Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
kurz nach und schüttelte dann den Kopf. »Allerdings werden die natürlich nicht so abgehärtet sein. Also sollten wir die Ladung ergänzen, mit einem Laderaum voller… nun, was immer unsere Börse hergibt. Kriegsgefangene und was weiß ich nicht alles. Der Zweite Maat, Torg, hat schon vorher auf Sklavenschiffen gedient und kennt viele Auktionäre. Er wird das Geschäft ins Rollen bringen.«
»Aber Sklaverei ist in Bingtown doch ungesetzlich«, wandte Keffria unsicher ein.
Kyle lachte dröhnend. »Noch. Aber nicht mehr lange, wie ich vermute. Und du brauchst keine Angst zu haben, Liebes. Ich habe nicht die Absicht, mit ihnen in Bingtown anzulegen. Wir werden eine schnelle Reise geradewegs durch die Innere Passage nach Jamailliastadt unternehmen und dann nach Norden fahren, an Bingtown vorbei nach Chalced. Niemand wird uns behelligen.«
»Die Piraten«, meinte Keffria schüchtern.
»Sie haben der Viviace niemals gefährlich werden können. Wie oft hast du gehört, wie dein Vater damit prahlte, wie schnell sie ist und wie gewandt sie durch die Kanäle segelt? Jetzt, da sie erwacht ist, dürfte sie das noch besser können. Die Piraten wissen, dass es sinnlos ist, ein Zauberschiff zu verfolgen. Sie werden uns in Ruhe lassen. Du brauchst dir keine Sorgen wegen Dingen zu machen, über die ich schon nachgedacht habe. Ich würde diesen Weg nicht einschlagen, wenn es mir riskant vorkäme.«
»Die Ladung selbst könnte für ein Zauberschiff ein Risiko darstellen«, meinte Ronica ruhig.
»Was fürchtest du, eine Art Meuterei? Nein. Sie sind angekettet und die ganze Fahrt über sicher unter Deck verstaut.«
Kyle schien verstimmt über ihre Einwände gegen seinen Plan.
»Das könnte die Sache noch schlimmer machen.«
Ronica versuchte freundlich zu bleiben, als würde sie nur ihre Meinung äußern, statt auf eine Gefahr hinzuweisen, die er eigentlich selbst hätte sehen müssen. »Zauberschiffe, also Lebensschiffe, sind empfindsame Geschöpfe, Kyle. Und die Viviace ist gerade erst erwacht. Genauso wie du Malta keinen… Unannehmlichkeiten aussetzen würdest, die die Sklaven während des Transports erleiden, so sollte auch die Viviace davor geschützt werden.«
Kyle runzelte die Stirn, doch dann glättete sich seine Miene.
»Ronica, mir sind die Traditionen nicht unbekannt, die die Zauberschiffe umgeben. Und ich werde sie respektieren, soweit unsere Finanzen das erlauben. Wintrow wird an Bord sein, und er wird jeden Tag Zeit bekommen, einfach nur mit dem Schiff zu reden. Er wird ihr versichern können, dass alles in Ordnung ist und dass nichts von alldem, was passiert, etwas mit ihrem Wohlergehen zu tun hat. Außerdem beabsichtige ich auch keine unnötigen Grausamkeiten. Die Sklaven müssen natürlich gefangengehalten und beaufsichtigt werden, aber darüber hinaus werden sie keine schlechte Behandlung erfahren. Ich glaube, dass du dir unnötig Sorgen machst, Ronica. Außerdem, selbst wenn das Schiff beunruhigt ist, dann nur für eine kurze Zeit. Welchen Schaden kann das schon anrichten?«
»Du scheinst das alles gut durchdacht zu haben«, erwiderte Ronica. Sie hoffte, dass ihre Stimme umgänglich klang, und sie versuchte, statt des Ärgers, den sie empfand, Besorgnis mitschwingen zu lassen. »Es gibt natürlich Geschichten darüber, was ein verunsichertes Lebensschiff alles tun kann. Manche behaupten, dass sie den Wind nicht nutzen, der ihre Segel bläht, dass sie schwanken und den Kurs verändern, wo sie eigentlich ruhig dahinsegeln sollten, dass sie an ihren Ankerketten zerren… Aber all das ist zweifellos nichts, mit dem eine lebhafte und gut ausgebildete Mannschaft nicht fertig würde. Die schwereren Fälle sind angeblich die, in denen ein Zauberschiff verrückt wird. Die Pariah ist wohl das berühmteste von ihnen. Es gibt noch Gerüchte von anderen Schiffen, Zauberschiffe, die hinausfuhren und niemals zurückkamen, weil sie sich gegen ihre Besitzer und ihre Mannschaft gewendet haben…«
»Und in jedem Jahr gibt es ganz gewöhnliche Schiffe, die hinausfahren und nie zurückkehren. Stürme und Piraten sind ein genauso wahrscheinlicher Grund, warum ein Zauberschiff nicht zurückkehrt, wie der, dass es verrückt wird«, schnitt Kyle ihr ungeduldig das Wort ab.
»Aber wenn du und Wintrow an Bord seid, dann könnte ich die Hälfte meiner Familie auf einen Schlag verlieren«, heulte Keffria plötzlich auf. »Ach, Kyle, glaubst du wirklich, dass es klug ist? Papa hat doch auch Geld mit der Viviace verdient und
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