Zauber-Schloss
würde sie wohl. Weil er eine erstrangige Bündelung magischer Kraft darstellt, mit allen ihren Verästelungen und Auswirkungen, und weil er ziemlich nahebei lebt, so daß man nicht erst durch die Spalte muß, um zu ihm zu gelangen. Und weil seine Zombies auch in großen Mengen die Festung ohne Nachschub halten könnten. Das wäre in einer solchen Lage eine geradezu ideale Armee. Schon die Verpflegung für meine eigene Armee während einer Belagerung sicherzustellen wäre ein gewaltiges Problem. Wir haben lediglich ausreichend Vorräte für unsere Werkmannschaften. Aber es nützt nichts, darauf zu spekulieren. Der Zombiemeister mischt sich nicht in politische Dinge ein.«
»Ich muß ihn doch sowieso aufsuchen«, rief Dor aufgeregt. »Ich könnte mit ihm reden, ihm erklären, was auf dem Spiel steht –«
Zum Teufel mit der Vorsicht!
Wenn der König ohne Dors Hilfe dabei war, zu verlieren, warum sollten sie da das Risiko nicht eingehen? Schaden konnte es doch wirklich nicht.
»Hüpfer könnte mitkommen, er kann vieles besser als ich. Schlimmstenfalls kann ich nur scheitern.«
Der König strich sich durch seinen Bart. »So ist das wohl. Ich glaube zwar, daß es ziemlich weithergeholt ist, aber wenn Sie dazu bereit sind… richten Sie dem Zombiemeister aus, daß ich willens wäre, eine angemessene Gegenleistung für seine Unterstützung zu erbringen.« Er hob einen Zeigefinger, und ein weiteres Teufelchen erschien. Dor fragte sich, wo diese Teufelchen sich wohl verstecken mochten, wenn sie nicht gebraucht wurden. Der König besaß doch eine Menge Diener, auch wenn er es nicht zeigte. Wie König Trent hielt er seine Macht bedeckt, solange es nicht nötig war, sie unter Beweis zu stellen. »Bestimme einen Begleiter und Führer für eine Reise zur Burg des Zombiemeisters. Der Magier Dor wird morgen in meiner Mission dorthin aufbrechen.«
Doch am nächsten Morgen hatten sie noch eine Begleiterin: Millie die Maid. »Da der Bau des Schlosses sich verzögert und das Personal während des Notstands evakuiert werden soll, habe ich noch keine Anstellung«, erklärte sie. »Vielleicht kann ich euch ja behilflich sein.«
In späteren Jahrhunderten würde sie ein trauriges Gespenst sein, den Zombie Jonathan kennenlernen und versuchen, ihn wiederherzustellen. Sie wußte noch nichts davon, aber Dor tat es. Wie hätte er es ihr abschlagen können, ihm bei dieser Mission zu helfen – wo es doch schließlich dabei um sie ging? Vielleicht konnte sie ja tatsächlich von Nutzen sein.
Warum freute er sich so über ihre Gesellschaft? Er wußte doch, daß er niemals… sie war nicht… sein Körper wußte Eigenschaften an ihr zu schätzen, die er selbst kaum wahrgenommen hatte, aber auf diese Weise würde sie niemals die Seine werden. Was sollte er sich da etwas vormachen? Das war doch nur töricht.
Und doch – wie froh er doch war, bei ihr zu sein, selbst für diese kurze Zeit!
6
Der Zombiemeister
Die Eskorte bestand aus einem Drachenpferd, das das Vorderteil eines Pferdes und das Hinterteil eines Drachen hatte. Der Führer war ein weiteres Teufelchen. »Na los, Sportsfreund, bringen wir’s hinter uns«, rief das Teufelchen ungeduldig. Es war ein gutes Stück größer als Grundy der Golem, aber kleiner als ein Kobold und erinnerte Dor ein wenig an beide.
Auf dem Rücken des Drachenpferdes waren drei Sättel befestigt. Dor setzte sich auf einen, Millie auf einen anderen, und Hüpfer, der ja nicht sitzen konnte, klammerte sich am dritten fest. Das Teufelchen hockte sich auf den Kopf des Tiers und flüsterte ihm etwas in die Ohren.
Sofort setzten sie sich in Bewegung. Die Vorderhufe des Pferdes hämmerten mächtig auf den Boden, während seine Reptilienhinterbeine ihre Krallen ins Erdreich bohrten und vorwärts drückten. Das Ungeheuer galoppierte halb, halb glitt es mit Riesensprüngen voran. Millie stieß einen Schrei aus, und Dor wurde fast aus dem Sattel geworfen. Das Teufelchen kicherte teuflisch. Es hatte vorher gewußt, was passieren würde.
Hüpfer sprang über Dor hinweg und landete direkt hinter dem Mädchen. Mit einigen geschickten Bewegungen band er sie mit seidenen Fäden an den Sattel fest, so daß sie nicht mehr herunterfallen konnte. Dann tat er dasselbe mit Dor. Plötzlich war keine Rede mehr davon, zu Boden zu stürzen. »Bah! Du verdirbst einem ja die ganze Freude!« beschwerte sich das Teufelchen.
Der Drache bewegte sich immer schneller, und seine Schaukelbewegungen wurden gleichmäßiger. Dor schloß
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