Zauber-Suche
aufsaugen zu
können. Trotz ihrer geringen Größe mußten die Nickelfüßler wohl die gierigsten Ungeheuer in ganz Xanth sein!
Bink schob sein Schwert wieder in seine Scheide, nachdem er den aufgespießten Nickelfüßler abgewischt hatte. Dann hob er die Arme und machte einen Satz. Er klammerte sich am Bein fest und kletterte auf den schuppigen Rücken. Da die Schuppen flach lagen, konnten sie ihm mit ihren messerscharfen Rändern nichts anhaben, solange er nicht in der falschen Richtung darüber streifte. Der Drache rührte sich nicht. »Kommt, Chester, Crombie!« rief Bink.
Die beiden Wesen folgten prompt, von den nahenden Nickelfüßlern ermuntert. Der Drache musterte sie mißtrauisch, hielt sein Feuer jedoch zurück. Kurz darauf hatten sie ihre Kampfstellungen bezogen, keinen Augenblick zu früh: Inzwischen hatten sich die Nickelfüßler immer stärker zusammengerottet, so daß die schattigen Wände zu leuchten begannen. Gnadenlos rückte der Schatten näher.
»Flamm den Weg frei!« rief Bink dem Drachen zu. »Wir sichern deine Flanke!« Dann zog er sein Schwert und spießte einen weiteren Nickelfüßler auf.
Der Drache reagierte, indem er ein gewaltiges Flammenmeer ausrülpste. Das Feuer versengte die ganze Erdspalte und hüllte alles in Flammen und Rauch. Es war wie ein Blitzschlag: Die Nickelfüßler kreischten mit dünnen Stimmen auf, als sie brennend von den Wänden fielen. Manche explodierten sogar. Ein voller Erfolg!
»Sehr gut!« sagte Bink zu dem Drachen und fuhr sich mit der Hand über seine tränenden Augen. Er hatte eine Menge heißes Gas abbekommen. »Und jetzt rückwärts hinauskriechen.«
Doch das Wesen bewegte sich nicht vom Fleck.
»Der kann nicht zurück«, sagte Chester, der das Problem plötzlich erfaßt hatte. »Er ist dafür einfach nicht gebaut. Ein Drache weicht niemals zurück.«
Das stimmte. Drachen waren sehr gelenkig und schlängelten sich normalerweise herum, wenn sie zurück wollten. Ihre Beine und Pranken waren nur für Vorwärtsbewegungen gedacht. Kein Wunder, daß er Binks Vorschlag nicht offen zugestimmt hatte, das war ihm schlichtweg unmöglich gewesen. Ohne Sprache konnte er sich nicht erklären, und jede Verneinung hätte so ausgesehen, als wollte er das Abkommen ablehnen. Selbst ein hochintelligentes Wesen hätte in einem solchen Dilemma keine Antwort gewußt, und das war der Drache keineswegs. Also hatte er einfach die Klappe gehalten.
»Aber das bedeutet, daß wir nur noch tiefer in die Spalte eindringen können!« sagte Bink entsetzt. »Oder warten müssen, bis es dunkel ist.« Beides verhieß Desaster: Wenn es dunkel war, würden sich die Nickelfüßler zuhauf auf sie stürzen und sie alle in kleine, mundliche Scheibchen zerlegen. Was für ein entsetzliches Schicksal – zu Tode genickelt zu werden!
Der Drache hatte auch keine unbegrenzten Flammenmengen zur Verfügung; ab und zu mußte er für Brennstoff sorgen. Nichts anderes hatte er ja auch zunächst gewollt, als er ihnen nachgejagt war. Sobald sein Feuer erloschen war, waren sie den Nickelfüßlern hilflos ausgeliefert.
»Der Drache läßt sich nicht retten«, sagte Chester. »Komm, Bink, steig auf. Ich galoppiere hinaus, jetzt liegt ja kein Hindernis mehr vor uns. Crombie kann von seinem Rücken herunterspringen und losfliegen.«
»Nein«, sagte Bink entschieden. »Das wäre gegen unser Abkommen. Wir haben vereinbart, uns gegenseitig zu retten.«
»Haben wir nicht«, erwiderte der Zentaur pikiert. »Wir haben vereinbart, uns gegenseitig nicht anzugreifen. Wir werden ihn ja auch nicht angreifen, sondern ihn einfach nur zurücklassen.«
»Damit die Nickelfüßler ihn angreifen?« setzte Bink Chesters Vorschlag fort.
»So habe ich das nicht verstanden. Geh nur, wenn du meinst. Ich stehe zu meiner Verpflichtung, zur ausgesprochenen wie zur unausgesprochenen.«
Chester schüttelte den Kopf. »Du bist nicht nur der tapferste Mann, der mir je begegnet ist, sondern auch der menschenköpfigste.«
Damit meinte er tapfer und stur. Bink wünschte, das wäre wirklich wahr. Doch sein Talent ermöglichte es ihm, Risiken und Ehrenverpflichtungen einzugehen, vor denen er sonst zurückgeschreckt wäre. Crombie und Chester waren wirklich mutig, denn sie wußten, daß sie sterben konnten. Wieder fühlte er sich schuldig, weil er wußte, daß er schon irgendwie aus der Klemme freikommen würde, während das bei seinen Freunden keineswegs gewiß war. Und doch wußte er auch, daß sie ihn nicht im Stich lassen würden.
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