Zauber-Suche
und suchte eine ungeschützte Stelle. Je näher er ihm kam, um so größer schien der Drache zu werden. Seine Schuppen überlappten einander. Sie mochten wohl gegen die meisten Pfeile gefeit sein, doch wahrscheinlich nicht gegen eine dazwischengeschobene Klinge. Wenn er den Panzer in der Nähe eines lebenswichtigen Organs durchbohren konnte –
Mit schrillem Geschrei stürzte Crombie sich wieder auf den Drachen. Der Sturzkampfflug eines Greifen war etwas, das zu ignorieren sich nicht einmal ein Drache erlauben konnte. Der Drache peitschte herum, sein Körper rollte sich geschmeidig zusammen, und mit dem Kopf stieß er in einem Kreis empor, um den Greif zu schnappen. Das riesige Maul klaffte offen, doch war es weniger aufs Feuerspeien eingestellt, denn der Drache wollte seinem Gegner nach Möglichkeit einen Flügel oder vielleicht sogar den Kopf abbeißen. Sein Hals war in Binks Richtung gekrümmt; offenbar sah er Bink nicht als ernstzunehmende Bedrohung an.
Chester schoß einen Pfeil in den Rachen ab, doch er kam im falschen Winkel auf und prallte von einem Zahn ab. Mit ausgefahrenen Krallen näherte sich Crombie und wich dem schnappenden Maul aus. Er versuchte, dem Ungeheuer ein Auge auszureißen. Bink rannte herbei und rammte seine gehärtete Schwertspitze zwischen die gespreizten Schuppen unterhalb des Halses.
Der Drache war ungefähr so breit wie Bink groß war, und jede Schuppe hatte den Durchmesser einer gespreizten Hand. Die Schuppen glänzten blau und leuchteten an ihren messerscharfen Kanten. Als sich Binks Klinge in das Fleisch senkte, glitten die Schuppen wieder zusammen und kamen seiner Hand bedrohlich nahe. Plötzlich begriff er, daß sie ihm die Hand durchtrennen konnten, bevor sein Schwert das Ungeheuer ernsthaft verletzt hatte. Es war wirklich müßig für einen Menschen, einen Drachen töten zu wollen!
Immerhin tat Binks Stoß dem Tier weh, so wie ein Dorn einem Menschen weh tun konnte. Der Drache wirbelte peitschend herum, um sich dem lästigen Gegner zu stellen. Sein Hals drehte sich in einer S-Kurve, als er Bink seine Schnauze entgegenstreckte. Die Schnauze sah plötzlich doppelt so groß aus wie zuvor. Sie befand sich auf Hüfthöhe, war kupferfarben und wies zwei Nüsternventile auf, die nach innen gestülpt waren, damit keine Luft entweichen konnte. Der Drache atmete durch die Nase ein und durch das Maul aus. Vermutlich hätte eine Nase voll Feuer die empfindlichen Nasenhöhlen zerstört; so hatte das System einen eingebauten Sicherheitsmechanismus. Die darunterliegenden Lippen waren heller und sahen wie poliert aus, als ob sie mit einem widerstandsfähigeren Metall legiert worden waren, um die Hochofenhitze des Drachenatems auszuhalten. Die Fänge waren braun versengt, und in den Zahnlücken war schwarzer Ruß zu erkennen.
Die Augen lagen seitlich der Drachenstirn, doch die Schnauze wies eine Vertiefung auf, so daß das Tier geradeaus blicken konnte, um zu sehen, wohin sein Feuerstrahl traf. Diese Augen waren gerade auf Bink gerichtet, dessen Hand noch immer auf dem Knauf des Schwertes ruhte, dessen Klinge in die untere Krümmung der S-Kurve des Nackens gefahren war. Wie alle anderen Wesen auch, besaßen Drachen eine unterschiedliche Intelligenz, doch selbst ein dummer Drache mußte merken, daß Bink etwas mit seinem Schmerz zu tun hatte. Mit leisem Scheppern schlossen sich die Nüsternventile. Das Maul wurde aufgerissen. Nun würde Bink ordentlich geröstet werden.
Bink erstarrte. Er konnte nur noch an sein Schwert denken. Es war eine gute Waffe, die verzaubert worden war, um stets scharf zu bleiben und leicht in der Hand zu liegen. Es war ein Geschenk aus dem Waffenarsenal des Königs. Wenn er jetzt floh, mußte er die treue Klinge im Hals des Drachen zurücklassen, denn er hatte keine Zeit mehr, das Schwert vorher herauszuziehen. Doch er wollte es nicht verlieren, also blieb er stehen, unfähig, dem drohenden Feuerstrahl auszuweichen.
Im Bauch des Drachen grollte es. Der Hals blähte sich zu einer runden Röhre auf und schickte sich an, die Flammensäule auszuspeien. Bink war ein unbewegliches Ziel.
Da surrte ein Pfeil über Binks reglose Schulter hinweg, direkt in den aufgesperrten Rachen hinein. Ein perfekter Schuß des Zentauren!
Zu perfekt. Anstatt das weiche Gewebe des tiefen Schlunds zu durchbohren und ein lebenswichtiges Organ zu verletzen, verschwand der Pfeil in den züngelnden Flammen. Da schoß das Feuer bereits heraus, ein tödlicher, goldener Lichtstrahl, der direkt
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