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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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König Roogna?« fragte Dor, als der Zentaur eine Pause einlegte, um ihn gequält anzublicken.
    »Such ihn doch selbst!« erwiderte das Wesen barsch. »Siehst du nicht, daß wir hier zu tun haben?«
    Zu Dors Zeiten waren die Zentauren geradezu die Verkörperungen der Höflichkeit, wenn sie nicht gereizt wurden. Eine bemerkenswerte Ausnahme davon bildete allerdings ›Onkel Chester‹, der Vater von Dors Spielgefährtin Chet. Dieser Zentaurenaufseher erinnerte ihn an Chester, und auch die anderen Mitglieder der Herde glichen ihm sehr. Chester mußte ein Rückfall in diesen früheren Typus sein: mit häßlichem Gesicht, mißgelaunt und doch ein prachtvolles Wesen, wenn man erst einmal sein Vertrauen gewonnen hatte.
    Dor zog sich mit seinen Gefährten zurück. Jetzt war offensichtlich nicht die geeignete Gelegenheit, die Zentauren mit Fragen zu belästigen. »Stein, wo ist König Roogna?« fragte Dor den Teil eines Steinblocks, der noch nicht über den Graben befördert worden war.
    »Er residiert in einer Behelfshütte südlich von hier«, antwortete der Stein.
    Das hatte Dor sich schon gedacht. An dem Schloß mußte noch sehr viel getan werden, bevor ein König darin einziehen konnte, obwohl der Innenhof im Falle eines Krieges bereits hinlänglichen Schutz bieten würde. Niemand würde hier gerne wohnen, solange die Zentauren dabei waren, massive Steinblöcke durch die Gegend zu hieven.
    Sie schritten weiter in Richtung Süden. Dor war zwar versucht, einen kleinen Umweg zu der Stelle zu machen, an der sein Hüttenkäse zu seiner Zeit stand, ließ aber davon ab. Dort gab es jetzt bestimmt nicht das geringste zu sehen.
    Sie kamen an eine Hütte, die aus einem großen Kürbis hergestellt worden war und in einem kleinen, aber schmucken Hof stand. Dort stand ein gediegener grauhaariger Mann in schmutzigen kurzen Hosen und musterte soeben einen Schokoladenkirschenbaum, während er an einer Frucht kaute. Das war offenbar der Gärtner, der die Ernte überprüfte. Der Mann grüßte sie, ohne darauf zu warten, daß sie sich vorstellten. »Willkommen, Reisende! Kommt und probiert eine Kirsche, solange es noch welche gibt.«
    Sie blieben stehen. Dor pflückte eine Kirsche ab und stellte fest, daß sie ausgezeichnet schmeckte: In einer köstlichen Schale aus süßer brauner Schokolade befand sich ein flüssiger Kern. Auch Millie genoß es. »Besser als die kandierten Höhlenläuse«, meinte sie. Hüpfer war zwar zu höflich, um das Angebot abzuschlagen, war aber offensichtlich anderer Meinung.
    »Stell dir doch vor, es sei eine fette, aufgedunsene Zecke«, schlug Dor der Spinne leise vor. Hüpfer wedelte zustimmend mit einem seiner Vorderbeine.
    »Na, dann wollen wir es noch mal versuchen«, sagte der Gärtner. »Mit diesem hier habe ich einige Schwierigkeiten.« Er konzentrierte sich auf den Baum.
    Nichts geschah.
    »Versuchen Sie vielleicht, einen Zauber zu verhängen?« fragte Dor und pflückte eine weitere Kirsche. »Um Dünger hinzuzufügen oder so?«
    »Hm, nein. Die Zentauren bescheren uns jede Menge Dünger. Wenn man’s genau nimmt, dann –« Die Augen des Mannes weiteten sich erstaunt. »Halten Sie diese Kirsche doch bitte einen Augenblick fest, mein Herr, wenn es Ihnen nichts ausmachen sollte. Beißen Sie aber nicht hinein.«
    Dor unterbrach seine Bewegung, die Kirsche beinahe schon an den Lippen. Die erste hatte so gut geschmeckt, daß er etwas verärgert war, daß der Gärtner ihm die zweite so willkürlich verweigern wollte. Er besah sich die Frucht genauer. Sie besaß keine Schokoladenhülle und war hellrot und hart. »Tu ich nicht«, sagte er. »Das muß eine schlechte sein.« Er schnippte sie fort.
    »Nicht –« rief der Mann, doch es war schon zu spät. »Das ist doch eine –«
    Neben ihnen explodierte plötzlich etwas. Millie stieß einen Schrei aus. Der Knall war ohrenbetäubend, und sie wurden sofort von einer Hitzewelle überflutet. Alle vier stolperten sie zur Seite, fort von der Explosionsstelle. Endlich ließ das Beben nach. Dor blickte sich verwundert um. Er sah eine dünne Rauchwolke emporsteigen, merkte, daß er sein Schwert gezückt hatte, und steckte es verlegen wieder weg.
    »Diese Kirschbombe, die Sie da geworfen haben«, sagte der Gärtner, »gut, daß Sie nicht hineingebissen haben!«
    »Diese Kirsche… das war doch eine Schokoladenkirsche von diesem…« Dor blickte den Baum an. »He, das sind ja jetzt Kirschbomben geworden! Wie –?«
    »Das muß König Roogna sein«, warf Millie ein. »Wir

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