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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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in solchen Situationen log er geradezu instinktiv. Gehörte das wohl auch zum Erwachsenwerden – höflich lügen zu können? Er hatte sich schon immer etwas aus Millie gemacht, hatte es jedoch noch nie auszudrücken gewußt. Erst als sie bedroht wurde, hatte er so handeln können.
    »Damit kommst du niemals durch!« sagte Joe wütend. »Wir haben hier überall Truppen, die nach Beute suchen.«
    Dor sprach die Keule an, die vom Gürtel des Mannes herabhing. »Stimmt das, Keule?«
    »Es stimmt«, sagte die Keule. »Das hier ist die Vorhut der fünften Mundanierwelle. Sie sind die Küste entlang an der Spalte vorbeimarschiert und dann ins Innenland vorgestoßen. Alles, was sie haben wollen, sind Reichtum, Frauen und ein leichtes Leben, und zwar in genau dieser Reihenfolge. Flieh, solange du noch kannst.«
    Die Kieferlade des ersten Mundaniers klappte herunter. »Magie! Er besitzt tatsächlich magische Fähigkeiten!«
    Dor wich zurück, Millie neben sich. Das war ein taktischer Fehler, denn sobald die beiden Mundanier außer Reichweite seines Schwertes waren, zogen sie ihre eigenen Waffen und brüllten: »Feind entkommt! Schneidet ihm den Weg ab!«
    Eine Gestalt sprang von oben auf sie hinab: Hüpfer. Bevor sie wußten, wie ihnen geschah, hatte er sie schon fest verzurrt. Aber sie hatten bereits Alarm geschlagen, und sie hörten schon von allen Seiten das Getrappel herbeieilender Männer.
    »Es ist wohl besser, wir verziehen uns nach oben«, meinte Hüpfer schnatternd. »Dort werden die Mundanier uns nicht verfolgen.«
    »Aber sie könnten uns mit Pfeilen abschießen!« wandte Dor ein.
    »Vielleicht sehen sie uns ja nicht.« Hüpfer befestigte Sicherheitsleinen an Dor und Millie, und zusammen kletterten sie einen Baumstamm empor.
    Die Mundanier trafen ein. Diese fremden Menschen waren ja schlimmer als Kobolde! Dank seiner großen Muskelkraft kletterte Dor schnell empor, aber Millie war wesentlich langsamer. Sie würden sie mit Sicherheit erwischen. »Ich lenke sie ab!« schnatterte Hüpfer und ließ sich an seiner Zugleine herab.
    Dor wartete, bis Millie ihn erreicht hatte, dann kletterte er wieder weiter. Als sie gerade in Deckung gegangen waren, stürzten sich die Mundanier auf den Baum. Hüpfer schnatterte sie an und schwang sich zu einem anderen Baum hinüber.
    »Holt euch dieses Ungeziefer!« rief einer der Mundanier. Er sprang empor, konnte Hüpfer jedoch nicht erreichen, weil der schnell an seiner Leine emporkletterte. Jetzt hätte Hüpfer fliehen können, indem er sich weiter oben im Geäst versteckte, aber Dor war immer noch dabei, Millie mühsam emporzuzerren. Also ließ sich die heldenhafte Spinne wieder hinab und schnatterte auf eine Weise, die auch ohne Übersetzung sehr unmißverständlich herausfordernd und beleidigend war.
    Wieder sprang einer der Mundanier empor – und verfehlte ihn erneut. Mundanier waren es nicht gewohnt, daß ein Gegner plötzlich nach oben entwich. Doch die Feinde waren in der Überzahl, die Spinne konnte nicht mehr entkommen. Einer der Mundanier war klug genug, Hüpfers Seil mit einem Schwerthieb zu durchtrennen. Hüpfer stürzte zu Boden, und die Männer warfen sich sofort auf ihn. An jedes seiner Beine hängte sich ein Gegner, so daß er hilflos war.
    Menschen und Kobolde – waren sie wirklich so verschieden voneinander? Die Mundanier waren zwar größer, aber…
    Dor wollte zurückklettern, um seinem Freund beizustehen, doch eines von Hüpfers acht Augen blickte ihn an. »Laß meine Anstrengung nicht vergeblich gewesen sein!« schnatterte er. Er wußte, daß niemand außer Dor ihn verstehen konnte. »Kehre zum Zombiemeister zurück, das ist der einzige Ort, wo du das Mädchen in Sicherheit bringen kannst.«
    Daran hatte Dor noch gar nicht gedacht. Der Zombiemeister war zwar nicht eben freundlich, aber feindselig war er auch nicht allzusehr. Das war wirklich der beste Unterschlupf, bis die mundanische Horde vorbeigezogen war.
    Er kletterte immer höher und spornte Millie an. Das letzte, was er von Hüpfer sah, war, daß die Männer seinen Leib mit brutalen Tritten traktierten. Sie versuchten nicht, ihn umzubringen, sie wollten, daß er bis zum Schluß noch leiden mußte. Weil Hüpfer sie daran gehindert hatte, das Mädchen einzufangen – und weil er anders war. Dor zuckte zusammen und spürte die Hiebe und Tritte in seinen eigenen Eingeweiden. Was würden sie seinem Freund wohl noch alles antun?
    Hüpfer hatte ein ganzes Netzwerk von seidenen Seilen im oberen Geäst

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