Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
Angebot.«
»Ich würde neunzehn nehmen«, sagte Althea und sah, wie seine Miene aufleuchtete. »Falls Ihr zwei einfache Goldreifen dazugebt, um diese hier zu ersetzen«, fügte sie hinzu.
Nach einer weiteren halben Stunde verließ sie das Geschäft.
Zwei einfache Silberohrringe ersetzten die Ohrringe, die ihr Vater ihr zu ihrem dreizehnten Geburtstag geschenkt hatte. Sie bemühte sich, sie nur als eines von vielen Besitztümern zu betrachten, die sie verkauft hatte. Ihr blieb ja noch die Erinnerung daran, dass ihr Vater sie ihr geschenkt hatte. Des Schmuckes selbst bedurfte sie gar nicht. Es wären nur noch zwei weitere Gegenstände, auf die sie hätte aufpassen müssen.
Es war schon merkwürdig, was man alles als selbstverständlich hinnahm. Es war leicht gewesen, schweren Baumwollstoff zu kaufen. Aber sie musste auch noch Nadel, Faden und Fingerschutz erwerben. Und Scheren, um den Stoff zu schneiden. Sie beschloss, sich auch einen kleinen Segeltuchbeutel anzufertigen, um ihre Habseligkeiten darin zu verwahren. Falls sie ihren Plan umsetzte, wären das die ersten Besitztümer, die sie für ihr neues Leben gekauft hatte.
Als sie über den geschäftigen Markt ging, sah sie ihn mit ganz neuen Augen. Es ging jetzt nicht mehr einfach nur darum, wofür sie selbst genug Geld hatte oder womit sie das Familienkonto belasten musste. Plötzlich lagen einige Dinge einfach außerhalb ihres Budgets. Und zwar nicht nur prächtige Stoffe und wertvolle Juwelen, sondern auch so schlichte Dinge wie ein entzückendes Paar Haarkämme. Sie erlaubte es sich, die Kämme ein wenig länger zu betrachten, sie in ihr Haar zu stecken und sich in dem billigen Spiegel zu betrachten. Dann stellte sie sich vor, wie sie damit wohl beim Sommerball aussehen würde. Das fließende, grüne Seidenkleid, mit dem Spitzenbesatz aus cremefarbener Seide… Einen Augenblick lang konnte sie es fast sehen, schlüpfte beinahe zurück in das Leben, das bis vor wenigen Tagen noch ihres gewesen war…
Der Moment verstrich. Unvermittelt schienen Althea Vestrit und der Sommerball nur noch eine Geschichte zu sein, die sie sich ausgedacht hatte. Wieviel Zeit wohl verging, bis ihre Familie auf die Idee kam, ihre Seekiste zu öffnen? Ob sie errieten, welche Geschenke für wen bestimmt waren? Althea schwelgte sogar kurz in der Vorstellung, wie ihre Schwester und ihre Mutter eine Träne vergossen, wenn sie die Geschenke sahen. Die Geschenke von der Tochter und Schwester, die aus dem Haus vertrieben worden war. Sie lächelte verkniffen und legte den Kamm auf den Tresen zurück. Für solch alberne Tagträume war keine Zeit. Es spielt nicht einmal eine Rolle, ermahnte sie sich streng, ob sie die Truhe überhaupt aufmachen.
Wichtig war allein, dass sie einen Weg fand, wie sie überleben konnte. Denn im Gegensatz zu Brashens albernem Ratschlag würde sie nicht nach Hause kriechen wie irgendein verwöhntes, hilfloses Mädchen. Nein. Das würde nur beweisen, dass alles, was Kyle über sie gesagt hatte, stimmte.
Sie straffte sich und ging mit neuer Entschlossenheit über den Markt. Sie kaufte sich einige einfache Nahrungsmittel:
Pflaumen, ein Stück Käse und ein paar Brötchen, nicht mehr als das, was sie für den Tag brauchte. Zwei billige Kerzen und ein Paket Kienspäne mit Feuerstein und Stahl vervollständigten ihre Einkäufe.
Mehr konnte sie an diesem Tag in der Stadt nicht tun, aber sie zögerte trotzdem weiterzugehen. Sie wanderte noch eine Weile über den Markt, grüßte die, die sie erkannten, und nahm die Beileidsbekundungen zum Tode ihres Vaters entgegen. Es traf sie nicht mehr, wenn sie ihn erwähnten; Stattdessen versuchte sie schnell, im Gespräch darüber hinwegzukommen, wie über eine Peinlichkeit. Sie wollte nicht an ihn denken und schon gar nicht mit relativ Fremden über das Leid sprechen, das sein Verlust ihr bereitete. Und am allerwenigsten wollte sie in ein Gespräch gezogen werden, in dem etwa die Kluft zu ihrer Familie zur Sprache kam. Wieviel Leute wohl schon davon wussten? Kyle würde es sicher nicht begrüßen, wenn es überall herumposaunt wurde, aber die Dienstboten würden trotzdem tratschen. Das taten sie immer. Es würde sich schnell herumsprechen. Und sie wollte weg sein, bevor der Klatsch sich in der ganzen Stadt verbreitete.
Es gab sowieso nicht viele Menschen in Bingtown, die sie erkannten. Außer einigen Schiffsmaklern und Händlern, mit denen ihr Vater Geschäfte gemacht hatte, kannte sie auch kaum jemanden. Sie hatte sich über
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