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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Augen und stellte sich vor, in einem Boot auf den Wellen zu segeln. Hoch, runter, schwanken, hoch, runter, schwanken. Er fühlte sich plötzlich seekrank und mußte wieder die Augen öffnen.
    Das Blattwerk jagte an ihnen vorüber. Dieses Tier war aber wirklich schnell! Es wand sich mühelos durch scheinbar undurchdringliches Gestrüpp, vermied Gewirrbäume und Ungeheuerwildgehege und verlangsamte sein Tempo selbst beim Überqueren ziemlich großer Erdspalten nur geringfügig. Das Teufelchen war ein abstoßendes kleines, menschenähnliches Dinglein, ein typischer Vertreter seiner Art, und verteilte seine Beleidigungen mit teuflischer Unparteilichkeit nach allen Seiten. Aber es kannte den Weg sehr gut und lenkte den Drachen höchst geschickt. Dor bewunderte Könnertum, wo immer es ihm begegnete.
    Was allerdings nicht besagen wollte, daß die Reise völlig glatt verlief: Es gab Hügel und Täler und Serpentinen. Einmal platschte der Drache durch einen schlammigen Teich und schwamm mit kräftigen Zügen durch das Wasser, doch dabei wurden ihre Füße und Unterschenkel völlig durchnäßt. Ein anderes Mal kletterte er ein Steilufer hinauf und stieg beinahe senkrecht empor, bevor es unter ihm zusammenbrach. Dann stellte sich ihm ein Greif quäkend und kampflustig in den Weg. Der Drache wieherte drohend, schlug mit seinen Hufen aus – und der Greif entschied sich, doch lieber den Weg freizumachen.
    Bald darauf näherten sie sich dem Gebiet des Zombiemeisters – und Dor merkte erstaunt, daß dies der gleiche Ort war, an dem der Gute Magier Humfrey achthundert Jahre später sein Schloß hatte. Aber das war vielleicht gar nicht so merkwürdig. Ein Ort, der für einen Magier geeignet war, mochte genausogut auch für einen anderen von Nutzen sein. Wenn Dor sich einmal ein Schloß bauen würde, dann würde er sich einen geeigneten Ort dafür aussuchen, und dabei würde er möglicherweise die gleichen Kriterien anlegen, wie es ein früherer Magier einmal getan haben mochte.
    Doch der Zombiemeister hatte seine eigenen Verteidigungsmaßnahmen ergriffen, und diese erwiesen sich schon bald als genauso wirksam wie die des Magiers Humfrey. Plötzlich sprangen zwei Zombies vor dem Drachenpferd auf – und das furchtlose Geschöpf bäumte sich auf. Es wollte nicht mit dem verfaulenden Fleisch in Berührung kommen. Millie schrie auf, als sie die Zombies erblickte, und selbst das Teufelchen sah angewidert aus.
    »Weiter gehen wir nicht«, erklärte es. »Niemand wird euch jetzt noch belästigen – außer Zombies. Wie ihr es schaffen wollt, hineinzugelangen, um mit ihrem Meister zu sprechen, weiß ich nicht. Und ich will es auch gar nicht wissen. Steigt ab und laßt uns nach Hause.«
    Dor zuckte mit den Schultern. Da er sein ganzes Leben lang mit Jonathan konfrontiert worden war, erschienen Zombies ihm nicht mehr als besonders schrecklich. Er mochte sie zwar nicht, hatte aber auch keine Angst vor ihnen. »Schön. Sag dem König, daß wir mit dem Zombiemeister konferieren und daß wir ihm bald eine Nachricht senden werden.«
    »Wer’s glaubt«, brummte das Teufelchen, doch Dor tat so, als habe er die Bemerkung überhört.
    Sie stiegen ab. Sofort merkte Dor, wie sich seine Beinmuskeln verkrampft hatten. Der Ritt hatte sie wirklich ganz schön mitgenommen! Millie stand ebenfalls o-beinig da und konnte nicht einmal ordentlich mit den Füßen aufstampfen und strampeln. Nur Hüpfer, der die ganze Zeit über auf dem Sattel gehockt hatte, ging es gut.
    Das Drachenpferd wieherte, machte eine Kehrtwende und rutschte davon. Erde und Zweige prasselten auf sie ein, als es sich in Bewegung setzte. Es war wohl wirklich froh, von hier wegzukommen!
    Dor streckte sich, so gut er konnte, und hinkte dann auf die Zombiewächter zu. »Wir kommen im Auftrag des Königs Roogna. Bringt uns zu eurem Meister.«
    Einer der Zombies öffnete seinen großen, bleichen Mund. »Knnnnrrr kmmmmt vrrrrrbjjjj!« sagte er und hauchte Dor dabei mit seinem stinkenden Atem an.
    Dor konzentrierte sich auf die Worte, um sie zu verstehen. War es sein Talent, das hier wirkte? Diese Dinger waren tot, bestanden aber aus organischem Material. Holz war auch organisch, und mit dem konnte er reden, wenn es tot war. Verlieh der Zauber, der diese Ungeheuer belebte, ihnen genügend Pseudo-Leben, um seine Kommunikation mit unbelebten Dingen zu verhindern? Oder war er nur teilweise in Kraft? Wahrscheinlich traf letzteres zu: Er konnte zwar mit ihnen reden, aber nur unter

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