Zauberin von Darshiva
– ja, ich glaube schon.«
»Du bist ein guter König – wahrscheinlich einer der besten auf der Welt
– , aber es ist leicht, bei einem so kleinen Reich ein guter Herrscher zu sein. Du hast mein Reich gesehen, zumindest einen Teil davon, und ich bin sicher, du hast zumindest eine Ahnung, wie viele Personen in ihm leben. Es wäre absolut unmöglich für mich, ein guter König zu sein. Deshalb bin ich statt dessen ein Kaiser.«
»Und ein Gott?« fragte Garion durchtrieben.
»Nein. Diese Einbildung überlasse ich Urvon und Zandramas. Der Verstand von Leuten, die Göttlichkeit erstreben, leidet, und glaube mir, ich brauche meinen wach und unbeschädigt! Das erkannte ich, nachdem ich mein halbes Leben damit vergeudet hatte, Taur Urgas zu vernichten.«
»Garion, Schatz«, rief Ce’Nedra vom Einspänner.
»Ja?«
»Könntest du bitte mal kurz hierherkommen? Die Wölfin winselt ein wenig, und es nützt nichts, wenn ich sie frage, was sie will, weil ich sie nicht verstehen kann.«
»Ich bin gleich zurück«, versprach Garion Zakath. Er wendete Chretienne und trottete zum Wagen zurück.
Ce’Nedra hatte immer noch den Welpen auf ihrem Schoß. Das Junge lag selig auf dem Rücken, streckte alle viere von sich und genoß es, daß sie sein pelziges Bäuchlein kraulte.
Die Wölfin lag daneben auf dem Sitz, ihre Ohren zuckten, und sie blickte traurig drein.
»Hast du Schmerzen?« erkundigte sich Garion.
»Redet dein Weibchen immer soviel?« wimmerte sie.
Es war ebenso unmöglich, sie anzulügen, wie eine ausweichende Antwort zu geben. »Ja«, gestand er.
»Kannst du nichts tun, daß sie aufhört?«
»Ich werde es versuchen.« Er wandte sich an Ce’Nedra. »Die Wölfin ist sehr müde. Sie möchte gern schlafen.«
»Ich halte sie nicht davon ab.«
»Du hast zu ihr geredet«, sagte er behutsam.
»Ich wollte nur, daß sie sich mit mir anfreundet, Garion.«
»Das hat sie bereits. Sie mag dich. Aber laß sie jetzt schlafen.«
Ce’Nedra schmollte. »Ich werde sie nicht mehr belästigen.« Das klang leicht gekränkt. »Ich werde statt dessen mit dem Jungen reden.«
»Auch er ist müde.«
»Wie können sie am hellichten Tag nur so müde sein?«
»Wölfe jagen gewöhnlich des Nachts. Jetzt ist ihre übliche Schlafens-zeit.«
»Oh! Das wußte ich nicht. Also gut, Garion. Sag ihr, ich werde still sein, während sie schlafen.«
»Kleine Schwester«, wandte er sich wieder an die Wölfin. »Sie ver-spricht, nicht zu reden, solange deine Augen geschlossen sind.«
Die Wölfin blickte ihn verwirrt an.
»Sie glaubt, daß du dann schläfst.«
Der Wölfin gelang es, regelrecht bestürzt auszusehen. »Ist es möglich, daß man in der Sprache der Menschen etwas sagen kann, das nicht die Wahrheit ist?«
»Manchmal.«
»Wie erstaunlich. Also gut. Wenn dies die Regel des Rudels ist, werde ich es tun. Es ist jedoch ungewöhnlich.«
»Ja, ich weiß.«
»Ich werde die Augen schließen«, erklärte die Wölfin. »Ich werde sie den ganzen Tag geschlossen halten, wenn sie das davon abhält, mir die Ohren vollzureden.« Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und schloß die Augen.
»Schläft sie?« flüsterte Ce’Nedra.
»Ich glaube schon«, antwortete Garion ebenfalls flüsternd. Dann wendete er und kehrte an die Spitze des Zuges zurück.
Die Gegend wurde immer hügeliger und zerklüfteter, je weiter sie westwärts kamen. Zwar blieb die Wolkendecke nach wie vor dicht, doch im Lauf des Nachmittags wurde es am Westhorizont ein wenig heller.
Sie klapperten über eine Steinbrücke, die über einen Wildbach führte.
»Das Wasser riecht frisch, Belgarath«, sagte Durnik. »Ich glaube, es kommt aus dem Gebirge.«
Belgarath blinzelte die Klamm hoch, aus der der Bach kam. »Schau dich doch um«, schlug er vor. »Such ein geeignetes Fleckchen für das Nachtla-ger. Gutes Wasser ist in Darshiva rar, also sollten wir es nutzen.«
»Genau meine Absicht!« Sogleich ritten der Schmied und sein hünenhafter Freund bachauf.
Sie machten ihr Lager ein paar hundert Meter aufwärts in der Klamm, wo eine Biegung des Baches einen geschwungenen Kiesstrand freigelegt hatte. Nachdem sie die Pferde getränkt hatten, fing Polgara zu kochen an.
Sie schnitt Steaks aus dem Rinderviertel und kochte eine dicke Erbsen-suppe mit Schinkenwürfeln. Dann legte sie zum Anwärmen einen Riesen-laib dunkles Bauernbrot neben das Feuer, und die ganze Zeit summte sie vor sich hin. Wie immer befriedigte Kochen offenbar ein tiefes Bedürfnis in ihr.
Das Essen, das
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