessantes rieche, Roogna?« fragte er.
    »In der Tat, Murphy«, erwiderte der König. »Kommt, wir wollen uns etwas näher vorstellen. Ich bin der Magier Roogna, einstweiliger König. Mein magisches Talent besteht darin, lebendige Magie meinen Zwecken dienstbar zu machen.« Er blickte Dor bedeutungsvoll an.
    »Ich… äh, ich bin Dor. Äh… der Magier Dor. Mein Talent besteht darin, daß ich mit unbelebter Materie kommunizieren kann.« Dann fügte er der Deutlichkeit halber hinzu: »Ich rede mit Dingen.«
    Der König blickte auf Millie. »Ich bin Millie die Maid, ein unschuldiges Mädchen aus dem Dorf im Weststaket«, sagte sie. »Mein Talent ist –« Sie errötete verschämt, und ihr Talent wurde deutlich offenbar. »Sex-Appeal.«
    Weiter im Kreis: »Ich bin Phidippus Variegatus von der Familie der Springspinnen«, schnatterte Hüpfer. »Mein Talent,

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