Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
hinaufsegeln! Sklaven sind viel besser. Handle mit Sklaven und nimm Wintrow mit, wenn es sein muss, aber segle nicht den Regenwildfluss hinauf!«
Sie sah die beiden flehentlich an.
»Er würde niemals zurückkommen. Wir beide wissen es. Papa ist gerade tot, und jetzt reden wir davon, dass Kyle sich selbst umbringt!«
»Keffria, du bist überspannt und reagierst übertrieben auf alles.«
Der Blick, den Kyle Ronica zuwarf, besagte, dass sie schuld daran war, weil sie die Phantasie ihrer Tochter anstachelte. Ronica ärgerte sich darüber, aber sie unterdrückte ihren Zorn, weil ihre Tochter ihren Ehemann gekränkt anblickte. Da ist die Chance, dachte Ronica. Eine Chance.
»Ich kümmere mich um sie«, schlug sie Kyle freundlich vor.
»Ich bin sicher, dass du genug damit zu tun hast, das Schiff vorzubereiten. Komm, Keffria. Gehen wir in meinen Salon. Ich bitte Rache, uns Tee zu bringen. Eigentlich fühle ich mich selbst auch ein wenig überspannt. Komm, überlassen wir für eine Weile Kyle diese Angelegenheiten.«
Sie stand auf, schlang den Arm um Keffrias Taille und führte sie aus dem Raum. Retten , dachte sie. Ich werde von dem, was du mir hinterlassen hast, mein Liebster, retten, was ich kann.
Wenigstens eine Tochter werde ich sicher bei mir behalten.
11. Konsequenzen und Reflexionen
»Und wenn ich diese Dokumente anfechten wollte?«, fragte Althea. Sie versuchte, ihre Stimme möglichst unbeteiligt klingen zu lassen, aber im Inneren zitterte sie vor Wut und Kränkung.
Curtil fuhr zögernd durch seinen spärlichen grauen Haarschopf. »Dagegen haben wir besonders sorgfältig vorgesorgt. Jeder, der dieses Testament anficht, wird automatisch davon ausgeschlossen.«
Er schüttelte den Kopf, beinahe entschuldigend. »Das ist eine Standardfloskel«, erklärte er freundlich. »Es bedeutet nicht, dass dein Vater etwa an dich gedacht hätte, als er es schrieb.«
Sie blickte von ihren verschränkten Händen hoch und sah ihm fest in die Augen. »Und Ihr glaubt, dass er genau das wünschte? Dass Kyle die Viviace übernimmt und ich von dem Gutdünken meiner Schwester abhänge?«
»Ich bezweifle, dass er es sich so vorgestellt hat«, erwiderte Curtil wohlüberlegt. Er trank einen Schluck Tee. Althea fragte sich, ob es eine Verzögerungstaktik war, mit der er Zeit zum Nachdenken gewinnen wollte. Der alte Mann streckte sich auf seinem Stuhl, als habe er eine Entscheidung gefällt. »Aber ich glaube, er wusste, was er tat. Niemand hat ihn hintergangen oder ihn getäuscht. Bei so etwas hätte ich niemals mitgemacht. Dein Vater wollte, dass deine Schwester die einzige Erbin wird. Er wollte dich nicht bestrafen, sondern eher das Schicksal der ganzen Familie sichern.«
»Nun, er ist mit beidem gescheitert«, sagte Althea barsch.
Dann senkte sie den Kopf und legte die Hände vors Gesicht. Sie schämte sich, dass sie so über ihren Vater gesprochen hatte.
Curtil ließ sie in Ruhe. Einige Zeit später hob sie wieder den Kopf. »Ihr müsst mich für einen Aasgeier halten«, sagte sie.
»Gestern ist mein Vater gestorben und heute komme ich und streite um einen Anteil an dem, was seins gewesen ist.«
Curtil hielt ihr ein Handtuch hin, das sie dankend annahm.
»Nein. Nein, das denke ich nicht. Wenn die Hauptstütze der eigenen Welt zusammenbricht, dann ist es nur natürlich, dass man sich am Rest festklammert und verzweifelt versucht, die Dinge so weit wie möglich so zu belassen, wie sie waren.«
Er schüttelte traurig den Kopf. »Aber niemand kann zum Gestern zurück.«
»Nein, das geht wohl nicht.«
Sie seufzte schwer und dachte über ihren letzten verzweifelten Strohhalm nach. »Das Händler-Konzil. Kann ein Mann nach dem Gesetz von Bingtown nicht rechtlich an einen Eid wie an einen gesetzlichen Kontrakt gebunden werden, wenn er diesen Eid zu Sa geschworen hat?«
Curtil runzelte die Stirn. »Nun. Das kommt darauf an. Wenn ich in einem Wutanfall in einer Taverne bei Sa schwören würde, sagen wir, dass ich den und den umbringe, dann ist das ja schon von vornherein keine gesetzliche Aktion…«
Althea hatte keine Lust mehr, um den heißen Brei herumzureden. »Wenn Kyle Haven vor Zeugen geschworen hätte, dass er mir die Viviace zurückgeben würde, wenn ich beweisen könnte, dass ich ein würdiger Seemann wäre, und wenn er das bei Sas Namen geschworen hätte, könnte er dann dazu gezwungen werden?«
»Nun, technisch gesehen ist das Schiff Eigentum deiner Schwester, nicht seins…«
»Sie hat ihm die Kontrolle
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