Zauber-Suche
Übung mit dem Gebrauch ihrer Zähne im Nahkampf hatten wie Bink mit dem Gebrauch eines entzauberten Schwerts, war der Kampf einigermaßen fair. Mit scharfen Schwerthieben trieb er sie zurück. Die Klinge mochte zwar nicht mehr magisch aufgeladen sein, aber ihre Schneide war noch immer sehr scharf und konnte durchaus verwunden und töten.
Doch es kostete viel Kraft, das Schwert zu schwingen, so daß sein Arm bald ermattete. Früher war das Schwert durch einen Zauber leichter gemacht worden und ließ sich auch müheloser führen. Die Ratten kamen wieder näher, hielten sich gerade außerhalb seiner Reichweite und versuchten seine Fußsohlen anzunagen, wenn er klettern mußte. Juwel erging es nicht besser: Sie besaß nicht einmal ein Messer und mußte sich Binks Messer ausleihen, um sich zu verteidigen. Ein Ungeheuer konnte man noch töten, aber diese Tiere hier schienen zahllos zu sein. Zum Glück waren es keine Nickelfüßler, aber sie erinnerten deutlich daran.
»Der Weg … er wird an manchen Stellen völlig finster sein«, sagte Juwel. »Daran habe ich nicht gedacht … ohne Magie gibt es natürlich kein magisches Licht. Ich fürchte mich vor der Dunkelheit.«
Bisher hatte es noch ein Restleuchten gegeben, aber das ließ bereits nach. Bink blickte die nahen Ratten an. »Aus gutem Grund«, meinte er. »Wir müssen wenigstens sehen können, wogegen wir kämpfen.« Ohne sein Talent fühlte er sich halbnackt, obwohl es ihn doch nur vor Magie schützte und jetzt völlig nutzlos gewesen wäre. Rein praktisch gesehen, hatte sich seine Lage nicht geändert, da er nicht mehr von Magie bedroht wurde. Das würde auch nie wieder vorkommen. »Feuer … wir brauchen Feuer, Licht. Fackeln … wenn wir Fackeln herstellen könnten …«
»Ich weiß, wo es Feuersteine gibt!« sagte Juwel. Doch dann besann sie sich wieder. »Aber ich glaube nicht, daß die ohne Magie funktionieren.«
»Weißt du, wo es trockenes Gras gibt … Stroh meine ich? Irgend etwas, das man zusammenwickeln und verbrennen kann? Und – aber ich weiß ja gar nicht, wie die Mundanier Feuer machen, deshalb –«
»Ich weiß, wo es magisches Feuer gibt –« Sie brach ab. »Oh, das ist ja wirklich schrecklich! Keine Magie …« Sie sah den Tränen nahe aus. Bink wußte, daß Nymphen keinen standfesten Charakter besaßen. Und doch hatte auch er geweint, als ihm zum ersten Mal klar geworden war, was er angerichtet hatte.
»Ich weiß!« rief Bink zu seiner eigenen Überraschung. »Da hat doch irgend etwas gebrannt … ich habe es vorhin gerochen. Wenn wir dorthin gingen –«
»Großartig!« rief sie erfreut.
Sie folgten ihrem Geruchsinn und waren schon bald am Ziel: ein offenbar von Kobolden angelegter magischer Garten, der nun verdorrt und braun war. Das tote Laub schwelte, und der Rauch erfüllte in mehreren Schichten den oberen Teil der Gartenhöhle. Die Kobolde hatten sich natürlich sogleich davongemacht. Sie hatten sich so sehr vor dem Feuer gefürchtet, daß sie nicht einmal den Versuch gemacht hatten, es zu löschen.
Bink und Juwel sammelten das bestmögliche Material, flochten es zu einem unregelmäßigen Seil und entzündeten ein Ende. Das Ding knisterte und flammte kurz auf, dann erlosch es mit furchtbar stinkendem Qualm. Doch nach mehreren Versuchen gelang es ihnen schließlich, es am Brennen zu halten. Es genügte, wenn es so lange schwelte, bis sie eine offene Flamme brauchten, was sie durch kräftiges Pusten mühelos erreichen konnten. Juwel trug das Seil, was ihr ein dringend notwendiges Gefühl der Sicherheit verlieh, während Bink so beide Hände für eventuelle Kämpfe freihielt.
Nun waren die Kobolde die schlimmsten Gegner. Offensichtlich waren sie wütend darüber, daß sie in ihren Garten eingedrungen waren. Jetzt, im Dunkeln, wurden sie frecher. Sie schienen eine Kreuzung von Menschen und Ratten zu sein. Nun, da die Magie verschwunden war, hatte auch ihre Menschenähnlichkeit nachgelassen, so daß der Rattenaspekt stärker zum Vorschein trat. Doch das mochte wohl vor allem an ihren Gewohnheiten liegen, dachte Bink. Körperlich glichen sie immer noch grobschlächtigen kleinen Männern mit großen weichen Füßen und kleinen harten Schädeln.
Das Problem bei Kobolden war, daß sie die Intelligenz von Menschen und die moralischen Skrupel von Ratten besaßen. Sie verschwanden einfach im Dunkeln, aber feige waren sie nicht. Es lag einfach daran, daß sie allein, zu dritt oder zu sechst gegen Binks Schwert nichts hätten ausrichten
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