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Zauberhafte Versuchung

Zauberhafte Versuchung

Titel: Zauberhafte Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn DeHart
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ihnen würde davon ausgehen, Esme als vermisst zu betrachten. Sie hatte schon immer die schlechte Angewohnheit gehabt, sich auf eigene Faust und ohne Begleitung zu irgendwelchen Unternehmungen aufzumachen. Wie beispielsweise ihre Reise nach Oxford, die sie unternommen hatte, um das Buch des Mannes zu kaufen, der sich mit Nachforschungen über die Büchse der Pandora befasst hatte. Damals war sie drei Tage fort gewesen, und ihre Tante hatte es kaum bemerkt. Sie und die Dienstboten waren daran gewöhnt, dass Esme hin und wieder für ein paar Tage verschwand. Andererseits jedoch mussten sie nur den Zustand ihres Arbeitszimmer sehen, um sich darüber klar zu werden, dass etwas nicht in Ordnung war. Auf jeden Fall würden sie wissen, dass Esme mit ihren Büchern nie so umgehen würde. Doch da die Entführung in der Nacht stattgefunden hatte, konnte ihnen das erst Stunden später aufgefallen sein.
    Wieder schüttelte Waters den Kopf, kehrte zur Wand zurück und begann erneut zu zählen.
    »Waters!«, schrie Thatcher ihn an. »Komm her zu mir und bleib hier stehen, während ich auf deiner Seite die Schritte zähle.« Erbost richtete er die Pistole auf Esme. »Und Sie halten den Mund.«
    Der Mann meinte es ernst. Selbst im Dämmerlicht sah Esme die Kälte in seinen harten blauen Augen.
    Waters war zwar nach wie vor ebenfalls eine Bedrohung, doch war er einer Frau wie ihr ganz offensichtlich intellektuell nicht gewachsen. Wäre sie mit ihm allein, könnte sie ihn mühelos austricksen - vielleicht sogar überwältigen. Thatcher dagegen sah wie ein Mann aus, der von Ehrgeiz und durchtriebener Intelligenz getrieben war. Er war mit Abstand der Gefährlichere der beiden.
    Esme schwieg, während die Männer erneut ihre Schritte zählten und das Ganze dann sicherheitshalber noch einmal wiederholten.
    »Das ist die Stelle«, sagte Thatcher schließlich. »Hier müssen wir graben.«
    Sie stellten ihre Laternen ab und nahmen Schaufeln in die Hand.
    Das ganze Szenario wurde immer seltsamer. War dies alles vielleicht nur ein bizarrer Traum? Esme hatte an ihrem Schreibtisch gelesen. Und dann war sie eingeschlafen und saß jetzt immer noch im Sessel in ihrer Bibliothek. Sie konnte sich nicht kneifen, da ihre Arme gefesselt waren. Und deshalb tat sie das Nächstbeste und biss sich auf die Unterlippe.
    Verdammt!
    Es war kein Traum.
    Natürlich hatte sie nicht geträumt. Ein Traum konnte nicht so wehtun. Sie hatte ihre Arme noch nie so lange über den Kopf gehalten, und jetzt verstand sie auch, warum. Ihre Schultern fühlten sich an, als laste das Gewicht der Mauer auf ihnen, und ihre Muskeln brannten und verkrampften sich.
    Wieder kam eine Ratte herbeigehuscht und schnüffelte fiepend an Esmes Pantoffeln. Sie trat nach dem Tier und schleuderte es in hohem Bogen nach rechts. »Ich verstehe immer noch nicht, was ich hier eigentlich soll«, sagte sie zu ihren Entführern.
    Da die Männer sie nicht beachteten, konzentrierte Esme ihre ganze Energie darauf, einen Ausweg aus dieser fürchterlichen Situation zu finden. Wenn sie vorgab, ohnmächtig zu werden, vielleicht würden sie dann kommen, um nach ihr zu sehen, und sie könnte dann ...
    Was? Die beiden zu Tode reden?
    »Wonach suchen Sie?«, fragte sie.
    »Nach Pan ...«, begann Waters, doch bevor er das Wort noch zu Ende gesprochen hatte, versetzte Thatcher ihm mit der Schaufel einen Hieb auf die Schulter. Waters schrie vor Schmerz auf und sprang zur Seite.
    »Grab weiter und red nicht so viel«, knurrte Thatcher.
    Das Herz schlug Esme bis zum Hals. War das möglich? Welches andere Wort begann mit ›Pan‹?
    Pantalons. Pantomime ... Nein, weder das eine noch das andere passte. Danach suchten sie ganz sicher nicht.
    Also ging es um die Büchse der Pandora. Hier in England. Vielleicht stimmte die Geschichte ja doch. Esme hatte etwas über einen angelsächsischen Kriegsherrn aus dem sechsten Jahrhundert gelesen, der die Büchse angeblich für seine Braut gekauft hatte, bevor sie sich irgendwo im Norden Cornwalls niedergelassen hatten. Die Braut hatte die Büchse geöffnet und Unheil über das gesamte Dorf gebracht, bis ein Priester ihr die Büchse gestohlen hatte und damit geflohen war.
    Diese Version war immer Esmes Lieblingstheorie gewesen, doch sie hätte sich nie träumen lassen, dabei zugegen zu sein, wenn die Büchse gefunden wurde.
    »Wer hat Ihnen gesagt, dass die Büchse der Pandora sich an diesem Ort befindet?«, fragte sie. »War es dieser Rabe, von dem Sie vorhin gesprochen

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