Zauberhaft verliebt: Roman (German Edition)
wie sie hoffte – lässig in Richtung Tür. »Oh natürlich, die berühmten Komikerduos: Morecambe und Wise, Cannon und Ball, Ant und Dec, Onyx und Roy – die Namen brechen einem nur so die Zunge.«
Ash lachte, während er sein Handy ans Ohr hob. »Du bist wirklich witzig. Ich liebe ja Mädchen mit … Ach, hallo …«
Ella, die nun wirklich auf gar keinen Fall mit anhören wollte, wie Ash verführerisch die Stripperin Onyx angurrte, von der sie wider alle Vernunft hoffte, sie hieße in Wirklichkeit Olive und sähe aus wie eine Schweißerin, stapfte die Treppe hinab.
»Oje!« Poll, die in der Diele stand, runzelte die Stirn. »Was ist denn mit dir los? Ach – Roy ist doch nicht etwa entkommen oder hat jemanden gebissen?«
»Nein, Roy ist wohlbehalten in seiner gesicherten Schlangengrube.«
»Na Gott sei Dank. Aber eigentlich dachte ich, du und der wunderbare Mr Lawrence versteht euch bestens?«
»Haben wir … ich meine … tun wir auch.« Ella schwang sich zornig um den Treppenpfosten. »Und zu den Pluspunkten gehört, dass er köstliche Suppen macht und in deiner Küche für uns kochen will, außerdem ist auch er ein Fan von Dewberry’s Dinners . Ein weiterer Pluspunkt ist, dass er mich witzig findet. Ach, und noch ein Pluspunkt, schwul ist er eindeutig nicht.«
»Tatsächlich?« Poll lachte leise. »Na so ein Glück. Freund in London hin oder her, wenn er schwul wäre, wäre es mit dir ja sicher kaum auszuhalten. Und all diese Pluspunkte klingen in meinen Ohren recht gut. Aber wittere ich da etwa noch ein Minus im Hintergrund?«
»Oh ja, ein großes, sehr großes, riesengroßes Minus. Einen Sekundenbruchteil, nachdem ich herausgefunden habe, dass er nicht schwul ist, wurde mir klar, dass er eine Freundin hat.«
»Und du hast einen Freund«, bemerkte Poll berechtigterweise.
»Ja, aber das ist doch etwas völlig anderes. Mark ist ein ganz normaler Kerl mit einem ganz normalen Job. Er aber hat eine Beziehung mit einer Nachtclubtänzerin namens – man glaubt es kaum – Onyx.«
»Hübscher Name. Hat er gesagt, dass sie seine Freundin ist?«
»Ich habe nicht gefragt – das war auch gar nicht nötig. Er wurde ganz turtelig am Telefon. Als Frau kennt man sich da aus. Und ich wette, sie kann Spagat und Rad schlagen und all so was. Und«, setzte Ella rasch nach, »wenn du jetzt lachst, dann kündige ich, bevor ich überhaupt angefangen habe, und fahr wieder nach London, bevor du ›glitzernder Stringtanga‹ sagen kannst.«
»Zu lachen fiele mir im Traum nicht ein«, sagte Poll und lachte. »Ach entschuldige, aber es ist wirklich komisch.«
»Ach ja?«
»Ja, Ash wird also von einem Moment zum anderen vom Schwulen zum Hetero, und an die Stelle von Roy tritt Onyx – und du machst unverändert ein finsteres Gesicht. Entschuldige, ich lache dich nicht aus, ehrlich. Da auch du beziehungsmäßig gebunden bist, sehe ich nicht, wo das Problem wäre. Also, meinst du, du könntest während des Mittagessens mal aufhören zu schmollen?«
Ella rümpfte die Nase. »Puh, das wird mir schwerfallen … Na schön. Ich werde versuchen, ein paar Bissen herunterzuzwingen.«
8. Kapitel
»Endlich und zu guter Letzt«, seufzte Poll, als sie die letzte Schüssel mit Essen auf den Holztisch im Garten stellte und für Ella und Ash große Gläser, in denen Eiswürfel klimperten, mit Fruchtsaft füllte. »Bitte entschuldigt die ganzen Verzögerungen. Es ist schrecklich heiß, und ihr seid sicher beide schon halb verhungert und ausgetrocknet und fix und fertig. Bitte, bedient euch.«
Da es für Poll außerordentlich wichtig war, dass jeder gut zu essen bekam, hatte sie einen üppigen Ploughman’s Lunch mit Brot, Käse und Pickles aufgetischt, von dem mindestens dreißig Leute satt geworden wären, denn sie wollte bei Ella und Ash auf gar keinen Fall den Eindruck erwecken, sie wäre knauserig.
»Sieht alles ganz herrlich aus«, sagte Ash und nahm sich reichlich von allem etwas.
Ella, den Mund bereits voller Brot und Käse, nickte zustimmend.
Poll häufte ihren eigenen Teller voll und war froh, dass Ella ihr seelisches Gleichgewicht wiedererlangt zu haben schien, und auch, dass sie offenbar keine kalorienarme Diät befolgte, um ihre sagenhafte Figur zu halten. Sie erlaubte sich einen weiteren verstohlenen Seitenblick auf Ellas sehr, sehr lange tiefschwarze Wimpern und ihren makellosen jugendlichen Pfirsichteint. Keine einzige Falte, kein Krähenfuß und keine vergrößerte Pore in Sicht. Wie aus Porzellan.
Ella, dachte
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