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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hüpfer in Seide eingesponnen hatte. »War nicht persönlich gemeint«, sagte er. »Unsere Angelegenheit mit eurem Meister hat sich erledigt.«
    Sie marschierten los. Wenn sie nicht gerade Schreie ausstieß oder mit den Beinen strampelte, bot Millie beim Marschieren einen sehr hübschen Anblick. Ihr Haar wehte nun ganz natürlich umher. Er gewöhnte sich langsam an sie, wie sie jetzt war, und er fand sie recht bezaubernd. Er hätte auch nichts dagegen – aber nein, das wäre unrecht. Er mußte sie vor den Gedanken schützen, die ihm sein mundanischer Körper eingab. Mundanier waren nicht sehr feinfühlig.
    Plötzlich kamen sie an ein Lagerfeuer. Das war sehr seltsam, denn im Lande Xanth wurde Feuer nur sehr selten eingesetzt. Nur wenige Nahrungsmittel mußten gekocht werden, und man konnte Hitze viel leichter dadurch erzeugen, daß man etwas Feuerwasser auf alles goß, was erhitzt werden sollte. Doch das hier war ganz offensichtlich ein geplantes Feuer, dessen Holzscheite zu einem Kreis angeordnet waren. Die Flammen züngelten fröhlich in der Mitte empor. Hier mußte vor kurzem jemand gewesen sein. Er mußte sogar unmittelbar vor ihrer Ankunft das Weite gesucht haben.
    »Bleibt stehen, wo ihr seid, Fremde!« rief ihnen eine Stimme aus dem Schatten zu. »Ich halte euch mit meinem Bogen bedeckt.«
    Millie stieß einen Schrei aus. Dor griff erst nach seinem Schwert, doch dann ließ er es lieber sein. Es hatte keinen Zweck, seine erneute mangelnde Umsicht noch dadurch zu verschlimmern, daß er sich umbringen ließ. Hüpfer machte einen senkrechten Satz und verschwand im Blattwerk eines Baumes, der über ihnen emporragte.
    Der Herausforderer trat hervor. Es war ein grobschlächtiger Mann von mundanischem Aussehen, und der Bogen war kein Bluff gewesen: Die Sehne war gespannt, und der eingelegte Pfeil war auf Dors Leib gerichtet. Dor hatte keinen Anlaß, am Können dieses Schützen zu zweifeln, da er ja seinen eigenen mundanischen Körper kannte. Es schien, als seien alle Mundanier die geborenen Krieger. Vielleicht war das der Ausgleich für ihren fatalen Mangel an magischen Fähigkeiten. Vielleicht fielen aber auch die sanftmütigen, friedliebenden Mundanier nicht in andere Länder ein.
    »Wer zum Teufel seid ihr, daß ihr hier in meinem Lagerfeuer herumstochert?« fragte der Fiesling. »Und was ist mit diesem Scheusal, diesem haarigen Ding mit den Beinen?«
    »Ich bin Dor und handele im Auftrag des Königs«, sagte Dor. Er sprach etwas herausfordernder, als er vorgehabt hatte, nachdem er doch seine Niederlagen hatte einstecken müssen. »Die anderen sind meine Begleiter. Wer seid Ihr, um mich derart anzusprechen?«
    »Dann bist du also ein Xanthie!« rief der Mann abfällig. »Hättest mich beinahe reingelegt, du siehst aus wie ein Mensch. Wenn du versuchen solltest, deinen Zauberkram an mir auszuprobieren, dann geht’s dir dreckig!«
    Es war also tatsächlich ein Mundanier. Dor hatte noch nie einen lebenden Mundanier gesehen. »Dann besitzt Ihr kein magisches Talent?«
    »Werd bloß nicht frech, du Kröte!« Der Mann musterte ihn eindringlich. »He, du bist ja sogar wie einer von uns gekleidet! Bist du vielleicht ein Deserteur?«
    »Wünscht Ihr, mein Talent vorgeführt zu bekommen?« fragte Dor ruhig.
    Der Mann dachte nach. »Hm, ja gleich. Aber keine faulen Tricks!« Er wandte den Kopf um und brüllte: »He, Joe! Komm und bewach die beiden hier mal!«
    Joe trat hervor. Er war ebenfalls ein grobschlächtiger Mann, schmutzig und übelriechend. »Was ist denn hier für ein Aufruhr –« Er brach seinen Satz ab, schürzte die Lippen und stieß einen ungeschlachten Pfiff aus. »Guck sich einer dieses Liebchen an!«
    Hoppla, dachte Dor. Millies Talent fing an, in Aktion zu treten.
    Millie stieß einen Anstandsschrei aus und wich zurück. Joe machte einen drohenden Schritt nach vorne. »Junge, eine solche Nummer käme mir gerade recht!« Seine Hand langte vor und packte sie an ihrem schlanken Arm. Diesmal schrie Millie ernsthaft auf.
    Dors Körper übernahm das Kommando. Mit der Linken packte er den Bogen des Mundaniers, während er mit der Rechten sein Schwert zog. Plötzlich sahen sich die Mundanier überrumpelt. »Laßt sie los!« brüllte Dor.
    Millie drehte sich überrascht und dankbar zu ihm um. »Aber Dor – ich wußte ja gar nicht, daß du dir etwas aus mir machst!«
    »Das wußte ich selbst nicht«, brummte er. Aber er wußte, daß das gelogen war. Er hatte sich eigentlich vorgenommen, nicht mehr zu lügen, aber

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