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Zauberhafte Versuchung

Zauberhafte Versuchung

Titel: Zauberhafte Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn DeHart
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für beide Seiten zufriedenstellende Lösung finden können.« Seine Art zu sprechen beschwor bei Esme das Bild einer zischelnden Schlange herauf. Vielleicht hatte sich so auch Eva im Paradies gefühlt, bevor sie von dem Apfel abgebissen hatte.
    »Ich werde keine Geschäfte mit Ihnen machen«, lehnte Esme kalt ab.
    »Sind Sie sicher?«
    »Allerdings.«
    Seine Stimme wurde sanfter. »Aber Sie wissen doch noch gar nicht, was ich Ihnen anzubieten habe.« Er zog erneut an seiner Zigarre und lächelte.
    Esme bedachte ihn mit einem bösen Blick.
    Plötzlich packte er sie am Handgelenk, so fest, dass sich der Armreif in ihr Fleisch bohrte. »Was haben wir denn hier?«
    Sie versuchte, ihre Hand zurückzuziehen, aber er ließ nicht locker.
    »Wie ich sehe, waren meine nichtsnutzigen Gehilfen nicht die Einzigen, die Pandoras Sirenengesang nicht widerstehen konnten.« Der Rabe schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Von Ihnen, Miss Worthington, hätte ich allerdings etwas mehr Zurückhaltung erwartet.«
    Nun, dann war also zumindest einer der Männer zu dem Raben zurückgekehrt. Und offenbar waren sie auch ehrlich hinsichtlich der gestohlenen Armreifen gewesen. Esme spürte, wie ihre Furcht von Neugierde verdrängt wurde. Denn sollte es ihr gelingen, diesem Mann Informationen über die beiden anderen Armbänder zu entlocken, würde sie Fielding vielleicht einen Vorteil verschaffen können. Dann würde er schon sehen, wie nützlich sie ihm sein konnte.
    »Wie kommen Ihre Männer mit den Verwünschungen zurecht?«, fragte sie mit einem mokanten Lächeln. »Ist Ihnen irgendetwas Ungewöhnliches an ihrem Verhalten aufgefallen?«
    Der Rabe zog langsam eine Augenbraue hoch, dann lächelte er Esme an. »Verwünschungen?«, wiederholte er gedehnt. »Was ist es denn, was Sie befallen hat, Miss Worthington?«, fragte er mit neu erwachtem Interesse in den Augen.
    Er dachte vielleicht, ihr keinen Anhaltspunkt gegeben zu haben, doch Esme wusste nun, dass der Rabe die Büchse der Pandora bislang nicht wegen der machtvollen Flüche zu finden versucht hatte, die sie angeblich enthielt. »Oh, Sie wussten also nichts davon.« Esme lachte. »Dann wissen Sie also auch nichts über den zweiten Fluch. Wie schade. Aber sagen Sie mir doch, warum Ihnen so viel an dieser Büchse liegt?«, fragte sie.
    Er zuckte mit den Schultern. »Es ist ein Kunde von mir, nicht ich, der das Artefakt haben will. Aber reden wir doch über das Geschäft, das ich Ihnen vorschlagen möchte.«
    Esme setzte eine spöttische Miene auf, um ihre Schadenfreude zu verbergen. Er konnte sie nicht täuschen. Es gab keinen solchen Kunden. Denn gäbe es einen, würde der Rabe jetzt, nachdem er von den Flüchen wusste, seinen Teil der Abmachung bestimmt nicht mehr erfüllen wollen. In ihren Abenteuerromanen war das jedenfalls immer so. »Nichts, was Sie mir anbieten könnten, würde mein Interesse wecken.«
    »Ich kann sehr überzeugend sein, Miss Worthington.« Eine leise Drohung schwang in seinem Ton mit.
    Esme kam der Gedanke, dass dies ein Katz-und-Maus-Spiel sein könnte, in dem sie die arme kleine Maus und er die schlaue Katze war. Ein Schweißtropfen lief ihr über den Rücken. »Und ich kann sehr, sehr eigensinnig sein«, erwiderte sie mit vorgetäuschter Tapferkeit.
    Er lachte laut. »Sie sind eine charmante Frau. Genau wie ihre Tante.«
    Als hätte ihr der Rabe die Hände um den Hals gelegt und zugedrückt, schien sich Esmes Luftröhre zusammenzupressen. Sie warf einen Blick zur Kutschentür und wünschte, Fielding würde endlich kommen.
    »Was wissen Sie von meiner Tante?«, flüsterte sie.
    »Eine ganze Menge.« Er blies langsam den Rauch seiner Zigarre aus, der ihr entgegenwehte. »Sie geht jeden Dienstag in die Guildham Library und setzt sich vorzugsweise in eine Ecke im ersten Stock. Und sie plaudert gern, auch wenn das Reden mit ihr oftmals recht ermüdend sein kann. Sie kann wirklich ohne Pause über irgendetwas plappern.«
    O Gott. Esme kämpfte gegen ihre Fluchtgedanken an, weil sie erfahren musste, was er noch zu sagen hatte, was er sonst noch über Thea wusste. Um diesem Impuls nicht nachzugeben, umklammerte sie den Rand der Kutschenbank.
    »Halten Sie sich von ihr fern«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, obwohl ihr klar war, dass er ihre Drohung nicht ernst nehmen würde. Trotzdem musste sie ihn warnen, und wenn es darauf ankam, würde sie auch einen Weg finden, um Thea zu beschützen.
    Wieder lachte er, aber dann verflog seine Belustigung.

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