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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinterlassen, an dem Dor und Millie sich orientieren und mit dessen Hilfe sie sich nun leicht von Baum zu Baum schwingen konnten. Es war erstaunlich, wieviel er in der kurzen Zeit geschafft und wie umsichtig er gehandelt hatte. Dor hatte keinen Augenblick geglaubt, daß sein Freund ihn im Stich lassen wollte, aber auf dieses Opfer war er auch nicht gefaßt gewesen. Er merkte, wie äußerst unmännliche Tränen in seinen Augen brannten, und fürchtete, daß Millie sie sehen könnte. Doch dann war es ihm egal. Hüpfer – Hüpfer derart in der Falle, vielleicht sogar schwer verwundet, und alles wegen Dors eigener Unachtsamkeit. –
    Plötzlich hörten sie unter sich einen schrecklichen, schrillen Schnatterschrei. Es war ein Schrei entsetzlichen Schmerzes, der ihnen Schauer den Rücken herabjagte.
    »Sie reißen ihm die Beine aus!« flüsterte Millie entsetzt. »Das machen die Mundanier mit Spinnen. Schmetterlingen zupfen sie die Flügel ab –«
    Dor sah, daß ihr schönes Gesicht tränenüberströmt war. Sie schämte sich nicht zu weinen!
    Dann verhärtete sich irgend etwas in seinem Inneren. »Komm weiter!« bellte er und schwang sich mit erhöhter Geschwindigkeit vorwärts.
    »Ist es dir etwa egal, daß –« fragte sie weinend.
    »Beeilung!«
    Vorwurfsvoll folgte sie ihm. Dor kam sich vor wie ein Schurke, und er wußte, daß sie glaubte, daß es ihm nur um seine eigene Sicherheit ging, doch er vergeudete keine Zeit mit Erklärungen. Hüpfer hatte acht Beine. Die Mundanier würden einige Zeit brauchen, sie ihm alle auszureißen, und diese Zeit mußte er nutzen.
    Kurz darauf kamen sie ans Ende von Hüpfers Seilen und sprangen hinab. Nun befanden sie sich am Fuß des Hügels, auf dem das Schloß des Zombiemeisters zu erkennen war. Ein Zombie erhob sich, um sich ihnen in den Weg zu stellen, doch Dor schob ihn mit einer solchen Heftigkeit beiseite, daß er zu einem Haufen Hackfleisch und zersplitterter Knochen zusammensackte. Hastig zerrte er Millie hinter sich her.
    Sie verschwendeten keine Zeit darauf, am schartigen Tor des Schlosses stehenzubleiben. Dor stürzte hinein. Der Zombieoger erhob sich. Dor parierte mit seiner Klinge, duckte sich unter seinen Armen vorbei und jagte durch die düstere Halle weiter. Endlich gelangte er zu der Kammer des Zombiemeisters, wo der Zombieameisenlöwe gerade die ersten Gehversuche machte.
    »Magier!« schrie Dor. »Ihr müßt meinen Freund die Spinne retten! Die Mundanier reißen ihm gerade die Beine aus!«
    Der Zombiemeister schüttelte seinen Kadaverkopf und winkte mit einer abgemagerten Hand ab. »Ich habe kein Interesse an –«
    Dor wedelte drohend mit seinem Schwert. »Wenn Ihr ihm nicht auf der Stelle helft, bringe ich Euch sofort um!« Er war derart verzweifelt, daß er nicht einmal bluffte, obwohl er befürchtete, daß der Magier ihn in einen Zombie verwandeln könnte.
    Da zeigte der Zombiemeister endlich eine Gemütsbewegung. »Du, ein Sterblicher, wagst es, einen Magier zu bedrohen?«
    »Ich bin selbst ein Magier!« schrie Dor. »Aber selbst wenn ich keiner wäre, würde ich trotzdem alles tun, um meinen Freund zu retten, der sich für Millie und mich geopfert hat!«
    Millie legte beruhigend ihre Hand auf Dors Arm. »Bitte«, sagte sie, »du kannst einem Magier nicht drohen. Laß mich das machen, Dor. Ich bin zwar kein Magier wie du, aber ich habe auch mein Talent.«
    Dor hielt inne, und Millie schritt mit bemühtem Lächeln auf den Zombiemeister zu.
    »Mein Herr, ich bin kein leichtes Mädchen und auch keine Zauberin, aber auch ich würde alles tun, um den tapferen Freund zu retten, dem wir unsere Sicherheit verdanken. Wenn Ihr Hüpfer die Spinne nur kenntet – bitte, mein Herr, wenn Ihr auch nur einen Funken Mitgefühl habt –«
    Der Magier blickte sie zum erstenmal genauer an. Dor erinnerte sich an ihr Talent und wußte, wie es die Männer weichmachen konnte. Und der Zombiemeister war schließlich auch ein Mann und mußte es einfach spüren.
    »Du… würdest bei mir verweilen?« fragte er ungläubig.
    Dor gefiel dieses Wort verweilen überhaupt nicht.
    Millie streckte dem Zombiemeister ihre Arme entgegen. »Rettet meinen Freund. Was aus mir dann wird, ist von keiner Bedeutung.«
    Der Magier schien zu erschauern. »Maid, das gehört sich nicht«, sagte er. »Aber –« Er drehte sich zu seinem Oger um. »Ruf meine Streitmacht zusammen, Egor. Begleite diesen Mann und tu, was er verlangt. Rettet die Spinne.«
    Dor machte kehrt und rannte durch die düsteren Hallen, aus

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