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Zauberhafte Versuchung

Zauberhafte Versuchung

Titel: Zauberhafte Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn DeHart
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haben?«
    »Unser Auftraggeber geht Sie nichts an«, knurrte Thatcher, der, ohne innezuhalten, weitergrub. »Aber wenn er sagt, die Büchse ist hier, dann ist sie auch hier.«
    Der Schlüssel! Davon also hatten die beiden gesprochen. Sie suchten ihren Schlüssel. Oder genauer gesagt ihren Kettenanhänger. Ihr Vater hatte ihn von einer Reise mitgebracht, ein kleines Souvenir, das er in einem Geschäft in Griechenland gefunden hatte. Er war ihm als der Schlüssel zu der Büchse der Pandora angepriesen worden, und er hatte gewusst, dass Esme dieser Gedanke gefallen würde.
    Doch woher konnte irgendjemand sonst von ihrem Anhänger wissen? Sie hatte nur sehr wenigen Menschen von der Kette mit dem Schlüsselanhänger erzählt oder auch davon, dass ihre jüngsten Nachforschungen sie zu dem Schluss geführt hatten, dass er womöglich echt war. Da waren die beiden Gelehrten, mit denen sie korrespondierte, doch diese Männer waren Akademiker und überdies sehr zurückhaltend. Sie würden niemals mit Verbrechern wie diesen beiden gemeinsame Sache machen. Tante Thea wusste ebenfalls Bescheid, aber sie hatte die Kette mitsamt dem Anhänger stets für ein unbedeutendes Reiseandenken gehalten.
    Wer konnte sonst noch davon wissen? Esme zerbrach sich den Kopf nach einem Hinweis. Ihre Schwester wusste von dem Anhänger, aber sie sprachen nicht einmal mehr miteinander. Oh, und vor etwa drei Monaten war ihr in der Bibliothek dieser Mann begegnet. Er hatte im Vorbeigehen den Anhänger gesehen und war stehen geblieben, um sich nach dessen Herkunft zu erkundigen. Der Fremde war ihr harmlos vorgekommen, doch vielleicht hatte sie sich von seinem Äußeren täuschen lassen. Esme spürte die schmale Kette an ihrem Nacken und den goldenen Anhänger, der zwischen ihren Brüsten ruhte.
    Offenbar dachten die beiden Schurken, dass - sollte ihre Suche erfolgreich sein -. Esme ihren Schlüssel dazu benutzen würde, die Büchse zu öffnen. Aber das würde nie geschehen. So dumm würde Esme nicht sein. Sie müsste ihren Entführern nur überzeugend klar machen, dass der Schlüssel sich bei ihr zu Hause befand. Dann müssten sie sie nach London zurückbringen, und sie würde zumindest nicht hier draußen sterben, an diesem verlassenen Ort, an dem niemand sie auch nur vermuten und schon gar nicht suchen würde. Natürlich konnte sie die Männer auch bitten, sie zu diesem Raben zu bringen - Hauptsache, sie blieb am Leben.
    Wenn sie die Männer jetzt ablenkte, hörten sie vielleicht sogar auf zu graben. Das war zwar eher unwahrscheinlich, aber einen Versuch war es wert.
    »Sie werden die Büchse hier niemals finden«, bemerkte sie.
    »Vielleicht hat sie ja recht«, sagte Waters.
    »Sie ist nur eine Frau. Was weiß sie denn schon?«
    In ihrer Empörung vergaß Esme vorübergehend die Gefahr und schnappte aufgebracht nach Luft. »Ich weiß auf jeden Fall viel mehr als Sie! Das steht fest. Du liebe Güte, ich ...« Sie schluckte hinunter, was sie noch hatte sagen wollen, und beherrschte sich. Ihr Verstand war ihre größte Waffe gegen diese Männer. Warum sich also damit vor ihnen brüsten?
    Thatcher sah sie einen Moment lang misstrauisch an, bevor er fortfuhr: »Der Rabe hat gesagt, wir würden die Büchse hier finden. Und deshalb graben wir, bis wir sie haben.«
    Es war ein dummer Plan gewesen, aber Esme wusste, dass sie ihren Verstand benutzen musste. Wenn sie ihn je gebraucht hatte, dann jetzt.
    Sie überlegte fieberhaft, ob sie im Zusammenhang mit der Büchse der Pandora schon einmal etwas über ein altes Kloster gelesen hatte. Aber sie erinnerte sich an nichts dergleichen. Wer auch immer der Auftraggeber dieser Männer war, er musste über andere Quellen als sie verfügen.
    Die Theorie, dass sich die Büchse der Pandora in England befand, besagte, dass sie viel weiter westlich von diesem Ort zu finden sein müsste. Und die Fahrt hierher war nicht lang genug gewesen, um die Westküste erreicht zu haben.
    »Ich habe etwas gefunden«, schrie Waters plötzlich. Triumphierend stieß er seine Schaufel wieder in die Erde, und ein hohler Klang ertönte aus der Grube.
    Esme verschlug es den Atem, und ihr Herz begann zu rasen. Die Büchse der Pandora - im selben Raum wie sie! Oder genauer gesagt, im selben Verlies - oder was immer sonst dieser Ort auch sein mochte.
    Thatcher ging zu Waters hinüber, und zusammen begannen sie, wie wild zu graben. Sie konnten nicht mehr weit über der Wasserlinie sein, denn der Boden wurde immer feuchter, je tiefer sie gelangten.

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