Zauberin von Darshiva
»Das wird wohl das beste sein. Irgendwie gerätst du allein immer in Schwierigkeiten.«
»Schwierigkeiten? Ich?« entrüstete sich Silk.
Zakath rieb sein stoppeliges Kinn. »Ich komme ebenfalls mit. Ich glaube nicht, daß ich der Prägung auf den Münzen noch sehr ähnle.« Er funkelte Belgarath kurz an. »Wie haltet Ihr das bloß aus?« Er kratzte sich wütend im Gesicht. »Dieses Jucken macht mich noch verrückt!«
»Ihr gewöhnt Euch daran«, versicherte ihm Belgarath. »Ich würde mich nicht wohl fühlen, wenn mein Gesicht nicht juckte.«
Das Städtchen schien ein Marktflecken zu sein, der irgendwann einmal befestigt worden war. Es kauerte auf einer Hügelkuppe, umgeben von einer dicken Steinmauer mit Wachttürmen an jeder Ecke. Die ungebrochene Wolkendecke, die über ganz Darshiva lag, ließ es grau und trostlos erscheinen. Das Tor war unbewacht, und Silk, Garion und Zakath ritten hindurch auf eine offenbar verlassene Straße.
»Schauen wir mal, ob wir irgend jemanden finden«, sagte Silk. »Wenn nicht, können wir uns zumindest aus den Läden holen, was wir brauchen.«
»Bezahlt Ihr nie für etwas, Kheldar?« fragte Zakath scharf.
»Nicht, wenn es nicht unbedingt sein muß. Kein ehrlicher Kaufmann läßt sich eine Gelegenheit zu stehlen entgehen. Also, machen wir uns daran!«
»Ist dir klar, daß dies ein sehr unredlicher kleiner Mann ist?« wandte sich Zakath an Garion.
»Das ist uns schon des öfteren aufgefallen.«
Sie bogen um eine Ecke und sahen, wie eine Gruppe Arbeiter in un-gebleichten Linnenkitteln unter der Aufsicht eines schwitzenden, feisten Mannes einen Wagen beluden.
Silk zügelte sein Pferd. »Wo sind all die Leute, Freund?« fragte er den Fetten.
»Fort. Entweder nach Gandahar oder Dalasien geflüchtet.«
»Geflüchtet? Wovor?«
»Wo seid Ihr gewesen, Mann? Urvon kommt!«
»Wirklich? Das habe ich nicht gehört.«
»Jeder in Darshiva weiß es!«
»Zandramas wird ihn aufhalten«, erklärte ihm Silk beruhigend.
»Zandramas ist nicht hier.« Der Fette brüllte plötzlich einen seiner Arbeiter an. »Paß doch mit dieser Kiste auf! Die Sachen sind zerbrechlich!«
Silk ritt näher heran. »Wohin ist sie? Zandramas, meine ich.«
»Wer weiß das schon? Und wen sollte es interessieren? Seit sie die Herrschaft über das Land an sich riß, gibt es hier nur Schwierigkeiten.« Der Feiste wischte sich mit einem schmutzigen Tuch übers Gesicht.
»Das laßt die Grolims besser nicht hören!«
»Grolims!« schnaubte der Fette. »Sie waren die ersten, die davonrann-ten. Urvons Armee benutzt Grolims als Brennstoff.«
»Warum sollte Zandramas ihr Land verlassen, wenn sie am nötigsten gebraucht wird?«
»Wer weiß schon, warum sie irgendwas tut?« Der Fette schaute sich nervös um, dann sagte er leise: »Ganz unter uns, Freund, ich glaube, sie ist irrsinnig. Sie hielt eine Zeremonie in Hemil ab. Einem Erzherzog von Melcena hat sie eine Krone aufgesetzt und gesagt, daß er jetzt der Kaiser von Mallorea ist. Ich wette, wenn Kal Zakath ihn in die Finger kriegt, wird er schnell einen Kopf kürzer sein.«
»Darauf möchte auch ich wetten«, sagte Zakath ruhig.
»Dann hielt sie eine Rede im Tempel von Hemil«, fuhr der Fette fort.
»Sie sagte, der Tag sei nahe.« Er schnaubte verächtlich. »Solange ich mich erinnern kann, haben irgendwelche Grolims immer behauptet, daß der Tag nahe sei. Doch offenbar sprach jeder von einem anderen Tag. Jedenfalls ist sie vor ein paar Tagen hier durchgekommen und hat uns wissen lassen, daß sie sich zu dem Ort begibt, wo der neue Gott von Angarak erwählt wird. Sie hielt eine Hand hoch und deutete darauf. ›Das ist ein Zeichen, daß ihr und ich siegen werden!‹ Ich erschrak zuerst ganz ordentlich, das dürft Ihr mir glauben. Unter ihrer Haut wirbelten Lichtpünktchen! Ich dachte zunächst wahrhaftig, daß dies etwas sehr Wichtiges zu bedeuten haben müßte, aber mein Freund, der Apotheker, der sein Geschäft gleich neben meinem hat, erinnerte mich daran, daß sie eine Zauberin ist, die den Leuten etwas vormachen kann, daß sie alles sehen, was sie will. Das erklärt es, nehme ich an.«
»Hat sie sonst noch was gesagt?« fragte Silk angespannt.
»Nur, daß ihr neuer Gott vor dem Ende des Sommers kommen wird.«
»Hoffen wir, daß sie recht hat«, sagte Silk. »Vielleicht hören dann diese schrecklichen Unruhen auf.«
»Das bezweifle ich«, antwortete der Fette düster. »Ich glaube, wir werden noch mit sehr viel Unannehmlichkeiten rechnen müssen.«
»War
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