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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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zu mir kommen?« In seinen Augen passiert etwas, ein nervöses Zucken der Lider und dann ist da ein Ausdruck von Erstaunen, gefolgt von absoluter Ratlosigkeit. Er sieht mich an, hilflos.
    »Ich weiß es nicht«, antwortet er schließlich. »Ich weiß es wirklich nicht.« Ich nicke, wobei mir mein Kopf bleischwer vorkommt. »Ich liebe dich«, beteuert Gregor und nimmt meine Hand, »aber ich liebe sie auch.« Der Boden unter mir beginnt zu schwanken, ich drehe mich um und tapse auf bloßen Füßen in mein Schlafzimmer, auf das Bett zu. Dort setze ich mich auf die Matratze und verstecke meine eiskalten Beine unter der Decke. Schutzsuchend ziehe ich sie bis zum Kinn hinauf. Gregor ist mir gefolgt, bleibt einen Moment zögernd vor mir stehen und macht dann Anstalten, sich neben mich zu legen.
    »Untersteh dich«, fauche ich ihn an und er fährt erschrocken zurück. Wortlos sehen wir uns an. In meinem Kopf rasen die Gedanken. Er liebt sie auch. Das sind ja ganz neue Töne. Also ist sie nicht die verblendete Spinnerin, für die ich sie gehalten habe, die nicht wahrhaben will, dass ihre Ehe zu Ende ist, dass ihr Mann sie nicht mehr liebt. Doch, das tut er. Und ich frage mich so langsam, ob die verblendete Spinnerin nicht eher die Person ist, die mir morgens aus dem Badezimmerspiegel entgegensieht. »Das ist eine Information, die ich gerne ein bisschen früher bekommen hätte«, bringe ich mühsam hervor.
    »Ich weiß doch auch nicht, was ich machen soll, Luzie«, mit diesen Worten setzt Gregor sich auf den Bettrand und fasst unbeholfen nach meiner Hand, »ich bin seit sieben Jahren mit ihr verheiratet, es ist nicht so einfach, alles hinzuschmeißen und von vorne anzufangen. Uns verbindet einfach sehr viel.« Sprachlos lausche ich seinen Ausführungen, um ihm dann mit einem Ruck meine Hand zu entziehen.
    »Ich habe nie behauptet, dass es einfach ist. Du hast doch große Töne gespuckt, dass ich deine einzige große Liebe bin und dass du dich von Anna trennen wirst«, sage ich verzweifelt und kann die Tränen jetzt nicht mehr zurückhalten.
    »Nun wein doch nicht«, bittet er mich, aber ich schüttele heftig den Kopf. Und ob ich weine.
    »Doch, ich weine, und wie ich weine. Ich wünschte, ich hätte dich nie kennengelernt«, schleudere ich ihm ins Gesicht. Er zuckt zurück, als hätte ich ihm einen Schlag versetzt.
    »Sag das nicht.«
    »Hör auf, mir zu sagen, was ich tun oder sagen soll«, schluchze ich. »Verschwinde aus meiner Wohnung. Was fällt dir eigentlich ein, hier mitten in der Nacht aufzutauchen?«
    »Ich hatte Sehnsucht«, ist alles, was ihm dazu einfällt. Ich hebe ruckartig den Kopf und funkele ihn an:
    »Geh zu deiner Frau! Ich will dich nie wiedersehen! Du warst der größte Fehler meines Lebens!« Er sieht mich an, die Tränen kullern ungebremst aus meinen Augen, die Nase läuft und ich wische sie mit meinem Handrücken ab. »Nun geh schon«, sage ich heftig und schubse ihn von mir weg. Ich habe nur noch einen Wunsch: alleine zu sein und mich meinem Schmerz hinzugeben. Ich kann hier nicht vor seinen Augen zusammenbrechen, diesen letzten Rest Würde will ich mir erhalten, aber lange schaffe ich das nicht mehr. Mein Hals fühlt sich an, als hätte ich einen ganzen Apfel am Stück verschluckt, meine Lungen sind ein nasser Schwamm, durch den ich mühsam ein- und ausatme. Durch die Tränen in meinen Augen sehe ich Gregor verschwommen zu, wie er sich langsam erhebt und in Richtung Flur schleicht. Ich spüre förmlich, wie er darauf wartet, dass ich ihn zurückrufe, aber ich weiß, wenn ich das nächste Mal den Mund aufmache, dann werde ich schreien. Deshalb sage ich auch nichts von dem, was ich noch auf dem Herzen habe, als Gregor, jetzt wieder in Jacke und Schuhen, noch mal den Kopf durch die Schlafzimmertüre steckt. Sein Anblick tut mir körperlich weh. Ich möchte ihm sagen, dass ich ihn liebe, mehr als irgendetwas auf der ganzen Welt. Dann sehe ich seinen leidenden Gesichtsausdruck und möchte ihm am liebsten den Hals umdrehen. Er macht tatsächlich den Eindruck, als würde ich ihn verletzen und nicht umgekehrt. Er sieht mich an und sagt mit wehleidiger Stimme:
    »Na gut, wenn du es so willst …« Er will dich nur provozieren, warnt mich eine innere Stimme. Ausnahmsweise höre ich auf sie und schweige. »Es tut mir leid«, kommt es gequält von Gregor. Ich sitze nur da und warte darauf, dass es vorbei ist. Dass er endlich geht. Und das tut er dann auch. Nicht ohne noch ein dramatisches, heiseres »Ich werde

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