Zauber-Suche
retten, und hätte sogar ihr Leben dafür gegeben. Er liebte sie beide – aber er würde bei Chamäleon bleiben.
»Nimm diese Flasche und benetze den Greif mit einem Tropfen.«
Sie sah ihn erstaunt an. »Aber –«
»Crombie mag vom Feind beherrscht werden und deshalb etwas Schreckliches getan haben, aber er bleibt immer noch mein Freund. Ich werde ihn heilen und ihn zusammen mit dem Magier in einer Flasche verschließen, bis das hier vorüber ist.«
»Oh.« Sie nahm die Flasche und schritt zu dem gebrochenen Greif hinüber. Bink stieß den Magier mit seiner Schwertspitze an, und gemeinsam folgten sie Juwel in langsamerem Tempo. Humfrey hatte Bink zwar gesagt, daß er gewonnen habe, aber Bink wußte, daß noch nicht alles vorbei war. Erst wenn der Magier, der Greif und der Golem sich wieder in der Flasche befanden und Bink die Gewalt über diese Flasche hatte, konnte er sich ihrer sicher sein. Und die Koralle würde alle Anstrengungen unternehmen, um das zu verhindern.
Juwel blieb am Rand der Spalte stehen und blickte hinab. Sie legte ihre freie Hand mit einer höchst weiblichen Geste vor den Mund, die Bink seltsam rührend fand. »Er ist ja blutüberströmt!« protestierte sie.
»Ich muß auf den Magier achten«, sagte Bink und fügte im Geiste hinzu: und auf den Golem. »Wenn diese Flasche kein Heilelixier enthalten sollte, werde ich ihn auf der Stelle umbringen.« Starke Worte, die seine schwindende Entschlossenheit auffangen sollten. »Du mußt es ihm verabreichen. Wir brauchen den Greif, damit er uns das Gegenmittel gegen den Liebeszauber ortet.«
»Ich … ja, natürlich«, sagte sie leise. Sie nestelte an dem Korken. »Er ist … da ist so viel Blut … wo soll ich –«
Crombie richtete sich halb auf. Sein Adlerkopf drehte sich matt auf dem durchgeschnittenen Hals, und ein weiterer Blutstrom spritzte hervor. »Skwaak!«
»Er sagt, du sollst das sein lassen«, übersetzte Grundy. »Er wird dich doch nur umbringen müssen.«
Bink hielt sein Schwert schräg, so daß es das Glitzern der Nova reflektierte und dem Greif in die getrübten Augen schien. Die Sonnenblume war zwar heller gewesen, hatte aber inzwischen an Leuchtkraft nachgelassen. Sie näherte sich ihrer Erntezeit. »Ich erwarte nicht, daß ein Geschöpf des Feindes Sinn für Ehre und Anstand besitzt oder Dankbarkeit zeigt«, sagte er grimmig. »Ich habe eine Art Abkommen mit der Gehirnkoralle getroffen, und ich werde ihm mit diesem Schwert hier Nachdruck verleihen. Crombie wird mir also aus diesem Grund gehorchen – sonst muß der Magier sterben. Wer zweifeln mag, soll zweifeln.«
Natürlich mußten sie daran zweifeln, da er es ja selbst auch tat! Doch wenn es zu neuen Kampfhandlungen kommen sollte, würde er es der Koralle nicht gestatten, das Ruder an sich zu reißen.
Crombie richtete seinen gequälten Blick auf Humfrey. »Es stimmt, was Bink sagt«, bestätigte der Magier. »Er hat uns besiegt und verlangt nun unsere Dienste im Austausch für unser Leben. Die Koralle ist einverstanden. Tu, was er von dir verlangt, und laß dich danach wieder in die Flasche sperren – sonst muß ich sterben, und du mußt aufs neue gegen ihn kämpfen.«
Der Greif krächzte schwach. »Was soll ich tun?« übersetzte Grundy.
»Das weißt du selbst!« sagte Bink.
»Mir zeigen, wo sich die nächste und sicherste Liebesumkehrmagie befindet.« Wollten sie etwa Zeit schinden? Warteten sie vielleicht darauf, daß die Sonnenblume endgültig verlosch und die Kobolde kamen?
Ein erneutes Krächzen. Dann sackte der edle Kopf auf den Boden. »Er ist einverstanden, aber er ist zu schwach, um dir die Richtung anzuzeigen«, sagte Grundy.
»Wir brauchen das Gegenmittel doch gar nicht wirklich …« warf Juwel ein.
»Los jetzt!« fauchte Bink. Er hatte tiefe Schnittwunden, wo die Klauen des Greifs ihn gepackt hatten, und war entsetzlich erschöpft, nun, da die Gewalt ein Ende gefunden hatte. Er mußte die Sache endlich beenden, bevor er zusammenbrach. »Besprüh ihn!«
Endlich bekam Juwel die Flasche auf. Die kostbare Flüssigkeit bespritzte sie, die Felsen und den Greif. Ein Tropfen erwischte den Golem, der plötzlich nicht mehr aufgeweicht aussah. Bink bekam jedoch nichts ab, aus welcher Ironie des Schicksals heraus, wußte wahrscheinlich nur die Koralle.
Crombie richtete sich auf, um aus der Spalte zu klettern. Jetzt war er wieder glänzend und schön, breitete die Flügel aus und drehte sich zu Bink um. Binks Muskeln verspannten sich schmerzhaft. Er hatte den
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