Zauberhafte Versuchung
und die legendäre Büchse anging.
Und was immer auch Fielding denken mochte, Esme wusste, dass sie alles andere als eine Träumerin war. Wenn es um ihre Studien ging, war sie sehr vernünftig und besonnen. Aber warum wurde sie dann zu einer so dummen Gans in seiner Nähe? Wieder drehte sie sich auf die andere Seite, schob ihr linkes Bein unter der Decke hervor und hob ihren Arm hoch. Es war zu dunkel, um mehr als seine Umrisse zu sehen, aber sie wusste, dass der Armreif da war. Sie spürte deutlich sein Gewicht an ihrem Arm. Pandoras Fluch hing schwer an ihrem Handgelenk. Ein Zauber, der Esme für Männer eigentlich unwiderstehlich hätte machen müssen.
Nur dass er leider nicht so funktionierte. Statt Männer zu verzaubern, war sie es, die verzaubert worden war. Fieldings Zärtlichkeiten hatten ihr Blut zum Rasen gebracht und in ihr ein fieberhaftes Verlangen nach ihm geweckt. Sie wurde von lustvollen Gedanken an einen Mann beherrscht, der sie ganz eindeutig nicht wollte. Zweimal hatte sie sich ihm schon buchstäblich an den Hals geworfen, und beide Male hatte er widerstanden. Und das bei einem Mann, der selbst behauptete, kein Gentleman zu sein - es aber hervorragend verstand, einen zu imitieren.
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10. Kapitel
W ie geht es deiner Tante?«, fragte Fielding, als Esme am nächsten Morgen das Esszimmer betrat, und legte die Zeitung, in der er gelesen hatte, höflich auf den Tisch.
»Sie schläft noch.« Esme hielt den Blick gesenkt und schien fest entschlossen, ihn nicht anzusehen. »Ich fürchte, ich habe ihr gestern Abend ein bisschen zu viel Brandy in ihren Tee gegeben. Aber ich habe mich vergewissert, dass sie noch atmet, und sie schnarcht sogar ein bisschen.«
Fielding konnte nicht umhin zu bemerken, dass Esme heute Morgen besonders hübsch aussah. Das rötlich braune Haar fiel ihr in Locken über den Rücken, die so weich aussahen, dass er nichts lieber getan hätte, als mit seinen Fingern hindurchzufahren. Sie trug ein einfaches und ziemlich abgetragenes Kleid in einem zarten Lavendelton, der ihre makellose helle Haut betonte. Als sie ihn endlich ansah, stieg ihr eine helle Röte in die Wangen.
»Es duftet köstlich hier«, sagte sie.
Er zeigte auf das Büfett. »Der Marquis hat keine Kosten und Mühen gescheut. Allerdings glaube ich, dass unser Gastgeber noch schläft. Er hatte eine lange Nacht.«
»Das kenne ich«, murmelte Esme, während sie geräucherten Fisch, Eier und noch warmes Brot auf ihren Teller gab.
»Hast du nicht gut geschlafen?« Er trank einen Schluck Kaffee und dachte daran, dass er keine Ruhe gefunden hatte, was ihn sowohl verärgerte wie überraschte. Egal, was in seinem Leben vorging, er hatte bisher noch nie Probleme mit dem Einschlafen gehabt. Gestern Nacht jedoch, als er Esme in ihr Schlafzimmer hatte gehen sehen, war er versucht gewesen, ihr zu empfehlen, die Tür hinter sich abzuschließen. Er war nicht sicher gewesen, der Verlockung widerstehen zu können, die von ihr ausging.
Er hatte schon viele Frauen geküsst. Natürlich führte er nicht Buch darüber, und es gab auch keine Kerben in seinem Bettpfosten, aber er hatte mehr als seinen Teil des schöneren Geschlechts gehabt. Und er wäre weder einfühlsam noch romantisch, würde er behaupten, noch mit keiner anderen Frau als Esme einen leidenschaftlicheren Kuss erlebt zu haben. Als Esme auf seinem Schoß gesessen hatte, war er versucht gewesen, ihr einfach die Röcke hochzuschieben und sie zu nehmen. Doch auch wenn er keine Bedenken hatte, mit unverheirateten Frauen zu schlafen, so war er entschieden dagegen, junge Frauen zu verführen, die noch unschuldig waren.
Sie zögerte einen Augenblick, bevor sie antwortete. »Ich habe nur über eine Lösung unseres Problems nachgedacht.« Sie setzte ihren Teller auf dem blütenweißen Leinentischtuch ab und nahm neben Fielding Platz. »Es muss doch eine Möglichkeit geben, diesen Armreif loszuwerden. Ich würde meinen, wir versuchen, ihn durchzusägen«, schlug sie mit einem unsicheren Lächeln vor, »aber vermutlich wurde das Metall mit irgendetwas behandelt, um dem vorzubeugen.«
Eine Metallsäge! Fielding ergriff Esmes Hand und drehte sie, um sich die Innenfläche ihres Handgelenks anzusehen. »Daran habe ich nicht einmal gedacht«, gestand er, während er mit zwei Fingern über die blasse Haut an ihrem Handgelenk strich. Ihr Puls flatterte unter seiner Berührung, und ein leiser Seufzer entrang sich
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